Leadership & Karriere Bragi: Das Ohr dieses Typen ist schlauer als du

Bragi: Das Ohr dieses Typen ist schlauer als du

Bis aus The Dash wirklich jener diskrete Assistent wird, liegt noch einiges an Arbeit vor Hviid und seinen Leuten. Das Modell, das im Frühjahr in den Handel kam, ist aktuell noch wenig mehr als ein eleganter Fitnesstracker mit zugehöriger App fürs Handy, ein smartes, vollkommen kabelloses In-Ear-Headset mit fancy Knochenschall-Mikrofon. Doch in The Dash, der via Bluetooth mit einem Handy verknüpft werden kann, aber nicht muss, stecken vier Gigabyte Speicher und ein Computer mit eigenem Betriebssystem. Für das sollen Programmierer neuartige Anwendungen entwickeln. Die Möglichkeiten des mit Sensoren bepackten Kopfhörers sind noch lange nicht ausgereizt. Künftig könnte The Dash etwa messen, ob sein Träger gestresst ist, und ihm helfen, zu entspannen. Querschnittsgelähmte sollen mit ihm ihren Rollstuhl steuern können, Epileptiker vor einem Anfall gewarnt werden. „Wenn ich im Auto sitze und bestimmte Kopfbewegungen mache, sagt mir mein diskreter Assistent: Du kriegst vielleicht gleich einen Anfall, fahr bitte rechts ran“, erklärt Hviid.

Vor drei Jahren noch hat kaum jemand geglaubt, dass das, was Hviid bauen will, technisch überhaupt möglich ist. Doch im Februar 2014 erzielt er den ersten Achtungserfolg. Die Kickstarter-Kampagne für The Dash wird zur erfolgreichsten Europas. In sechs Wochen bekommt Bragi von den Unterstützern 3,4 Mio. Dollar. Das ursprüngliche Ziel von 260 000 Dollar wird in weniger als 48 Stunden erreicht. 16 000 -Backer wollen die Kopfhörer haben. Hviids Versprechen ist verlockend: Er will jedem, auch dem Kerngesunden, die Chance geben, das Beste aus seiner Zeit zu machen.

Sein Kopfhörer, davon ist er fest überzeugt, werde seine Nutzer unterstützen, besser zu werden – in allem. The Dash könnte ihnen etwa helfen, den eigenen Laufstil zu perfektionieren, an ihrer Schwimmtechnik zu feilen, eine Fremdsprache zu lernen oder schöner zu singen. Klar, das können Smartphones im Zweifelsfall auch. Doch sobald es Bragi gelingen sollte, neben all den Sensoren noch eine Mobilfunkanbindung in The Dash unterzubringen, wird es kaum gute Gründe geben, ein Smartphone mitzuschleppen, wenn man einen persönlichen Assistenten im Ohr haben kann. Der soll nicht nur den Alltag des Trägers verbessern, sondern auch die Kommunikation der Menschen untereinander. Zu Hviids Visionen gehört zum Beispiel auch die Idee, dass es eines Tages ein Programm für The Dash gibt, das beim Telefonieren Emotionen in Sprache übersetzt. „Wenn du zum Beispiel deine Arme verschränkst, könnte das Programm deine Stimme verzerren, sodass du ein bisschen böser klingst“, sagt Hviid. „Und wenn du lächelst, könnte es deine Stimme freundlicher machen.“ Normal reden reicht nicht, um zu erkennen, ob der andere gerade gut oder schlecht gelaunt ist? „Nein, das hörst du nicht“, sagt Hviid. „Führ mal eine Beziehung durch ein Telefon.“ Er klingt dabei so, als wüsste er, wovon er spricht, aber dazu später.

BRAGI

Bragis Kickstarter-Kampagne und damit der Tritt ins Rampenlicht ist erst zwei Jahre her, doch Hviid hat das Gefühl, in dieser Zeit um 15 Jahre gealtert zu sein. Er sieht müde aus. Die vielen 100-Stunden-Wochen haben Spuren hinterlassen. Als sie den Prototyp entwickelt haben, mussten Hviid und seine Mitarbeiter manchmal nächtelang durcharbeiten. Ursprünglich wollte er The Dash im Herbst 2014 ausliefern. Der Termin wurde immer wieder verschoben. Die beiden Ohrknöpfe miteinander zu verbinden, war viel komplizierter als anfangs gedacht. Hardware kam kaputt in Deutschland an, Vorführexemplare gaben vor wichtigen Präsentationen den Geist auf, das Geld drohte knapp zu werden. Als sich die Backer die Kopfhörer endlich in die Ohren stecken können, ist es Anfang 2016. Und das Modell leidet derzeit noch an einigen Kinderkrankheiten.

Erfahrt auf der nächsten Seite mehr zu Bragi.

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