Green & Sustainability Landleben in cool: Der Summer of Pioneers schafft neue Lebensräume

Landleben in cool: Der Summer of Pioneers schafft neue Lebensräume

Der Summer of Pioneers in Tengen in Baden-Württemberg beginnt am 18. Juni. Im Schloss Blumenfeld werden 20 Teilnehmer:innen leben, mehr als 80 Menschen hatten sich beworben. Der Zeitpunkt ist mehr als passend. Das Schloss steht seit 2016 leer und soll so wiederbelebt werden. Mit dem Bürgermeister Marian Schreier ist Fischer schon länger in Kontakt: „Es gab den Wunsch, Menschen zu finden, die Lust haben, das leer stehende Schloss und das Café wiederzubeleben, aber auch die Verwaltung zu modernisieren.“

Schreier, der seit 2015 Bürgermeister in Tengen ist, sagt: „Ende letzten Jahres kamen Fischer und ich auf die Idee, dass das vielleicht eine Option für das Schloss wäre.“ Er habe das Projekt in Wittenberge verfolgt, schließlich sei die Entscheidung gereift und relativ kurzfristig gefällt worden.

Die größte Herausforderung sei gewesen, das Schloss baulich vorzubereiten. Wände wurden gestrichen, die Sanitäranlagen modernisiert und der neue Coworking-Space eingerichtet. Da das Internet derzeit noch sehr langsam ist, musste man LTE-gestützt ein W-Lan installieren, das schnell ist und trotz der dicken Wände funktioniert. Bis Mitte Juni werden alle Einzelzimmer hergerichtet und mit Möbeln ausgestattet.

Mittlerweile befindet sich die Vorbereitung in den letzten Zügen, und für das zweite Wochenende des Projekts, also Ende Juni, sei bereits ein Vernetzungstreffen mit Akteur:innen geplant. „Uns ist eine enge Anbindung an die Ortschaft und die Bürger:innen wichtig. Deshalb wollen wir den Austausch frühzeitig anstoßen“, sagt der Bürgermeister. Einmal pro Woche sollen Treffen stattfinden, bei denen die Entwicklung und Pläne für die Zukunft besprochen werden. Für Schreier sei das Spannendste an dem Projekt, dass man viele und vielfältige Perspektiven zusammenbringe.

Eine Pionierin, die ab Juni ihre Perspektive einbringen wird, ist Cordula Bienstein. Die 34-Jährige lebt seit mehr als zehn Jahren in Berlin und arbeitet für die Organisation Join Impact und ist für fünf soziale Start-ups verantwortlich. Nicht nur beruflich setzt sie sich mit Veränderungen innerhalb der Gesellschaft auseinander. Auch privat stellt sie sich schon länger die Frage, wie sie leben möchte und was ihr wichtig ist. „Mein Freund und ich haben schon öfter mit dem Gedanken gespielt, ob wir potenziell auf dem Land leben möchten“, sagt sie. Durch einen Artikel sei sie auf den Summer of Pioneers aufmerksam geworden.

Jetzt stecken sie bereits in den Startlöchern. Bienstein sagt, sie würden am liebsten morgen schon die Koffer packen. Zweifel habe sie gar keine: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in jeglicher Hinsicht einfach nur gewinnen und viel für uns mitnehmen können“, sagt sie.

Ihr Vorhaben während der sechs Monate in Tengen sei, ein ganzheitliches Nutzungskonzept zu entwickeln. „Das bedeutet, wirklich einen Zukunftsort zu schaffen. Für neue Bewohner:innen, aber auch für diejenigen, die schon vor Ort leben. Es ist wichtig, an das Leben dort und bestehende Strukturen anzuknüpfen.“ Also auch Stammtisch? Fußballverein? Freiwillige Feuerwehr? Bienstein nimmt sich vor, ganz tief einzutauchen.

Dass es Tengen geworden ist, ist kein Zufall. Sie habe ohnehin eine starke Bindung zu den Bergen und der Natur. „Letztes Jahr bin ich mit meinem Freund in unserem T3 VW Bus auf den Landstraßen durch Süddeutschland gefahren. Wir haben einfach dort gehalten, wo es uns gefallen hat. Einmal standen wir tatsächlich um die Ecke von Tengen und hatten eine tolle Sicht auf den Ort, ohne zu wissen, dass es Tengen ist.“ Jetzt kann sie ihren ersten Eindruck überprüfen.

Für Bürgermeister Schreier stellt der Summer of Pioneers eine gute Voraussetzung dafür dar, auch ländliche und kleine Gemeinden attraktiver zu machen: „Um die Chancen der Digitalisierung nicht nur in Großstädten und Metropolen nutzen zu können, braucht es neue Wohn- und Arbeitsformen. Durch die Pandemie sind Menschen viel offener für dezentrales Arbeiten und die Neuausrichtung des eigenen Lebens geworden. Man muss dafür nur die entsprechenden Voraussetzungen schaffen“, sagt er.

Auch Fischer ist nach wie vor von den Chancen des Landlebens überzeugt. Er blickt während der Arbeit mittlerweile auf einen Kirschbaum in seinem Garten – er ist mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Kind in die historische Gartenstadt Falkenberg am Berliner Stadtrand gezogen. Für die Startup-Szene sieht er im Landleben eine großartige Chance: „Letztendlich geht es immer darum, die Lebensqualität zu steigern. Und das ist nicht nur durch Technologie, sondern auch durch soziale Innovationen möglich.“

Die ganze Story könnt ihr in Ausgabe 3/21 lesen. Wir haben außerdem mit Monolink gesprochen, über eine neue Pasta-Sorte berichtet und mehr über ein Gleitgel mit CBD erfahren. Im Dossier geht es um das Thema Nachhaltigkeit, wo es um Socken, E-Mobility und die Luftfahrtindustrie geht. Das Magazin bekommt ihr am Kiosk eures Vertrauens – oder wie immer hier im Aboshop.

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