Life & Style Auf (mehr als) einen Aperol Spritz mit Galerie Arschgeweih

Auf (mehr als) einen Aperol Spritz mit Galerie Arschgeweih

Der Anfang von Galerie Arschgeweih ist mit einer anderen Mediengeschichte verknüpft und geht trauriger aus: Im August 2018 vermeldet der „Standard“: „Abgänge aus Protest: Vice Österreich muss neue Redaktion suchen.“ Die österreichische Ausgabe des in Montréal gegründeten Magazins hatte sich seit ihrer Gründung 2007 einen Ruf erarbeitet: eben nicht nur ein Magazin für Hipster zu sein, das sich wenig um journalistische Traditionen schert, sondern auch eine wichtige Stimme in der österreichischen Presselandschaft zu sein. Eine, die hinterfragte, unangenehme Themen anpackte.

Wer Verena Bogners Autorinnenprofil aufruft, findet unter ihren letzten Beiträgen etwa „Roma werden in Österreich immer noch diskriminiert – und es ist jedem scheißegal“ und „Being Manfred Sellner: Geschichten aus dem Leben des Anführers eines Kulturvereins für Rechtsextreme“. Manfred Sellner ist Sprecher der Identitären. Eigentlich lautet sein Vorname anders. Bogner variiert ihn absichtlich, mal Michael, mal Markus, mal Manuel. Um ihm nicht noch mehr Bühne zu bieten.

Fan wird Galerist

Der Grund, warum Bogner und Lichtenegger damals mit den anderen die „Vice“-Redaktion geschlossen verlassen: der Verlust an Eigenständigkeit. Die Wiener wurden der Berliner Redaktion unterstellt, „Vice“ möchte den deutschsprachigen Markt zentralisieren. Die Wiener Chefin, Hanna Herbst, schrieb damals: „Wir wollten die Chance nutzen, in diesem verschnarchten Land und der dazugehörigen Medienlandschaft etwas zu ändern, zu informieren und zu unterhalten.“ Aber eben auch: „Die Richtung, in die ,Vice‘ gehen soll, entspricht nicht mehr dem, was ,Vice‘ für uns all die Jahre ausgemacht hat.“

Foto: Maša Stanić

Damals gibt es Galerie Arschgeweih schon, wenn auch viel kleiner. Bogner und Lichtenegger sind als ehemalige „Vice“-Kollegen befreundet. Damals beginnt Franz Lichtenegger mit einer anderen Freundin, Resi, Memes zu deutscher Popkultur auf Instagram zu posten.

Wiegärtner hingegen folgt schon früh der Instagram-Seite, sieht ein Vanilla-Ninja-Meme, schreibt eine begeisterte Fan-Nachricht. „Hast du nicht Lust, Galerist zu werden?“, antwortet ihm Lichtenegger. Erst glaubt Wiegärtner an einen Scherz.

Bald aber tut er sich tatsächlich mit Lichtenegger zum Kernteam zusammen. Er schlägt vor, die Inhalte mit Videos auszuspielen. Weil das oft noch besser funktioniert. Noch hat die Galerie erst wenige Tausend Follower.

Das wird sich bald ändern.

Mittlerweile sehen Millionen Menschen ihre Memes – und Galerie Arschgeweih sind sich der Verantwortung bewusst. Aufmerksamkeit bedeutet Einfluss. Und Memes sind unglaublich eingängig. Packen uns bei einem Gefühl und bringen es auf den Punkt, auf eine Pointe. Doch Humor kann Menschen nicht bloß stärken, er kann sie auch erniedrigen, sich über Schwächen lustig machen. „Wir treten nie nach unten, nur nach oben“, sagt Wiegärtner. Und Bogner: „Wer 2021 noch ,Mitten im Leben‘ memt, hat etwas verpasst. Das ist einfach Sozialporno.“ Die No Angels singen:

„Destiny told us / There is no doubt / Respect – is what it’s all about“

Allein die Namen Lafee, Dr. Verena Breitenbach, Jeanette Biedermann oder No Angels zu lesen, das löst sofort dieses „Ach ja!“-Gefühl aus. Die Künstlerinnen haben einen festen Platz im Bewusstsein einer Zielgruppe im Alter von etwa Mitte 20 bis Mitte 30. Eher Gen Y als Gen Z. Aber auch sie würden nicht allzu oft an Lafee denken, wenn es nicht Galerie Arschgeweih gäbe.

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