Leadership & Karriere Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank: “Als würden Fußballfans aus aller Welt gemeinsam kreieren“

Adidas-Chefdesigner Jürgen Rank: “Als würden Fußballfans aus aller Welt gemeinsam kreieren“

Hat Social Media Ihren Beruf stark verändert?

Auf jeden Fall. Früher hatte man einen einzigen Styler in der Mannschaft. Heute ist das anders. Beispiel Kabinenfotos: Früher lief noch jemand nackt durchs Bild. Jetzt reihen sich alle auf, jeder presst seinen Waschbrettbauch raus und schaut, dass er cooler aussieht als der andere, der neben ihm steht. Die Selbstdarstellung und der Fokus, sich bestens zu vermarkten und sich in Szene zu setzen, ist heute ein anderer.

Hat das die Arbeit eines Designers einfacher oder schwerer gemacht? Einerseits gibt es mehr Inspirationsquellen, andererseits muss man sich viel mehr auf Social Media für seine Arbeit rechtfertigen. Bei der WM 2014 gab es Petitionen gegen die weißen Hosen der Nationalmannschaft. Über Fußball lässt sich bekanntlich streiten – auch über die Outfits.

Ja, das hat sich sehr verändert. Ab 2012 ging es los und ist dann 2014 richtig eskaliert. Für manche Designer ist das nicht einfach, die Kommentare zu lesen – andere lesen sie erst gar nicht. Ich schaue sie mir aber an, denn es sind auch interessante Beiträge dabei, die zum Nachdenken anregen. Aber man muss schon sagen: 70 Prozent ist oft nur Hate. Gleichzeitig muss man aber auch jedem, der das Trikot zum ersten Mal sieht, eine Meinung zugestehen. Wir selbst sehen ein neues Design ja schon Monate vorher und haben eine längere Gewöhnungszeit. Eine PR-Kollegin hat einmal gesagt: Jetzt gibt es halt nicht nur 80 Millionen Bundestrainer, sondern auch 80 Millionen Bundesdesigner.

Adidas
Adidas-Story: Unser Redakteur Daniel Erk darüber, wie die Traditionsmarke wieder sexy wurde (Link via Foto).

Was sind andere Inspirationsquellen für Sie und Adidas, um den Zeitgeist einzufangen? Streetwear ist aktuell sehr en vogue und wird auch von der Highfashion geadelt.

Wir haben ein Team, das uns mit neuen Informationen versorgt, was es für neue Trends gibt. Aber natürlich machen wir uns vor Ort ein eigenes Bild. Gehen in die großen Städte der Welt und schauen, was als nächstes kommt. Wir unterhalten uns auch mit verschiedenen Influencern. An sich gilt: Immer mit offenen Augen durch die Gegend gehen. Letztendlich kommt es aber darauf an, dass sich die Spieler in den Trikots wohlfühlen, da gelten immer noch die alten Werte von Adi Dassler.

Was können heutige Unternehmer und Designer von Adolf Dassler lernen, dem Gründer von Adidas?

Sehr viel. Zum einen die Bodenständigkeit und gleichzeitig auch die Internationalität. Immer über den Tellerrand schauen, das Produkt verbessern und neue Märkte erschließen wollen, ohne die Herkunft zu vergessen. Das ist eine gute Kombination und macht authentisch.

Abschließende Frage: Ihr absolutes Lieblingstrikot – und warum?

Natürlich das von der Spielvereinigung Bayreuth – aus dem Jahre 1987. Wegen der Farbgebung und des Materials und wegen dem legendären Sponsor „Großschlächterei Wölfel“ vorne drauf.

 

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