Leadership & Karriere Diese Unternehmer*innen machen die Provinz zum Kreativort

Diese Unternehmer*innen machen die Provinz zum Kreativort

Ziel: Ländliche Kreativräume zu gründen

Bei Coconat sind es vor allem Fragen der GmbH-Gründung, die in den Gesprächen eine Rolle spielen. Das Geschäftsmodell funktioniert, sagt Julianne, und zusammen mit ihren Mitgründer*innen möchte sie anderen Teams dabei helfen, ländliche Kreativräume zu gründen. Ihre Erfahrungen gibt sie darum gerne weiter. Zum Beispiel diese: Wer auf dem Land landen will, braucht soziale Netzwerke. Was hier bedeutet: echte Menschen, denen man die Hand gibt. Menschen, denen anderen vertrauen, die Türen öffnen, Hürden abbauen. Bei Coconat war es der Ex-Hausmeister des leer stehenden Landhotels, in dem der Coworking-Space entstanden ist. „Wir haben uns gleich angefreundet, er hat uns dabei geholfen, die richtigen Leute zur Eröffnung einzuladen, ohne ihn hätten viele Nachbarn bis heute keinen Fuß durch die Tür gesetzt.“

Coconat Team. Foto: Tilmann Vogler

Dass man nicht einfach als Experte aufschlagen kann, war auch Dimitri und Annette von Anfang an klar. „Wir machen schon vor dem Workshop einen Kick-off in der Gemeinde und laden sowohl die wichtigen Leute aus Verwaltung als auch Multiplikatoren aus der Jugendszene ein, damit die die Botschaft an die anderen bringen. Das ist total wichtig.“

Ebenso wichtig: Happy Locals geht nur in eine Gemeinde, wenn die Einladung von der Verwaltung oder der örtlichen Wirtschaft kommt. „Die Industrie hat ja auch ein Interesse daran, dass Intelligenz da bleibt.“ Im Idealfall sind sowohl die Unternehmen als auch die Politik an Bord – „die Gemeinden haben ja nie Geld für irgendwas, obwohl das ihr gesetzlicher Auftrag ist. Das vergessen die gerne.“

Vorurteile gegenüber Jugendprojekten

Gleich bei ihrem ersten Projekt haben Annette und Dimitri erlebt, was passieren kann, wenn die Politik nicht mit an Bord ist. „Das war ein schwieriger Ort in Brandenburg, aber die Jugendlichen haben ein tolles Konzept für selbstverwaltete Häuser entwickelt. Und dann hat der Bürgermeister einen Rückzieher gemacht und stattdessen ein Festival mit der Rotary-Jugend umgesetzt. Die waren ihm und insbesondere seiner Verwaltung genehmer, wurde aber einen Teil der jungen Menschen vor Ort überhaupt nicht gerecht.“

Es sei erstaunlich, welche Vorurteile oft noch gegenüber selbstverwalteten Jugendprojekten herrsche: „Die denken, da wird bloß gekifft und geknutscht. Aber diese jungen Menschen entwickeln in ihren Projekten eine wahnsinnige Energie. Die rasen da den ganzen Tag durch die Stadt von und reißen was auf, die fangen selber an, Wasser zu legen, zu kacheln, zu planen.“

Foto: Tilman Vogler

Vor allem das Planen ist wichtig, sagen Annette und Dimitri: „Dass da etwas dauerhaftes entsteht, dass die ein Programm haben, mal ein Film, Freitags kommt eine Band, einmal im Monat zusammen essen. Durch so etwas entsteht eine Community, und das zieht dann auch andere Leute an, auch aus anderen Dörfern.“ Und es geht nicht nur um Freizeitgestaltung: „Es geht auch darum, dass sie ein Bewusstsein entwickeln für ihre Gemeinde und was sie daraus machen können“, sagt Annette. „Neudeutsch nennt man das Social Design, und das sollte man eigentlich schon in der Schule lernen.“

Vielleicht ist es aber auch ganz gut, dass sie das „von Leuten mit unserem Hintergrund hören, die auch schon mal gescheitert sind“, sagt Dimitri. „Wir glauben, dass in jeder Gemeinde ein Potential an jungen Machern vorhanden ist. Wichtig ist, dass die Verwaltung ja sagt zu ihren Jugendlichen und deren unangepassten Ideen.“

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