Innovation & Future Blinkist: „Wir wachsen nur noch zweistellig“

Blinkist: „Wir wachsen nur noch zweistellig“

Dank in allen Schichten verbreiteter Gadgets boomt auch das E-Learning, der Umsatz der Branche hat sich in Deutschland von 600 Mio. Euro 2017 auf 1,3 Mrd. Euro im Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Doch es gibt noch viel zu tun: „Einiges wurde digitalisiert, ohne wirklich digitalisiert zu werden“, sagt Seim. Es reiche nicht, den Präsenzunterricht in der Schule durch Fernunterricht per Zoom zu ersetzen. „Wir müssen das Digitale neu denken, um seine Potenziale richtig auszuschöpfen.“

Lebenslanges Selberlernen

Seim setzt auf Technologie, die Menschen unterstützt, selbstgesteuert zu lernen. Ein Thema, das seit rund 18 Monaten dauerpräsent ist. Dafür brauche man in Schulen und an Unis Expert:innen, die Ahnung vom Digitalen haben. Spätestens die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass Deutschland im Bereich der Digitalisierung hinter manchem EU-Partner zurückbleibt.

Auch Blinkist steht noch am Anfang. Die meisten der 17 Millionen Nutzer:innen, die sich in den vergangenen acht Jahren in der App registriert haben, nehmen nur die kostenlose Version in Anspruch. Einen Sachbuch-Podcast pro Tag stellt Blinkist frei zur Verfügung. Langfristig peilt Seim zehn Millionen zahlende Abonnent:innen an. „Wir kratzen noch an der Oberfläche des Marktpotenzials“, sagt er. „In manchen Märkten haben wir Brückenköpfe erobert, doch sind wir immer noch nicht in den Massenmarkt vorgestoßen.“

Blinkist lässt die Inhalte von etwa 100 freien Mitarbeitenden produzieren, die zu Expert:innen auf dem jeweiligen Gebiet gehören. Ihre Zusammenfassungen werden von dem Content-Team in Neukölln journalistisch überarbeitet. „Am Anfang haben wir in Podcasts nur das geschriebene Wort aufgesprochen“, erinnert sich Seim. „Mittlerweile haben wir gelernt, wie man die Storyline ändert, um den Nutzer mitzunehmen, und wie man Soundeffekte einsetzt, um die Aufmerksamkeit zu halten.“

Foto: Florian Bachmeier für BUSINESS PUNK

Schon jetzt erwägen die Berliner, die alten Podcasts neu aufzunehmen. Sie wollen dabei auch mit den Buchautor:innen selbst enger zusammenarbeiten. Im November 2020 starteten sie ein neues Format, den Shortcast – die Kurzversion des Podcasts. Bis Ende 2022 soll es zu jedem Blink einen Shortcast geben. Die Beschleunigung des Wissens nimmt weiter zu.

Deutschland selbst ist übrigens gar nicht der wichtigste Markt: Nur 25 Prozent des Umsatzes werden hier erwirtschaftet, dafür 35 Prozent in den USA und 15 Prozent in UK, Kanada Australien. „Ein paar Kunden haben wir überall“, sagt Seim. „Wir passen dabei unser Angebot regional an.“

Das bedeutet: Australier:innen bekommen andere Empfehlungen als Brit:innen. In Indien zahlt man weniger als in den USA. Die Mehrheit der Kund:innen ist dabei zwischen 35 und 45 Jahre alt, rund 60 Prozent sind Männer. „Wir haben enorm viel Wachstumspotenzial bei älteren Leuten, die Zeit und Geld haben, um in Weiterbildung zu investieren“, sagt Heim. „Wir müssen einen Weg finden, deren Vertrauen zu gewinnen.“

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