Productivity & New Work Power-Ranking: die 10 einsamsten Figuren der Literatur

Power-Ranking: die 10 einsamsten Figuren der Literatur

Freunde, es ist jetzt schon eine Weile her, seit wir draußen waren. Was macht man, wenn man zu viel Zeit und schon alles gegessen hat? Richtig, zählen, Listen machen, unnötige Dinge in Reihenfolgen bringen. Wir wissen: Reihenfolgen und Listen erstellen sind göttlich: Es ist Zählen auf Steroiden. Und das alles vertreibt extrem gut den langen Abend.

In eigenartigen Zeiten sucht man bekanntlich nach Orientierung. Und wer könnte die besser geben als die Literatur, aka die gesamte menschliche Erfahrung in Buchform? Schauen wir doch mal, welche zehn Werke und Helden deinem Schicksal als Eingemauerter gerade nahe kommen. Und: wer trägt am Ende die Krone des Allereinsamsten?

Fangen wir mal an:

10. 100 Jahre Einsamkeit, Gabriel Garcia Marquez

Volle Mogelpackung, es geht hier um sechs Generationen von Beknackten, die andauernd miteinander in Kontakt stehen und sich dabei massiv auf den Keks gehen. Überhaupt nur auf dieser Liste, weil der Titel ordentlich einprägsam ballert und auf ein Jubiläum hindeutet, das wir 2120 mit allen unverbrauchten Drogen dieser Welt begehen werden – wenn wir denn dann wieder rausdürfen.

9. Der Fremde, Albert Camus

Was für ein sleekes, geiles, dünnes Buch. Was für eine wunderbare und entsetzliche Stimme. Ich-Erzähler, Präsens, lange bevor jedes Sensibelchen seine nächtlichen Großstadterfahrungen in diese Form brachte. Vor allem auch sehr viel besser als Camus’ anderes großes Werk, das jetzt alle wieder lesen.

8. 20.000 Meilen unter dem Meer, Jules Verne

Captain Nemo cruist in seinem Unterseeboot durch die Weltmeere und macht sich nur Feinde. Quasi der Vorgänger von diesem einen lustigen Touristen, der mit der umgeschnallten Haifischflosse auf dem Rücken vor dem Strand schnorchelt. Aber starke Geschichte, Nemo auch eine echt tolle größenwahnsinnige Arschgeige, die 100 Jahre vor James Bond vielen Bond-Bösewichtern Pate gestanden hat. Memo an mich selbst: wieder mehr Verne lesen.

7. Der Glöckner von Notre Dame, Victor Hugo

Zwei Vorteile beim Lesen dieses Buches: Erstens ist die Story vom einsamen Quasimodo und seiner Esmeralda grandios, zweitens kannst du wieder in eine völlig verstaubte Diskussion einsteigen: Nämlich die, ob es richtig ist, nach dem Großbrand ein Gotteshaus wieder aufzubauen, während es auf der ganzen Welt dringendere und größere Probleme gibt. Remember 2019 und seine niedlichen Ereiferungen? Good Times!

6. Lucky Luke, Morris

Jaja, von wegen „I’m a poor lonesome cowboy”, ständig 48 Seiten voller Action und Zoffereien mit den Daltons. Aber interessant, jetzt so beim Lesen im Erwachsenenalter: Ist Lucky Luke vielleicht die Geschichte eines traurigen psychisch Gestörten, der meint, er könnte mit seinem Pferd sprechen? Und dann eben doch total einsam ist? Big if true.

5. Robinson Crusoe, Defoe

Hättest du weiter oben erwartet, oder? Aber Crusoe hatte ja Freitag, außerdem ist dieses Buch in seiner langen Form schon ziemlich, naja, lang. Sagen wir mal so: Defoe hat 1719 für Menschen geschrieben, die nicht alle paar Minuten Insta checken, und das ist, ganz ehrlich, ein Problem. Daher aus Trotz nur Platz 5.

4. Der Graf von Monte Christo, Alexandre Dumas

Unfassbares Werk, das Alexandre Dumas da ersonnen hat. Alles drin: Unrecht, Rache, Erlösung, die Edmond Dantès erfährt. Ich kann mich nicht erinnern, je so mit einer Figur über 1000 Seiten mitgefiebert zu haben. Und noch was: Dafür, dass alle immer über die Kälte und Einsamkeit der Gegenwart sprechen: wir haben hier mittlerweile einige Vertreter, deren Veröffentlichung weit über hundert Jahre zurückliegen. Dafür, dass man im damaligen Chaos angeblich keine ruhige Minute hatte, ist das Konzept Einsamkeit in der Literatur doch sehr viel extremer und definitiver ausgelotet worden. Welcher Germanist erklärt mir das?

Kommen wir jetzt zur Top 3 der einsamen Helden:

3. Imperium, Christian Kracht

Okay, das habe ich nie gelesen. Aber ich kenne die Handlung vom traurigen Aussteiger, der in Deutsch-Neuguinea rumsitzt und die Palmen anguckt. Musste auf diese Liste, weil der Autor eigentlich immer super ist und ein Kollege das Buch mal despektierlich-kopfschüttelnd als „Krachts Kokosnuss-Buch“ bezeichnet hat. Gönne ich mir nachher zum Mai Tai.

2. Die Arbeit der Nacht, Thomas Glavinic

Eigentlich das perfekte Buch: Ein Mensch wacht am Morgen auf, außer ihm gibt es niemanden mehr auf der Welt. Extrem faszinierend bis zum Schluss. Toll distanziert erzählt. Leider saß Glavinic 2008 in der Jury vom Open Mike in Berlin, und als ich damals meinen Wettbewerbstext vorgelesen habe, hat er – das habe ich ganz genau gesehen – immer so leicht den Kopf geschüttelt. Sorry, Thomas, Rache ist süß, siehe „Der Graf von Monte Christo“. Daher nur Platz zwei. (Im Ernst: ganz tolles Buch, unbedingt lesen!)

1. Du.

Also: Ich bin so gespannt, was du aus diesen Tagen machst. Holst du die Zugangsdaten zu deinem seit 2014 nicht mehr befüllten Blog aus dem Email-Fach? Meldest du dich wieder bei tumblr an? Oder mach doch bei „Tagebuch der Nation“ mit, dem Anrufprojekt, wo man Sprachnachrichten aufnehmen und an andere schickt, die man gerade nicht sehen kann. Jede Aufarbeitung dieser Tage ist interessant. Hau es raus!

Schöner Nebeneffekt: der Prozess macht auch weniger einsam. Keep keepin on.

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