Productivity & New Work Spektakuläre, krasse, unerwartete Abgänge und Wechsel in Unternehmen

Spektakuläre, krasse, unerwartete Abgänge und Wechsel in Unternehmen

Die Marktwirtschaft ist ja bekanntlich durchzogen von Skandalen, krummen Dingern und ganz viel anderem soapverdächtigem Kram, der nur darauf wartet verfilmt zu werden. Aber es muss ja nicht immer gleich kriminell sein. Auch Abschiede, Kündigungen oder Wechsel vom einen zum anderen Unternehmen warten oft mit krimiwürdiger Qualität auf, die sich zu erzählen lohnen. Klar, viele sind bekant und werden groß besprochen – wie zur Zeit der Wechsel von Googles AI-Chef John Giannandrea, der von Apple abgeworben wurde. Andere wiederum sind heute allenfalls noch Randnotizen. Wir haben vier interessante, spektakuläre, skandalöse Beispiele gesammelt.

Ernst von Freyberg

Ein Finanzinstitut, das vielleicht nicht gleich jeder auf dem Schirm, dafür aber unglaublich viel Dreck am Stecken hat, ist die Vatikanbank oder, wie sie eigentlich heißt, das Istituto per le Opere di Religione (IOR). Die „Bank Gottes“ war und ist bekannt für anonyme Nummernkonnten, Mafia-Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Die FAZ schrieb 2013: „ein Offshoreparadies für dunkle Finanzgeschäfte“ und das mitten in Europa. Zu dieser Zeit wurde genau diesem Ruf der Kampf angesagt, Papst Benedikt XVI holte neue Manager, unter anderem den Juristen Ernst von Freyberg, der eine Null-Toleranz-Politik gegen Finanzkriminalität verfolgte – und dafür von Freunden eine schusssichere Weste für den „Höllenjob im Vatikan“ geschenkt bekam. Im Juli 2014 ging er wieder und hinterließ ein Haus, das dann zwar etwas transparenter war, das Nachfolger Papst Franziskus aber trotzdem zunächst schließen wollte. Hat er letztlich doch nicht getan, und die Bank produzierte weiter Skandale, von einem Leiter, der sich wegen Pädophilie vor Gericht verantworten musste, über einen Vize, der nun „Hausverbot“ im Vatikan hat, bis hin zu brisanten Machtintrigen.

Gwen

Okay, wer ist Gwen? Keine Managerin zwar und auch sonst kein großer, bekannter Name. Für einen spektakulären Abgang hat sie trotzdem gesorgt – auf der wohl größtmöglichen aller Bühnen: in der Super Bowl Werbeunterbrechung. Die Ingenieurin wollte im Puppenspielergeschäft Fuß fassen und tat dies der Welt – und ihrem Chef – vor einem Millionenpublikum mit einem Spot kund, unterstützt von Godaddy und dem Schauspieler John Turturro. Nach diesen 30 Sekunden wusste also auch ihr Chef Ted, dass Gwen wohl schon bald nicht mehr zur Arbeit kommt.

Josef Ackermann

Wow, der Ackermann. Seine Aktionen und Wechsel verursachten des Öfteren medialen Redebedarf. Bis zur öffentlichen Watschen 2005 durch Bundeskanzler Gerhard Schröder hat er es gebracht, als er damals – noch Chef der Deutschen Bank – zuerst ein Rekordergebnis und dann den Abbau von 6000 Arbeitsplätzen verkündete. Ein Publikumsliebling war der Mann ja nie – wurde ihm doch auch Anregung zur Steuerflucht, Waffenhandel und Zocken mit Nahrungsmitteln vorgeworfen. Ein Abgang aus eigenem Entschluss sollte im Jahr 2013 noch einmal für Schlagzeilen sorgen, als er seinen Posten als Präsident des Verwaltungsrats bei der Zurich Insurance Group räumte. Den Rücktritt gab er nach dem Suizid des Finanzchefs Pierre Wauthier bekannt, mit den Worten: „die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet sein mag.“

Deniz Yücel

Nicht nur in der Wirtschaft gibt es aufsehenerregende Abgänge. Und Mensch, was sorgte das für großes Bohei damals in der Medienwelt, als der Journalist Deniz Yücel 2015 Korrespondent bei der Welt wurde. Der Branchendienst kress sprach sogar von einem echten „Personal-Coup“. Warum? Bevor Yücel deutschland- und weltweit traurige Berühmtheit als Erdogans Geisel erlangte war der nämlich der wohl spitzzüngigste und schärfste Redakteur der linken Tageszeitung taz. Zur Einordnung: die taz und der konservative Boulevard-Verlag Springer, zu dem auch die Welt gehört, haben eine lange Beziehung miteinander, die nicht zuletzt auf journalistisch-ethischer Rivalität beruht. So ist etwa an der Außenfassade der taz das Relief „Friede sei mit dir“, beziehungsweise „Pimmel über Berlin“ angebracht, das den ehemaligen Chefredakteur des Springerblatts Bild, Kai Diekmann, mit einem riesigen Gemächt zeigt. Der hatte nämlich geklagt, nachdem die taz 2002 einen satirischen Beitrag veröffentlicht hatte, in dem behauptet wurde Diekmann würde sich einer Penisvergrößerung unterziehen wollen. Die beiden Häuser stehen in Sichtweite zueinander. Lange Rede, kurzer Sinn, Yücel ging zur Welt und wurde mit den warmen Worten „in kollegialer Liebe“ von Kollegin Silke Burmester verabschiedet: „Was soll denn der Scheiß?! Tickst Du noch ganz sauber, Du Arsch?“

Foto: Wikipedia

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