Life & Style „Alle waren geblendet“: Tamir Ardon über die Ikone John DeLorean

„Alle waren geblendet“: Tamir Ardon über die Ikone John DeLorean

Wann kam Ihnen die Idee, einen Film über John DeLorean zu machen?

Als John starb, baten mich seine Brüder und sein Neffe, ein kleines Foto-Erinnerungsvideo zusammenzustellen, das dann bei seiner Trauerfeier lief. Ich glaube, ich war eines von nur zwei Nicht-Familienmitgliedern, die man zur Beerdigung eingeladen hatte. Dort wurden mir dann all diese faszinierenden Geschichten erzählt, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte. Damals war ich seit einem Jahr auf der Filmschule. Also entschied ich mich, dass dies eine großartige Gelegenheit sei, um zu versuchen, meinen eigenen Film zu drehen. Ich fuhr dann über zwei Jahre mit meiner Kamera durch das ganze Land, um Leute zu interviewen.

Trotzdem kam das Projekt nicht voran, warum?

Ich hatte Zugang zu Leuten, die mit der Autofirma verbunden waren, und zu Johns Familie, aber keine Vorstellung, wie der Film aussehen sollte. Mir wurde klar, ich muss mir echte Regisseure an Bord holen. 2009 wurde ich dann Teil eines Teams, das an einem Spielfilm gearbeitet hat. Das war bei der gleichen Firma, bei der ich jetzt bin, XYZ Films. Die Regisseure Don Argott und Sheena M. Joyce hatten dort damals gerade ihren Film „The Art of the Steal“ rausgebracht, eine unglaubliche Dokumentation. Als ich diesen Film sah, wusste ich, mit diesen Leuten will ich meinen DeLorean-Film machen. Wir nahmen mehrere Anläufe, eine Finanzierung zu bekommen, aber das Projekt blieb immer wieder stecken. Bis wir im Herbst 2015 einen Deal mit Universal abschließen konnten.

Ihr Film mischt dokumentarisches Material und nachgestellte Szenen. Außerdem kommentiert Alec Baldwin, der John DeLorean verkörpert, Szenen, die er spielt. Was ist die Idee hinter diesem Ansatz?

Don und Sheena fanden interessant, was mich auch immer fasziniert hat: dass Menschen seit über 35 Jahren versuchen, einen Film über John DeLorean zu drehen und niemand etwas ordentliches zustande gebracht hat.

Woran lag das?

Als John noch lebte, war es sehr schwierig, einen Film über sein Leben zu machen, ohne dass er dabei war. Viele Filme, kamen und gingen, die er nicht guthieß. Als John 2005 starb, öffneten sich dann die Schleusentore. Es gab meinen Film, David Permut hatte ein Projekt mit Johns Witwe und seinem Bruder. Der Regisseur und Produzent Brett Ratner machte was. Dann gab es noch ein Projekt, an dem Johns Tochter Kathryn DeLorean beteiligt war. Vier konkurrierenden Projekte also, die ganz verschiedene Ansätze verfolgten, aber alle angeblich „die wahre Geschichte von John DeLorean“ erzählten.

Lässt sich die bei einer schillernden, längst zum Mythos gewordenen Figur wie John DeLorean überhaupt erzählen?

Genau das ist meine Frage: Kannst du wirklich herausfinden, wer jemand ist? Es gibt so viele Variationen, abhängig davon, mit wem man spricht. Unser Film dreht sich um diese Frage. Das erwies sich als ziemlich effektiver Ausgangspunkt. Die Art, wie wir Reenactment-Szenen und die Dokumentation dieser Reenactments benutzen, helfen, die Story vorwärtszutreiben, damit der Zuschauer wirklich alle Teile von Johns Leben ergründen kann.

Trotzdem mussten auch Sie auswählen, was aus diesem Leben Sie erzählen.

Das war einer der schwierigsten Aspekte beim Schneiden des Films. Es gibt so viele Wendungen und Elemente, Geschichten und Charaktere, die John und den größten Teil seines Lebens umgeben haben, man hätte eine achtstündige Dokuserie draus machen können. Wir haben mit, glaube ich, 56 Leuten Interviews gemacht. Und nur 25 Personen haben es tatsächlich in den Film geschafft. Zum Beispiel haben wir keins der Interviews mit Johns drei Brüdern reingenommen. Auch nicht das Gespräch mit dem Designer Giorgio Giugiaro, der das Auto entworfen hat. Das lag nicht daran, dass die Leute nicht interessant wären. Einige dieser anderen Geschichten sind faszinierend, aber sie hätten von der grundlegenden Frage abgelenkt: Wer war John wirklich?

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