Leadership & Karriere Shopaholic oder Office-Yogi? Zehn Pausen-Typen und ihre cleveren Tricks

Shopaholic oder Office-Yogi? Zehn Pausen-Typen und ihre cleveren Tricks

Der Gameboy

Kreatives Loch? Schreibblockade? Keine Idee, wo im Code sich der Programmierfehler versteckt? Dann muss Ablenkung her. Kicker, Spielkonsole, Tischtennisplatte stehen inzwischen in jeder Agentur und jedem Startup für den Gameboy bereit. Dem nervigen Schreibtischnachbarn einen Headshot verpassen oder die Kollegen bei „Donkey Kong“ überragen, wenn man beim Erklimmen der Karriereleiter schon auf den letzten Platz abonniert ist. Anschließend ist der Kopf wie freigepustet und hoffentlich wieder voller neuer, bunter Ideen.

Gibt’s da Daten? Fast eine Arbeitswoche geht pro Jahr fürs Kickern drauf. Denn spielt man eine Runde pro Tag und dauert eine Partie zehn Minuten, macht das bei 230 Arbeitstagen schnell 38 Stunden. Super Sonderurlaub! Und meckert der Chef mal, kann man sich prima mit Teambuilding rausreden, denn laut einer Harvard-Studie funktionieren Teams, die physisch zusammenarbeiten, viel besser.

Lieblingssatz: „Am Kicker, ASAP!“

Lieblingsort: das Bällebad

Equipment: die Konsole

Der Power-Napper

So ein Schreibtisch-Nickerchen ist etwas Feines, weiß dieser Kollege. Und er weiß auch, wo er bei Youtube das schönste Grillenzirpen findet, das er sich auf seine Noise-Cancelling-Kopfhörer legen kann, um sich auf die grüne Wiese fortzuträumen. Der Power-Nap gilt unter chronisch Übermüdeten als Geheimwaffe, um binnen Minuten die Akkus wieder aufzuladen. In den USA, Japan und England finden ­Power-Napper sogar öffentliche Schlafräume. Deutschland hat erst einen davon, in Berlin. 20 Minuten Power-Nap kosten 8 Euro, eine Massage ab 30 Euro. Diesen Wellnesstrend haben auch Firmen verstanden und heuern Masseure an, die die Mitarbeiter im 15-Minuten-Takt über die Liege schieben.

Gibt’s da Daten? 44 Prozent der Deutschen machen Power-Naps. Laut einer internationalen Umfrage der National Sleep Foundation gönnte sich 2013 jeder Fünfte ein bis zwei Nickerchen innerhalb der letzten zwei Wochen. In den USA und Japan schlummert sogar jeder Zweite tagsüber. Optimal sind laut Flinders University zehn Minuten: Die Müdigkeit nimmt danach sofort ab, und die Leistungsfähigkeit steigt für die nächsten drei Stunden. Laut Schlafexperten der Universität Regensburg sogar um bis zu 35 Prozent.

Lieblingssatz: „Nur fünf Minuten …“

Lieblingsort: das Bürosofa

Equipment: die Schlafbrille

Der Prokrastinator

Eigentlich will er ja nur im Web was recherchieren, doch da poppt dieses Video auf. Supersüße Katzenaugen leuchten den Prokrastinator von seinem Desktop an. Und im nächsten Clip tollen megadrollige Mopswelpen umher. Und zack, hat er sich wieder einmal hoffnungslos im niemals endenden Strom aus Cat-Content, Photoshop-Fail-Klickstrecken und Influencer-Pics verloren. Dient irgendwie ja alles zur Inspiration, und das ist ja auch Arbeit, oder nicht?

Gibt’s da Daten? 70 Prozent checken ihre Social-Media-Kanäle in der Arbeitszeit, jeder Fünfte sogar länger als eine Stunde pro Tag, so die US-Studie von Bambu 2016. Die meisten scrollen immer mal zwischendurch oder in der Mittagspause. Jeder Zehnte nutzt aber auch die Zeit auf der Toilette. Vier von fünf sagen, soziale Medien beeinflussten ihre Produktivität negativ.

