Leadership & Karriere Studie: Attraktivität bei Männern als Karriere-Killer?

Studie: Attraktivität bei Männern als Karriere-Killer?

Bisher belegen Studien über Studien, dass Frauen, Ältere, Personen mit Migrationshintergrund in Bewerbungsverfahren nahezu chancenlos sind, selbst wenn sie die gleichen Skills mitbringen. Daher gibt es in Deutschland seit 2006 im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz den Paragraphen, der die Benachteiligung aufgrund von ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Geschlecht oder sexueller Identität sowie Behinderung oder Alters untersagt. Doch eins wird nicht aufgeführt: Attraktivität. Zwar hält sich schon lange die Office-These: Attraktivität bei Männern gleich Kompetenz, doch nun belegt eine britische Studie, dass das gar nicht Karriere förderlich ist – nämlich dann, wenn sie ZU gut aussehen.

Eher unglaubwürdig? Gleich vier verschiedene Experimente, die Sunyoung Lee von der UCL School of Management mit einem Forschungsteam durchgeführt hat, beweisen, auch unsere männlichen (weißen) Mitstreiter haben Nachteile. Nämlich genau dann, wenn sich die Führungskräfte vom hübscheren Neuling bedroht fühlen. Erwarten die Entscheider, dass sie mit dem Neuen im Arbeitsumfeld konkurrieren müssen, bevorzugen sie eher Unattraktive und diskriminieren damit die „Schönlinge“.

Den Posterboy lieber absägen

Das Ganze nennt sich dann „Attractiveness Discrimination“ und ist deswegen problematisch, weil das Bewerten von non-work-related Performances schnell zu suboptimalen Mitarbeitern führen und langfristig vielleicht sogar den Erfolg der Firma bedrohen kann. Die Organisationsforscherin Lee erklärt diese subjektive Kandidatenauswahl mit der Evolution: In einer Kampfsituation fühlt sich der „Weniger-Schöne“ schnell unterlegen. Um dem vorzubeugen, wird der Schönling einfach nicht eingestellt.

Gut aussehen kann manchmal hinterlich sein…lieber die Bewerbung ohne Foto einsenden?

Anders sieht es allerdings nach der Studie aus, soll der hübsche Bewerber als Teamplayer eingesetzt werden. Plant der Personaler, den Neuen in kooperativen Kreisen einzusetzen, werden Schöne sogar wieder bevorzugt. Insgesamt kommt es also darauf an, in welchem Zusammenhang der Bewerber eingesetzt werden soll – je nachdem, bekommt er Benefits oder wird fallen gelassen. Da haben wir es wieder: Die Bosse denken nur an ihre Vorteile und wie sie gut dastehen. Lee nennt das „self-interested motives“.

Mit fotolosen CVs zur Equality?

Sollten wir also doch nochmal über die CVs ohne Bewerbungsfoto nachdenken? Denn hier fängt die „Attractiveness Discrimination“ ja schon an. Great Britain, Frankreich, Spanien und die Benelux-Länder machen es schon vor, hier haben sich die anonymisierten Anschreiben schon etabliert und in Kanada sind Bewerbungsfotos sogar verboten.

By the way: Bei Frauen konnte Forscherin Lee diesen Split nicht nachweisen. Hier wird sowohl im „Cooperation“- als auch im „Competition“-Kontext die Hübschere bevorzugt. Liegt wohl daran, dass sich die immer noch zumeist männlichen Bosse von einer Frau nicht bedroht fühlen. Traurig aber wahr!

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