Female Entrepreneurship Sechs Gründerinnen im Gespräch

Sechs Gründerinnen im Gespräch

Raffaela Rein, CareerFoundry

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Dein Job bei Rocket?

Global Venture Development Team. Ich habe drei Firmen in Asien und Australien gegründet.

Wie lange warst du dabei?

Circa anderthalb Jahre.

Wichtigstes Learning?

Ruhe bewahren. Gründen ist eine Achterbahnfahrt. Die meisten Annahmen, die man trifft, sind nicht korrekt. Man macht viele Fehler und wird ein Meister da­rin, diese frühzeitig zu erkennen.

Was ist bei euch anders?

Die Firmenkultur. Wir haben sie anders aufgebaut. Gehälter sind bei uns beispielsweise transparent, Beförderungen werden vom gesamten Team entschieden.

Was machst du jetzt?

Ende 2013 habe ich mit Martin Ramsin CareerFoundry gegründet, eine Onlineschule für Berufe der digitalen Wirtschaft.

Warum ausgerechnet das?

Es gibt etwa eine Million offene IT-Stellen in Europa, die wegen des Mangels an Fachkräften nicht besetzt werden können.

Hast du den Schritt in die Selbstständigkeit je bereut?

Nein, da ich wusste, worauf ich mich einlasse. Zweifel habe ich natürlich manchmal, das Auf und Ab nervt. Trotzdem weiß ich gar nicht mehr, wie ich ohne das Adrenalin auskommen würde.

Dein Tipp für Gründer?

Am Anfang wird man von fast niemandem ernst genommen und muss sich sehr ins Zeug legen, um Menschen zu überzeugen, mit einem zu kooperieren. Das ist auch eine sehr gute Schule für das eigene Ego – man bleibt auf dem Boden der Tatsachen!

Nora Blum, Selfapy

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Dein Job bei Rocket?

Ich bin bei HR gestartet und habe später als Global Venture Development Manager gearbeitet, die längste Zeit bei Foodora.

Wie lange warst du dabei?

Anderthalb Jahre.

Was ist dir geblieben?

Alles. Rocket ist die beste Schule, wenn man ein Unternehmen gründen will. Ich wurde in verschiedenen Bereichen geschult und habe mit Tools gearbeitet, die wir auch heute benutzen. Vor allem lernt man, unter extremem Druck zu arbeiten.

Als frauendominiertes Online­therapie­-Startup ist der Umgangston unterm Strich ein wenig freundlicher.

Warum bist du gegangen?

Ich bin Psychologin und wollte immer schon ein Unternehmen aufbauen, das Menschen mit psychischen Störungen hilft.

Was treibt dich an?

Bei meiner Arbeit als Psychologin wurde mir die unzureichende Versorgungssituation bewusst. Ich wollte etwas daran ändern. Daher bin ich zu Rocket, um die Skills zu erlernen, ein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Ist der Plan aufgegangen?

Ja, aber im Gesundheitswesen trifft man auf Regularien und Hindernisse, mit denen man nicht rechnet. Man ist für alles selbst verantwortlich, arbeitet unendlich viel und zudem zunächst ohne Sicherheit und Gehalt. Da hat man sich schon ab und zu kurz zu Rocket zurückgesehnt.

Dein Tipp für Gründer?

Urlaub machen. Ein bisschen Pause zwischen Rocket und der Gründung wäre bestimmt nicht ganz verkehrt gewesen.

Lea-Sophie Cramer, Amorelie

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Dein Job bei Rocket?

Ich bin als Vice President International bei Groupon eingestiegen und am ersten Arbeitstag mit Oliver Samwer nach Japan geflogen, wo wir ein Startup übernommen haben. Später habe ich den asiatischen Bereich mit 1 200 Leute geführt.

Wie lange warst du bei Rocket?

Sechs Monate, ehe ich zu Groupon wechselte.

Was hast du mitgenommen?

Unter anderem, dass Ambitionen, Intelligenz und Willensstärke wichtiger sind als die perfekten Erfahrungen im Lebenslauf.

Wann war dein Reset-Moment?

Als ich aus Asien nach Berlin zurückkam. In meinem Umfeld gab es zig Startup-Ideen. Keine überzeugte mich. Dann hatte mein Mitgründer Sebastian Pollok diesen Geistesblitz. Ich spürte sofort: Das ist es.

Was machst du heute?

Ich bin Gründerin und Geschäftsführerin von Amorelie.

Warum ausgerechnet Sextoys?

Ich finde es großartig, die Gesellschaft zu provozieren. Mit Amorelie befreien wir Liebesspielzeug von seinem Schmuddel­image, zeigen neue Perspektiven auf Beziehungen, Sexualität und Hilfsmittel und setzen uns dabei immer für eine Gleichberechtigung der Geschlechter ein.

Was war die größte Hürde?

Zu Beginn dachten wir ganz nach Rocket-Manier, dass wir durch ein perfektes Onlinemarketing den Markt gewinnen werden. Das war falsch: Aufgrund unserer Produkte und Branche konnten wir zum Großteil nicht auf die klassischen Onlinemarketingmaßnahmen zurückgreifen.

Gab es einen Moment der Reue?

Am Anfang hatte ich Angst zu versagen, aber bereut habe ich nichts.

Dein Tipp für Gründer?

Nicht direkt im Bootstrap-Modus mit der erstbesten Idee starten. Denn die wichtigste Ressource, die ihr einsetzen werdet, ist eure Energie. Diese zu verschwenden ist fatal.

 

Der Text stammt aus der Ausgabe 03/2017. Titelgeschichte: “Besser als Tindern. Mitgründerin Whitney Wolfe verließ Tinder im Streit. Jetzt bekämpft sie mit der Dating- und Networking-App Bumble Sexismus.“ Mehr Infos gibt es hier.

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