Female Entrepreneurship Aya Jaff: „Die Börse ist für jeden da, nicht nur für alte, reiche Männer“

Aya Jaff: „Die Börse ist für jeden da, nicht nur für alte, reiche Männer“

Keine junge Frau kennt die Börse so wie sie: Aya Jaff ist 24, erfolgreiche Programmiererin und ein Star in der Tech-Szene. Jetzt ist ihr erstes Buch „Money Makers“ erschienen, sozusagen das Börsen-Einmaleins für junge Leute. Darin erklärt sie ihren Leser*innen, wie die Finanzwelt so tickt und wie der erste Schritt an die Börse gelingt. Im Interview verrät uns Aya, warum wir unsere Augen vor der Börse nicht verschließen dürfen und welche Money Makers sie persönlich inspirieren.

Aya, dein erstes Buch „Money Makers“ erscheint heute. Wann hast du mit diesem Projekt losgelegt?

Puh, das ist schon länger her. Ich glaube vor drei Jahren hatte ich das allererste Gespräch mit meinem Verlag. Der FinanzBuch Verlag war damals schon mein Lieblingsverlag, weil er so viele Bücher von bekannten Gründer*innen herausgebracht hatte. Ich fand, da passte meine Idee einer Einstiegslektüre zur Börse wie die Faust aufs Auge. Das ist echt schon lange her, aber ich muss dazu sagen, dass ich die drei Jahre nicht durchgeschrieben habe.

Welche persönliche Motivation steckt denn hinter deinem Buch?

Ich stand ja selbst mal auf der anderen Seite der Diskussion und habe die Börsenwelt als unglaublich unsympathisch und verwerflich wahrgenommen. Gerade durch Hollywoodfilme wie „The Wolf of Wallstreet“ werden die Protagonist*innen an der Börse als moralisch böse und korrupt dargestellt. Ich habe mich wirklich gefragt, wieso die Wallstreet überhaupt existiert, wenn sie so korrupt ist. So habe ich angefangen, mich mit ihr auseinander zu setzen. Als ich das mittlerweile größte Börsenplanspiel Deutschlands mit aufbauen durfte, war ich im Austausch mit vielen jungen Leuten, die ähnliche Fragen hatten wie ich. Das hat mich motiviert, um eine Art FAQ zur Börse zusammenzustellen. Dabei habe ich erkannt, dass die Börse auch für junge Leute interessant sein kann und natürlich auch durchaus seine Relevanz hat. Durch die Workshops, die ich gegeben habe, habe ich gecheckt, bei welchen Themen sie aussteigen und welche sie interessant finden.

Warum ist es so wichtig, dass junge Leute sich mit der Börse auseinandersetzen?

Wenn du jung bist, kommst du kaum mit der Börse in Kontakt. Dennoch gibt es sehr, sehr viele Zusammenhänge in der Finanzwelt, die dich auch in jungen Jahren schon betreffen. Das möchte ich an einem Beispiel erklären. Ein Money Maker aus meinem Buch ist der Klimawandel. Ein Thema, dass gerade junge Leute total interessiert. Und auch der Klimawandel hängt mit der Börse zusammen. Wenn man mein Buch liest, wird man schnell die Zusammenhänge erkennen, zum Beispiel, wie Unternehmen sich mit nachhaltigen Lösungen beschäftigen und deren Aktienkurse so auf Dauer steigen werden, weil sie für die Zukunft gewappnet sind. Ich glaube, dass der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Börse in meinem Buch schnell verstanden wird und zeigt, dass die Börse auch für junge Menschen relevant ist.

Kannst du noch ein Beispiel für so einen Zusammenhang geben?

