Female Entrepreneurship Ollies Schwester: Nora Vasconcellos ist die erste Pro-Skaterin bei Adidas

Ollies Schwester: Nora Vasconcellos ist die erste Pro-Skaterin bei Adidas

Einsam beim Skaten

Was es aber auch bedeutet: Teil einer von Männern dominierten Industrie zu sein. An der Spitze der Szene stehen Idole und Legenden wie Tony Hawk, Mark Gonzales, der Deutsche Titus Dittmann oder der aktuelle Shootingstar Nyjah Huston. Das Pro-Team von Adidas umfasst derzeit 27 Fahrer – 26 von ihnen sind männlich. „Skateboarding war lange Zeit ein einsamer Sport für mich“, sagt Vasconcellos. Sie war die einzige Frau in ihrem Freundeskreis, die ihre Freizeit mit Skateboarding verbrachte. „Die Jungs im Skatepark fühlten sich von mir eingeschüchtert, wussten nicht, wie sie mit mir umgehen sollten.“ So erging es fast eine Generation vor ihr Elissa Steamer. Die erhielt Ende der Neunziger als erste Frau ein eigenes Deck und den heiß begehrten Status eines Pro-Skaters. Fun Fact: Auch bei „Tony Hawk’s Skateboarding“ war die heute 43-jährige Steamer der erste weibliche Charakter.

Aber es tut sich was in der Skateboardszene: Eine neue Generation von Frauen drängt in die Skateparks und Halfpipes. Das Modemagazin „Vogue“ hat kürzlich einen ausführlichen Artikel über deren zunehmenden Einfluss veröffentlicht. Neben Nora Vasconcellos sind es Personen wie die 26-jährige Lacey Baker, die erste Queer-Skaterin im Team von Nike, oder Brighton Zeuner, 23 Jahre alt, die bei den X Games im vergangenen Jahr die Goldmedaille in der Disziplin „Skateboard Park“ gewann. Die fordern jetzt den Boys Club heraus. Erst seit 2008 erhalten Frauen und Männer bei den X Games das gleiche Preisgeld.

Für Vasconcellos hat an dieser Entwicklung vor allem Social Media einen erheblichen Anteil. „Es gibt keinen Mittelsmann mehr, der sagt, was cool ist und was nicht. Du kannst heute direkt mit der Welt kommunizieren.“ Das habe das Bild von Frauen in Skateparks positiv geprägt, sagt sie.

Im Netz finden sich zahlreiche Videos, die elegante, fehlerfreie Läufe durch die Skateparks zeigen. Souverän lassen die Fahrer ihr Brett unter den Füßen drehen und über Bordsteine gleiten. Fast noch lieber geklickt werden aber Videos, die sich ausschließlich mit den Fails und Stürzen beschäftigen. Keine andere Disziplin kultiviert den Misserfolg, das „Fail faster“ mehr als das Skateboarding. Hinfliegen, bluten und wieder aufstehen ist die DNS des Sports.

Nächster Schritt Olympia

Wie gesagt, Skateboarding funktioniert wunderbar als Parabel. Selbstdisziplin, Geduld und harte Arbeit sind die drei wesentlichen Erfolgsfaktoren – auf dem Skateboard wie im Leben insgesamt. Was Vasconcellos in all den Jahren gelernt hat: „Wenn du Dinge aus den falschen Gründen machst, wird es nicht funktionieren.“

Genau das möchte sie auch den Kids von heute ans Herz legen. Vasconcellos engagiert sich bei Skateistan, einer NGO, die ursprünglich aus Afghanistan stammt und Jugendlichen mittels Skateboarding Bildung und Selbstvertrauen vermitteln möchte. Mehr als die Hälfte der Schüler sind Mädchen. Vasconcellos sieht sich gerne in der Rolle des Vorbilds.

Für sie selbst folgt in zwei Jahren ein weiterer wichtiger Meilenstein. In Tokio 2020 wird Skateboarding zum ersten Mal olympisch. Vasconcellos sagt: „Das wird unserer ganzen Branche guttun.“ Sie erwartet mehr Fördergelder, professionellere Strukturen. Natürlich will auch sie nach Tokio. Mit dem Brett vom Bordstein bis zur Skyline bei Olympia. Reggie Rocket wäre stolz auf sie.

 

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 02/2018. Darin porträtieren wir Lea-Sophie Cramer, Gründerin von Amorelie. Nach der Übernahme durch ProSiebenSat.1 soll sie die Konzerntochter zu einer Lifestylemarke ausbauen. Außerdem: Quiz-App HQ Trivia, Schauspieler Bryan Cranston, DJ-Gott David Guetta und wie immer viele weitere Geschichten. Mehr Infos gibt es hier.

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