Female Entrepreneurship Blogger Bazaar: Der Erfolg der deutschen Vorreiter im Influencer Marketing

Blogger Bazaar: Der Erfolg der deutschen Vorreiter im Influencer Marketing

Wer seine Karriere auf dem Flohmarkt startet und damit in den Jetset kommt, liegt richtig. Das Geheimnis der Kreativagentur Blogger Bazaar.

Für manche ist ein Flohmarkt bloß ein netter Samstag, an dem man ollen Krempel in Kleingeld ummünzt. Für Tanja Trutschnig und Lisa Banholzer aber begann damit ihre große Karriere. Gemeinsam leiten sie Blogger Bazaar, eine Kreativagentur für Digital Branding, spezialisiert auf sogenanntes Influencer-Marketing. Was klingt wie ein Satiretitel auf Quatschvisitenkarten, ist seriöses Business: Trutschnig und Banholzer haben bereits Kampagnen und Strategien für Marken wie Mercedes, Samsung, Lancôme, Shiseido, Asos oder Net-a-Porter entwickelt.

Am Anfang stand ein Praktikum beim Münchner Onlineshop Stylight. Dort arbeitete Trutschnig 2013 erstmals mit Modebloggern zusammen, sah, wie die jungen Frauen mit Kleidung und Gadgets überhäuft wurden – und kam auf die Idee, einen Flohmarkt zu veranstalten, um die ganzen Designerfummel wieder loszuwerden. Eben einen Blogger Bazaar. Trutschnig überzeugte Sponsoren, nahm ihre Freundin Banholzer, die damals noch mitten im Studium steckte, mit an Bord, und der Flohmarkt wurde zu einem supererfolgreichen Event.

Trutschnig und Banholzer waren fasziniert von der Anziehungskraft ihres Basars. Die Blogger-Community war damals in Deutschland noch überschaubar, wurde als Beruf kaum ernst genommen. „Wir hatten das Gefühl: Mit dieser Idee kann man wirklich was reißen“, sagt Banholzer. Also entschieden sie sich, Blogger Bazaar schnell in weitere Städte zu bringen, bevor es jemand anderes tat. Zehn weitere Flohmärkte organisierten sie deutschlandweit, Banholzer schmiss ihr Studium, um voll einsteigen zu können. Nach ein paar Monaten starteten sie unter dem Namen Blogger Bazaar auch ein eigenes Modeblog.

PR-Flohmarkt für Influencer Marketing

Schnell wurden die Basare zum Anlaufpunkt für PR- und Marketingleute, die sich ein Bild von der wachsenden Influencer-Szene machen wollten. Das war der entscheidende Punkt, sagt Trutschnig. „Die Menschen brauchten das Offline-Erlebnis, um zu sehen, dass es diese Blogger wirklich gibt und dass sie beliebt sind.“ Vor allem konnten Trutsch­nig und Banholzer mit eigens für die Sponsoren entwickelten Aktionen live demonstrieren, wie Kooperationen mit Bloggern aussehen könnten. So ließen sie diese zusammen mit Fans bestimmte Klamotten customizen. Ohne es beabsichtigt zu haben, schufen sie damit ihre ersten Showcases. Und das wirkte: Immer mehr Marken suchten bei Blogger Bazaar Rat, wie sie mit Bloggern kooperieren können. Trutschnig und Banholzer erklärten ihnen: Warum sollte man mit einem Blogger zusammenarbeiten? Was ist digital überhaupt möglich? Und man hörte den jungen Frauen zu.

„Ich war 24, hatte mein Studium abgebrochen und saß mit Marketingchefs an einem Tisch“, sagt Banholzer. „Aber wir konnten denen was erzählen, weil wir Digital Natives sind und uns über die Zeit viel Wissen angeeignet haben.“ Danach ging alles wahnsinnig schnell. Bald waren Trutschnig und Banholzer nicht mehr nur als Consultants gefragt; sie bekamen erste Aufträge, auch Kampagnen umzusetzen. Wenig später fingen sie an, eigene Projekte zu konzipieren und diese gezielt bei Marken zu pitchen. „Bestimmt hatten viele am Anfang Zweifel. Aber die waren beeindruckt, mit welchem Ehrgeiz wir da rangegangen sind. Und dass wir große Visionen und innovative Ideen hatten“, sagt Banholzer.

Eine dieser Ideen, die Blogger Bazaar im Juni 2014 den endgültigen Durchbruch brachte, hieß „Die perfekte Sommervilla“. Dafür flogen Trutschnig und Banholzer zehn Influencer nach Ibiza, um diese mit Sonnenbrillen, Kleidchen und Bikinis bestimmter Marken in einer schicken Villa abzulichten. Drumherum strickten sie Storys, um das Ganze nach einem spaßigen Sommerurlaub unter Freundinnen aussehen zu lassen. Das Versprechen: Die Zielgruppe werde deutlich mehr angesprochen als vom üblichen Produkt-in-die-Kamera-Gehalte. In Deutschland war Blogger Bazaar Vorreiter mit diesem Konzept. Das zog: Arbeiteten Trutschnig und Banholzer anfangs noch aus ihrer Münchner WG-Küche, hat Blogger Bazaar seit Anfang 2016 ein Büro in Berlin und inzwischen drei Angestellte.

Mittlerweile zählen Trutschnig und Banholzer selbst zu Deutschlands bekanntesten Mode-Influencern. Auf ihrem Instagram-Kanal sieht man sie von Fashionweeks zu Modeshootings jetten. Die schillernde Oberfläche eines erfolgreichen Business, in dem die Konkurrenz größer geworden ist. Heute, wo junge Menschen als Traumberuf Influencer angeben, überschwemmen mehr und mehr Agenturen die Branche.

Vorteile als Insider

Der USP von Blogger Bazaar aber bleibt, wie wahnsinnig tief Trutschnig und Banholzer in ihrer Branche stecken. „Wir wissen ganz genau, welche Bloggerin gerade einen Boyfriend hat, wer vegan geworden ist oder wer gerade Reisepläne hat und eine Kampagne deswegen nicht umsetzen kann“, sagt Trutschnig. Außerdem wissen sie aus eigener Erfahrung, welche Inhalte funktionieren, und können bei Events einschätzen, welches Produkt wo platziert werden muss, damit Influencer wie sie ein Bild auf Instagram posten.

Das Erfolgsrezept von Blogger Bazaar? Sie waren immer ein bisschen schneller als alle anderen. Sie haben früh erkannt, wie ernst man Blogger und Influencer nehmen sollte. Und wie viel Geld in der Branche steckt, sobald man Unternehmen vermitteln kann, dass zielgerichtete Blogger-Kooperationen mehr bringen als teure TV-Spots. „Die haben verstanden“, sagt Trutschnig, „dass Blogger und Influencer nicht weggehen werden, sondern ein nachhaltiges Kommunikationstool sind.“ Der Bedarf an Orientierung dürfte in der Branche so schnell nicht kleiner werden.

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe 05/2017. Titelgeschichte: Gestartet als durchgeknalltes Kondom-Startup berät Einhorn Products jetzt milliardenschwere Konzerne. Mehr Infos gibt es hier.

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