Klar. Was passiert zum Beispiel, wenn US-Rapper Kanye West für Adidas als neuer Designer eintritt? Ist das für das Unternehmen Adidas ein guter Schritt oder eher nicht? Das sind Szenarien, die sich junge Leute gut vorstellen können. Sie wissen, dass er ein beliebter Rapper ist und jede Kollektion direkt ausverkauft sein wird. Dann bringt Kanye West die Kurse von Adidas nach vorne. Es gibt Dinge an der Börse, für die haben Jugendliche vielleicht sogar ein besseres Gespür als Ältere.

©FinanzBuch Verlag

Mit welcher Strategie willst du den Leser*innen deine Themen näherbringen?

Ich will den Spieß umdrehen und den Leuten zeigen, dass nicht alle Menschen an der Börse grundsätzlich moralisch böse sind, wie der Protagonist aus „The Wolf of Wallstreet“.  Deshalb habe ich die Strategie, meinen Leser*innen Menschen zu zeigen, zu denen sie aufblicken können und in denen sie sich wiedererkennen. Im positiven Sinne. Meine Money Makers erklären dir, wie du nachhaltig investierst, wie du deine Nerven nicht verlierst und, dass du keine Angst haben brauchst, deinen ersten Euro zu investieren.

Du stellst in deinem Buch ganz unterschiedliche Money Makers vor, hast du einen Lieblings-Money Maker?

Ich glaube, es ist eine Mischung aus Warren Buffet und Melinda Gates. Einfach, weil diese Personen mich konstant seit neun Jahren begleiten. Warren Buffet hat mir gezeigt, wie man auf den inneren Wert einer Aktie achtet. Melinda Gates hat mir gezeigt, wie man mit Geld das Leid auf der Welt verringern kann. Ich finde die zwei Charaktere persönlich sehr stark, aber es gibt natürlich auch andere Leute im Buch, die ebenfalls wichtige Lektionen lehren.

Was hat dich für dein Buch noch inspiriert?

Sehr viele Gespräche mit Freund*innen. Vor allem ihre Reaktionen ganz am Anfang, als ich ihnen kommuniziert habe, dass ich mich für die Börse interessiere. Das war ein total prägender Moment, als ich gemerkt habe, dass das eher auf Ablehnung stößt. Mich machen zwei Dinge sauer: Zum einen dieses kategorische Ablehnen. Und zum anderen verschiedene Statistiken, die zeigen, dass 70 Prozent der Frauen, die heute Geld verdienen, in Altersarmut landen werden. Kein Wunder, dass Frauen Börsenthemen ablehnen, weil sie sich nicht als Teil dieser fühlen. Genau diesen Frauen möchte ich sagen: Die Börse ist für jeden da, nicht nur für alte, reiche Männer.

Dein Buch ist also explizit an junge Frauen gerichtet.

Gar nicht so bewusst, auch wenn mich diese Statistiken sauer machen. Für mich war es eher wichtig, die makroökonomischen Zusammenhänge aufzuzeigen und die verschiedenen Rollen zu beleuchten, die es in der gesamten Börsenwelt gibt. Die des Investors, die des Startup-Gründers, die des Einzel-Anlegers. Ich habe versucht alle relevanten Bereiche abzudecken, und da sind eben auch einige Frauen dabei.

Was wünscht du dir am Allermeisten von deinen Leser*innen?

Dass sie über Geld reden. Ich hasse diese Sprüche „Über Geld redet man nicht“ und „Geld stinkt“. Ich hasse es, dass man sich in den heutigen sozialen Strukturen dafür schämt, nicht viel Geld zu verdienen oder insgesamt nicht offen über sein Gehalt spricht. Für uns alle ist das ein Riesenthema. Geld – ob man will oder nicht – hat einen großen Stellenwert. Es bestimmt darüber, was du dir an Kleidung kaufen kannst, wie deine Zukunft ausschaut und wie du im Alter deinen Eltern helfen kannst. Das sind alles emotionale Themen. Wenn meine Leser*innen durch mein Buch ein wenig motivierter werden, mit ihren Freund*innen über Geld zu sprechen, dann wäre schon viel getan.

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