“Claus Kleber hat direkt zugesagt“: Ein Aufklärungsbuch zum Klimawandel

Von Celia Parbey

Sie studieren beide Wirtschaftswissenschaften, haben mit Ökothemen also allenfalls indirekt zu tun. Wie kam es dazu, dass Sie nun ein Aufklärungsbuch zum Klimawandel veröffentlichen?

David Nelles: Wir saßen vor gut eineinhalb Jahren in der Mensa zusammen und haben uns über den Klimawandel unterhalten. Dabei haben wir relativ schnell gemerkt, dass wir zwar eine grobe Ahnung vom Thema, aber kein wirkliches Hintergrundwissen haben. Auf Fragen wie „Wie betrifft der Klimawandel unsere Gesundheit?“, „Wie stark trägt der Mensch ganz konkret zum Klimawandel bei?“ fielen uns keine handfesten Antworten ein. Um uns selbst zu informieren, wollten wir aber keine hochkomplexe Fachliteratur lesen. Wir haben ein Buch gesucht, das die Thematik anschaulich und verständlich auf den Punkt bringt. Möglichst kurz und kompakt. Weil es so etwas nicht gab, haben wir entschieden, es einfach selbst zu schreiben.

Warum bringen Sie das Buch im Selbstverlag heraus?

Christian Serrer: Wir wollten den Preis so gering wie möglich halten. Als Studenten war uns klar, das Buch darf eigentlich nicht mehr kosten als ’ne Pizza. Wir haben uns für 5 Euro entschieden, weil man es dann einfach mal so im Laden mitnimmt. Ein paar Kommilitonen aus der Verlagsbranche haben dann gemeint, dass bei 5 Euro kein Verlag mitmachen würde, weil sich das nicht lohnt. Deshalb haben wir diesen ganzen Verlagsapparat weggelassen und es selbst gemacht.

Wie haben Sie die Wissenschaftler für das Projekt gefunden?

Serrer: In unserem Buch hat jede Seite einen Themenbereich: Landwirtschaft, Kryosphäre, die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels und so weiter. Wir haben am Anfang einfach gegoogelt, wer zu den jeweiligen Themen forscht. Anschließend haben wir vom Direktor, Institutsleiter bis zum Doktoranden die Leute angeschrieben und versucht, sie für unser Projekt zu begeistern und als Unterstützer zu gewinnen. So haben wir über 100 Leute zusammenbekommen.

Darunter prominente Supporter wie Claus Kleber und der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber. Wie sind Sie an diese Leute rangekommen?

Serrer: Claus Kleber haben wir ganz einfach eine Mail geschrieben. Wir wussten, dass der Klimawandel sein Thema ist und er immer wieder darüber berichtet, deshalb dachten wir, das könnte für ihn spannend sein. Er hat direkt am selben Abend zugesagt und meinte: „Schickt mir das Buch, ich lese es durch und gebe euch dazu ein Feedback.“

War es schwierig, die Mechanismen des Klimawandels vereinfacht darzustellen?

Serrer: Das war aufgrund der Komplexität des Themas tatsächlich eine Herausforderung. Wir haben uns die Forschungsliteratur durchgelesen und versucht, jeden Themenbereich so einfach wie möglich herunterzubrechen. Die Dinge nicht zu umschreiben, sondern direkt auf den Punkt zu bringen, sodass sie verständlich und trotzdem fachlich korrekt sind.

Nelles: Dabei haben wir uns immer die Frage gestellt, was im Hinblick auf den Klimawandel ist für die Leserin oder den Leser konkret wichtig? Mit der Frage im Kopf konnte man viele Inhalte streichen, auch wenn sie interessant waren.

Meinen Sie, nach der Lektüre hat wirklich jeder den Klimawandel verstanden?

Nelles: Wenn es nur um die Ursachen und die Folgen geht, dann reicht dieses Buch für die Allgemeinheit absolut aus. Wir haben damit eine extreme Fülle an Wissen abgedeckt. Manche Wissenschaftler, denen wir das Buch geschickt haben, haben uns mitgeteilt, dass sogar sie etwas Neues gelernt hätten. Lösungen müssen aber an anderer Stelle gesucht werden.

Verdienen Sie mit dem Buch zumindest ein bisschen Geld?

Serrer: Nein, einen finanziellen Anreiz gibt es nicht. Unser Mehrwert besteht ganz klar im Drumherum. Also den Wissenschaftlern, die uns unterstützen, und den ganzen Kontakten, die wir gewonnen haben. Und für uns ist das Thema einfach extrem interessant, und wir haben superviel dazugelernt.

David Nelles und Christian Serrer: „Kleine Gase – große Wirkung“ (131 Seiten, 5 Euro, erscheint am 4. Dezember im Selbstverlag und ist ab sofort über die Homepage bestellbar).

Der Beitrag stammt aus unserer aktuellen Ausgabe 05/18. Im Titel erzählen wir von Bitcoin-Wunderkind Marco Streng, der den globalen Krypotowährungsgiganten Genesis Mining aufgebaut hat. Außerdem: In unserem Dossier „Streaming“ widmen wir uns der Technologie, die die Entertainment-Branche einmal komplett umgekrempelt hat. Weitere Infos gibt es hier.