Leadership & Karriere Travel Biz: Zwei Coaches auf der Suche nach dem guten Arbeiten

Travel Biz: Zwei Coaches auf der Suche nach dem guten Arbeiten

Kommen wir zum Ausgangspunkt Ihrer Reise: Was haben Sie über die Arbeitskultur in anderen Ländern gelernt?

Stania: In Albanien zum Beispiel, da haben wir mit einem Gründer ein Training mit fünf bis zwölf Leuten vereinbart. Als wir ankamen, saßen über 30 im Raum. Dauernd kamen neue dazu, andere liefen wieder raus. Wir wussten nie, wie viele Leute in welcher Funktion jetzt eigentlich da sind und ob die Inhalte, die wir gerade vorstellen, überhaupt passen. Und egal, ob wir gesagt haben: 15-minütige Pause oder 30-minütige Arbeitsphase – alles wurde um zehn bis 15 Minuten verlängert. Die Leute kamen einfach nicht wieder. Wir sind rumgelaufen und haben sie gesucht.

Schnell: Je weiter wir Richtung Osten kamen, desto loser und relativer wurde das Gefühl für Zeit und Vereinbarungen. Und die Kultur war eine ganz andere: Command and control, Top-down-Management. Wir haben dort Führungskräfte getroffen, die uns gesagt haben, wenn sie das nicht machen, funktioniert die Arbeit einfach nicht.

Haben Sie ein Beispiel?

Stania: Eine höhere Führungskraft hat uns erzählt, dass sie die Planung eines Firmenevents an die Mitarbeiter delegiert hatte. Die kamen dann trotzdem an und fragten, ob der Kuchen rund oder eckig sein muss.

Schnell: Unser eigentliches Vorhaben, den Leuten moderne Arbeitsformen näherzubringen, war manchmal gar nicht das Thema. Vor allem in zentralasiatischen Ländern ging es in unserer Arbeit darum, Führungskräften zu erklären, wie sie ihre Mitarbeiter etwas selbstständiger werden lassen.

Wie hat Ihr Team reagiert, als die Chefs erklärt haben: So, wir sind jetzt fast ein Jahr weg?

Stania: Die fanden das spannend und sehen es als Bereicherung. Obwohl wir räumlich weit weg sind, bleiben wir ja für alles Wichtige ansprechbar und bringen zudem viel rein, was vorher nicht da war. Und für unsere Junior-Trainer ist unsere Reise eine Chance. Die haben Aufgaben und Verantwortung bekommen, die sie sonst nicht so früh erhalten hätten.

Anna Stania und Nils Schnell: Die Hamburger beraten mit Mowomind Firmen und Führungskräfte zu Methoden des modernen Arbeitens (Credits: Stania/Schnell).

Zum Zeitpunkt dieses Interviews sind Sie in Perth, wie geht es weiter?

Stania: Nach Westaustralien fliegen wir nach Sydney. Von da aus geht es über Dubai, Abu Dhabi, Jordanien, Beirut, Tel Aviv, also die Hotspots des Nahen Ostens, und Istanbul zurück nach Europa. Am 15. April, einen Monat früher als geplant, fliegen wir zurück nach Hamburg.

Schnell: Es werden 25 Länder und über 80 Sessions werden.

Für Ende 2019 planen Sie Teil zwei Ihrer „Modern Work Tour“. Sie haben Gefallen am Immer-unterwegs-Sein gefunden, was?

Schnell: Genau. Die Idee ist, den Sommer und den Herbst intensiv in Deutschland zu arbeiten. Im besten Fall kommt unser Buch über New Work raus, das wir vor ein paar Wochen geschrieben haben, als wir einen Monat auf Bali waren. Und dann wollen wir den Süden Afrikas, Lateinamerika, die Karibik und Nordamerika mitnehmen, um ein runderes Bild zu bekommen.

Wie lange wird der zweite Teil dauern?

Schnell: Gute Frage. Kürzer und ein bisschen kondensierter, einfach weil wir gelernt haben, wie wir systematischer vorgehen und so Zeit sparen. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass es eher ein halbes Jahr wird.

Haben Sie Angst, nach der Rückkehr zu Hause in ein Loch zu fallen?

Stania: Angst habe ich gar nicht. Ich freue mich auf zu Hause. Bedenken habe ich aber, dass wir noch nerdiger untereinander sind, als wir es vorher schon waren. Bestimmte Dinge gar nicht mehr kommunizieren und dadurch unsere Teammitglieder ausschließen.

Schnell: Sagen wir mal so: Wir haben Respekt. Das ist das passendere Wort. Respekt insofern, als wir gelernt haben in sehr hohem Tempo miteinander alles zu wuppen: das Reisen, die Meetings und Coachings, das Buch, unser Reiseblog. Bald in einen Ruhemodus zu kommen, das ist wie nach einem krassen Rennen oder spannenden Spiel.


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Der Text stammt aus unserer aktuellen Ausgabe. Titelstory: Wieso Nico Rosberg sich nach seinem radikalen Karriere-Schlussstrich 2016 gerade als Investor in Zukunftstechnologien neu erfindet. Außerdem haben wir ein Dossier zum Thema Travel Biz für euch. Darin berichten wir unter anderem über Away, das New Yorker Koffer-Startup, das mit clever konzipiertem Gepäck gerade zur Love-Brand der Millennials wird. Mehr Infos gibt es hier

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