Leadership & Karriere Made in Germany macht bei der Digitalisierung halt

Made in Germany macht bei der Digitalisierung halt

Aus gutem Grund: Überträgt man Technologie Know-how auf einzelne Experten, trainierte Fachkräfte und wenige Manager, wird der notwendige Wandel nicht geschehen. Einem Outsourcing gleich verhungern die befähigten Digitalisierer, weil die Verantwortung für den technologischen Wandel auf einer kleinen Gruppe ruht und diese mit ihrem Wissen keine Basis finden. Denn nur, wenn alle Mitarbeiter eines Unternehmens auf der Reise mitgenommen werden und ein organisationsweites Re-Skilling stattfindet, wird der Nährboden zu einer Transformation gelegt.

Es braucht einen Kulturwandel in Unternehmen

Digitalisierungserfolge in etablierten Unternehmen gehen aus meiner Sicht immer mit einem Kultur- und Mentalitätswandel einher. Die Einbettung des technologischen Fortschrittes in die Arbeitswirklichkeit ist notwendig. Training ist sinnvoll, aber bitte „on the Job“. Anpassungsfähigkeit, Kreativität und Kooperationswilligkeit sind der Schmierstoff für erfolgreiche Verhaltensänderung. Jedoch lassen sich diese Verhaltensweisen nicht verordnen. Sie müssen erlebt und incentiviert werden.

Um der Komplexität des Wandels Herr zu werden, braucht es die nötige Transformationserfahrung, wie Unsicherheit im Change-Prozess überwunden werden kann. Wenn die Arbeitsweise unter Druck gerät, Hierarchien flacher werden, die Geschwindigkeit zunimmt und Transparenz zum Erfolgsfaktor werden, kommt es zunehmend stärker auf den Einzelnen an.

Dabei spielt die Sorge vor Veränderung eine zentrale Rolle. Den Deutschen unterstellt man eine besondere Neigung eben dazu. Dabei ist die „digitale Transformation“ gar nicht so furchterregend, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Man muss nur wissen, wie man mit ihr umgeht – sowohl auf der Organisations- als auch auf der Arbeitsebene. Um das herauszufinden, hat Google über einen Zeitraum von zwei Jahren 180 Teams beobachtet, um per Algorithmus den Code des perfekten Miteinanders zu knacken – und so die Spielregeln für die Transformation angstfrei gestalten zu können. Allen Daten zum Trotz kamen sie nicht hinter die Erfolgsformel.

Erst durch die Ergänzung der Beobachtungsmethode um psychologische und soziologische Faktoren wurde ein valides Ergebnis erzielt: Die „psychologische Sicherheit“ (psychological safety) macht den Unterschied in der Zusammenarbeit (Google hat hier die wissenschaftlichen Ergebnisse geteilt).

Die breite Mitarbeiterschaft ist strukturell in die Veränderung einzubeziehen. Dabei spielt die Dramatik der Veränderung eine erhebliche Rolle, da diese viele überrennt und überfordert. Wenn Routinen in Frage stehen, herrschen Unsicherheit und Ablehnung. Daher müssen die jüngsten Belege erfolgreicher Zusammenarbeit Berücksichtigung finden: Menschen müssen sich sicher fühlen, um die Veränderung anzunehmen und zur eigenen Sache zu machen. Denn gerade die „Digitalisierung“ ist nicht Sache des Chefs, sondern geht uns alle an.

Christian Rätsch

 

Christian Rätsch ist CEO der Kreativagentur Saatchi & Saatchi Deutschland. Ihn begeistert die Vereinfachung des Lebens durch die Digitalisierung. Auf seinem Blog beschäftigt er sich daher mit den Trends und Möglichkeiten neuer Technologien.

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