Life & Style Liebe, Liebe, Liebe – der märchenhafte Aufstieg von DJ Solomun

Liebe, Liebe, Liebe – der märchenhafte Aufstieg von DJ Solomun

„Ich wollte Teil von etwas Neuem sein.“

Eine Woche später eröffnete der Club Sankeys. Er hatte Bock Teil davon zu sein. „Da kam der Eigenbrötler in mir durch. Der DIY-Ethos. Ibiza war eine gesetzte Marke, es gab genug etablierte Brands. Ich wollte Teil von etwas Neuem sein. Mit eigenen Künstler:innen. Am Anfang waren nie mehr als 600, 700 Leute auf unseren Partys, dann bei den letzten Partys bis zu 1 500 Leute“, erzählt Solomun. Jeden Dienstag veranstaltete er im Sommer 2012 die „Diynamic Neon Nights“. Von da an war Solomun nicht mehr von der Insel wegzudenken.

Ein Jahr später startete er seine erste eigene Residenz im Club Pacha unter dem Namen „Solomun +1“. Wer es nicht wissen sollte: weltbekannter Club, ganzjährig geöffnet (normalerweise). 3 000 Menschen finden dort Platz, um mit anderen gut Situierten nächtelang durchzutanzen. Um schönen und berühmten DJs beim Auflegen zuzusehen. Darunter auch Solomun. Der sympathische Star-DJ, dem die Menschen hinterherreisen.

Sein freundliches und rundes Gesicht auf Werbeplakaten am Flughafen von Ibiza. Vor dem Pacha ein lebensgroßes Bild des Musikproduzenten. Wer heute nach Ibiza fliegt, kommt an dem bärtigen Hamburger nicht vorbei. „Ich habe auch Freund:innen, die dort einfach nur in den Urlaub fahren und das auch teilweise sehr günstig. Aber klar, das Clubbing an sich ist dort natürlich schon immer sehr teuer gewesen, von daher kann ich auch verstehen, wenn Menschen nicht nach Ibiza kommen wollen, bin ich ja früher auch selber nicht“, sagt Solomun. „Aber die Magie, von der immer alle reden, die diese Insel hat, ich kann es bestätigen: Sie existiert.“

Die Menschen: glamourös. Die Partys: glamourös. Der Resident Solomun: weniger glamourös. Es ist eben diese Bodenständigkeit, für die ihn Freunde wie Elyas M’Barek lieben. Und seine Fans ebenso. „Musik ist überall zu Hause“, sagt Solomun. Für ihn spielt es keine Rolle, ob er bei Sonnenuntergang im Pacha, nachts im Berghain oder irgendwo am Strand in Beirut steht.

Weltweite Freundschaften

Apropos M’Barek: Genau hier in Tulum lernte Solomun vor einigen Jahren den Schauspieler kennen, seitdem verbindet sie eine Freundschaft. Im Sommer hängen sie auf Ibiza ab, fahren mit dem Boot rüber nach Formentera und lassen es sich im Spa oder im Restaurant gut gehen. „Ich bin von jeher begeistert, wie bodenständig, unfassbar großzügig und liebend er ist“, sagt M’Barek.

Der Schauspieler hat eigentlich einen vollen Terminkalender und steckt aktuell in Dreharbeiten, und doch nimmt er sich sofort mitten am Tag Zeit für ein kurzes Telefonat, in dem er nicht über sich oder seine nächsten Filme, sondern über seinen Freund Mladen sprechen kann.

Mladen Solomun und Elyas M’Barek im Mittelmeer.
Copyright: ddp media

Immer wieder betont M’Barek zwei Eigenheiten von Solomun: Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Angesichts des irrsinnigen Erfolgs, den der in Bosnien geborene und in Hamburg aufgewachsene DJ in den letzten Jahren zu verzeichnen hat, keine Selbstverständlichkeit.

Auf Spotify kommt Solomun monatlich auf mehr als zwei Millionen Hörer:innen. Sein beliebtester Track, „Friends“ von 2014 wurde 23 Millionen Mal gehört. Auf Instagram zählt der DJ mehr als eine Million Abonnenten. Dabei ist der 45-Jährige dort nicht mal sonderlich aktiv. Seine einzigen Inhalte: Tracks und Musikvideos.

Anhand der Zahlen kann man sich ungefähr ausmalen, wie hoch Solomuns Gagen grob sein dürften. Laura Ewert schrieb schon 2015 in der „Welt“, dass seine Gagen über die von Musiker:innen mit Echo-Nominierungen weit hinausreichen würden. Ein Jahr zuvor sprach der Musikjournalist Alexis Waltz in der „Groove“ noch von 1 500 Euro Gage pro Gig, so viel soll Solomun bekommen haben. Nur acht Monate später war es schon das Fünffache.

„Musik ist überall zu Hause.“

Im selben Zeitraum steigt auch die Anzahl der Preise. 2012 wird Solomun bei den DJ-Awards auf Ibiza zum Best Producer gekürt, unter anderem für seinen ersten Clubhit „Kackvogel“, einen hüpfenden, funky Beat mit Kuhglocken und dieser Magie, die jeden vollgepackten Dancefloor jubeln lässt, aber auch für seinen betörenden, fast Pharrell-Williams-haften Remix von „Around“ von Noir & Haze.

Im selben Jahr ernannte ihn das britische Magazin „Mixmag“ zum „DJ of the year“, außerdem gewinnt er den brasilianischen Cool Award als „Best DJ international“. Dann kommen die großen Festivals, Coachella oder Tomorrowland. Und vor allen Dingen: die Remixe. Über 50 Versionen hat Solomun bis heute produziert, für Depeche Mode, Lana Del Rey, Paul Kalkbrenner, für die Editors, Roisin Murphy, Leonard Cohen, Apparat, Jamiroquai und Tiga. „Er ist ja nicht ohne Grund so ein großer Star”, kürzt M’Barek es ab.

Spätestens 2018 lernen ihn auch diejenigen kennen, die keine Ahnung von Techno und House, Hamburg und Ibiza haben. Seitdem nämlich legt Solomun bei „GTA Online“ auf, virtuell natürlich. Dafür hat er gemeinsam mit der „GTA“-Mutterfirma Rockstar Games den Track „Customer Is King“ gedroppt, kurz darauf veröffentlichte er einen Remix des „Babylon Berlin“-Titeltracks, und vor Kurzem wurde sein Song „Kreatur der Nacht feat. Isolation Berlin“ in der Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gefeaturt.

Das Albumcover von „Nobody Is Not Loved“ stammt
von Andreas Gursky und erscheint auf Solomuns
neuem Label NINL.

Der große Schritt raus aus den Clubs und rein in die Öffentlichkeit soll diesen Sommer kommen – mit Solomuns zweitem Soloalbum „Nobody Is Not Loved“. Mit diesem Album nämlich kommt eine lange Reise, die aus einem bosnisch-deutschen Jungen aus einfachen Verhältnissen einen Star-DJ machte, zu einem Höhepunkt.

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