Lieblingssatz: „Ich recherchier das mal.“

Lieblingsort: im World Wide Web

Equipment: die Maus

Der Fresssack

Die Bonbongläschen sind akkurat auf dem Desk aneinandergereiht, das Kleingeld für die Snackbox liegt abgezählt neben der Tastatur bereit, und auf dem Rückweg vom Lunch macht er noch einen Abstecher zum Supermarkt. Für den Fresssack bedeutet Food-Koma reinste Entspannung. Aber auch Taktik: Mit Schokoriegel in den Händen lässt sich schlecht arbeiten – aber gut relaxen. Feierabend-Work-out und Obstkörbe sind seine Sache nicht, wofür die anderen im Office ihn verspotten. Sollen sie, denn der Fresssack weiß: Stehen Überstunden an, werden sie auf der Suche nach Zucker schon noch angekrochen kommen.

Gibt’s da Daten? „Bei der Arbeit esse ich oft Schokoriegel oder andere Süßigkeiten“, sagten 14 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen bei der Ernährungsstudie der Techniker Krankenkasse 2017. Laut deren Stressstudie von 2016 essen 27 Prozent der Erwerbstätigen zur Entspannung.

Lieblingssatz: „Mmh!“

Lieblingsort: die Snackbox

Equipment: Ähm, die Hände?

Der Shopaholic

In jedem Büro gibt es den Kollegen, der hektisch vom Lunch aufsteht, um eben schnell was einzukaufen oder sich dieses Muss-ich-haben-Paar Schuhe zu holen. An sich smart, denn der Shopaholic nutzt die Mittagszeit zu seinem Vorteil: Die Umkleiden sind leer, an der Kasse gibt es kein Gedrängel, und zum Feierabend ist alles erledigt. Nur sieht es vor den Kollegen so aus, als hätte man irgendwie zu viel Geld.

Gibt’s da Daten? Pro Monat gibt der Deutsche 342 Euro für Ernährung, 108 Euro für Bekleidung und Schuhe und 51 Euro für Körperpflege aus, so das Statistische Bundesamt 2016. Bei einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie 2017 sagten 30 Prozent der Frauen sogar: „Geld auszugeben ist einer der Wege, wie ich Stress abbaue.“ Dabei ist 40 Prozent egal, ob sie etwas brauchen oder nicht.

Lieblingssatz: „Ich geh noch kurz was umtauschen.“

Lieblingsort: die Mall

Equipment: der Jutebeutel

Der Highperformer

Jeder kennt ihn, diesen Übermenschen, der gefühlt niemals Pause macht, sich zum Kaffeeholen noch arbeitsrelevante Lektüre mitnimmt und beim Mittagessen – wenn er mal mitkommt – nur über das aktuelle Projekt redet. Der Job ist dem Highperformer Erfüllung. „Also ich schöpfe so viel Kraft aus Herausforderungen“, nervt er stets und ständig die Kollegen. Die fühlen sich folglich wie Ober-Loser, wenn sie sich nach zehn Stunden ermattet aus dem Office schleppen, während der Highperformer jetzt erst richtig produktiv wird.

Gibt’s da Daten? Ein Viertel der Erwerbstätigen lässt die Mittagspause ausfallen. Der Grund? 38 Prozent sagen: zu viel Arbeit, bei 47 Prozent passt die Pause nicht in den Workflow. Und die restlichen 15 Prozent haben einfach keinen Bock auf Pause, so der Stressreport 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Laut deren Report zur psychischen Gesundheit arbeiten 17 Prozent sogar mehr als 47 Stunden pro Woche. Die Folge? Zusammen mit hohem Arbeitstempo steigt das Burn-out-Risiko. Aber meistens halt leider auch die Karrierechancen.

Lieblingssatz: „Ich mach das noch schnell fertig.“

Lieblingsort: der Schreibtisch

Equipment: Kaffee, Mate, Energydrinks

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Der Text stammt aus der Ausgabe 04/18. Darin widmen wir uns ausführlich neuen Trends in der HR-Branche. Cover-Story: Ex-StudiVZ-Chef Michael Brehm. Der will Menschen von KI coachen lassen, damit Bots sie nicht abhängen. Außerdem: Eine Stadt im Weltraum, der Coworking-Gigant Wework im Optimierungswahn und ein Dossier zum Thema HR. Mehr Infos gibt es hier.

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