Leadership & Karriere Vom Hockeyspieler zum Verlagsmanager: Sind Ex-Profisportler:innen die besseren Unternehmer:innen?

Vom Hockeyspieler zum Verlagsmanager: Sind Ex-Profisportler:innen die besseren Unternehmer:innen?

Gerade Hockey kommt eine interessante Sonderrolle zu: Der Sport gilt zwar einerseits flächendeckend als erweiterte Netzwerkveranstaltung für gut Betuchte, andererseits holen die Profis dort – anders als im Golf oder Tennis – selten so viel Bares aus ihrer Karriere heraus, dass sich ein früher Abschied an den Strand aufdrängt. Die Spieler bekommen oft lediglich Zuschüsse, Nationalspieler zusätzlich Unterstützung von der Deutschen Sporthilfe. Was allerdings funktioniert, ist der Austausch mit anderen schlauen und motivierten Menschen, die nicht selten aus Unternehmerfamilien stammen.

Für Leistungssportler:innen sollte dabei laut Berlemann gelten: Je früher der duale Weg eingeschlagen wird, desto besser. Nicht nur, weil eine Karriere in der Wirtschaft dann noch wahrscheinlicher ist, sondern auch, weil sich die Learnings aus dem Sport direkt im Business anwenden lassen. Arntzen führt als Beispiel das Konzept Teamwork an: „In beiden Fällen besteht die Kunst darin, sein Team so zu formieren, dass eine gemeinschaftliche Topleistung erbracht wird.“ Auch Diversity sei unabdingbar: „Du brauchst unterschiedliche Menschen im Team. Und besonders auch Menschen, die in bestimmten Bereichen einfach besser sind als du selbst.“

Parallelen zwischen Trainer und CEO

Arntzen nimmt die nächste Frage vorweg: Ein Trainer und ein CEO sind zwei Wörter für ein und dieselbe Rolle. Er sagt: „Ein guter Trainer ist der, der die richtige Ansprache und die richtige Taktik für die jeweilige Spielsituation findet.“ Darunter fällt auch die Aufgabe, Chancen zu erkennen und sie realistisch einzuschätzen. Analog zum Geschehen auf dem Platz versucht Arntzen, Marktgegebenheiten und Veränderungen, die man nicht beeinflussen kann, mit positivem Spirit zu begegnen: „Es gibt immer Gewinner:innen und Verlierer:innen, aber jede Niederlage muss man hinnehmen, an ihr arbeiten und nach vorne blicken.“

Berlemann stimmt ihm zu: „Im Sport wie auch im Management geht es darum, sich Ziele zu setzen und diese dann konsequent zu verfolgen. Manchmal wächst man über sich hinaus und erreicht Dinge, die andere vorher nicht für möglich gehalten haben, an anderen Tagen wiederum erlebt man Rückschläge, die man schnell verarbeiten und aus denen man lernen muss.“ Klingt auch für Nichtsportler:innen nachvollziehbar.

Dafür sei Selbstreflexion nötig. Die hat Arntzen schon als Jugendlicher in Eimsbüttel und später dann in der deutschen Nationalmannschaft gelernt. „Beim Leistungssport analysierst du jedes Training und jedes Spiel, egal wie erfolgreich es war. Du hältst dir jeden Tag den Spiegel vor und fragst dich, was gut und was schlecht lief. Das ist im Unternehmertum genauso“, sagt der Hamburger. Im Sport wie im Chef:insessel gelte, dass man den Anspruch braucht, immer ein bisschen besser sein zu wollen. Arntzen führt die Begriffe Ehrlichkeit und Transparenz an, die dafür unerlässlich seien.

Weitere Prinzipien, die Sportle:rinnen im Unternehmertum Vorteile verschaffen könnten, sind ebenfalls recht naheliegend: Leidensbereitschaft, Aufopferung, die Fähigkeit, sich punktgenau auf ein großes Ziel vorzubereiten und etwas rigoros umzusetzen. Wer dies einmal gelernt und die Durchführung mit allen Nebenwegen absolviert hat, dürfte einen unternehmerischen Jahresplan befolgen können.

Doch Arntzen gibt zu bedenken, dass es nicht immer nur um die großen Titel geht: „Erfolg bedeutet nicht nur, die Goldmedaille zu gewinnen, sondern sein ganzes Potenzial auszuschöpfen“, sagt er. Wieder so ein Satz, den man sich auf einer Plakatwerbung für Sportschuhe vorstellen kann. Für Arntzen allerdings notwendig: „Ich bin im Kopf immer noch Sportler und nutze diese Einstellung für mein Dasein als Manager. Dafür bin ich extrem dankbar.“

Vermisst er den Sport? Die Zuschauer:innen, den grünen Rasen, das Tor? Arntzen überlegt. Er sagt, dass er sich „sukzessive vom Sport entwöhnt“ habe. „Deshalb war es okay. Ich habe nie irgendwelchen Dingen nachgetrauert, die ich nicht gemacht oder erreicht habe“, sagt er.

Apropos erreichen: Was steht ihm noch bevor, welche Ziele hat er sich gesteckt? „Ich möchte jeden Tag etwas Neues dazulernen. Mein aktueller Job bietet mir immer wieder neue Chancen und Herausforderungen. Aber was in fünf Jahren ist, weiß ich nicht“, sagt er. Zeit für uns, noch einmal die Frage vom Anfang aufzugreifen – also: Sind Profisportler:innen für die Corporate- und Unternehmer:innenwelt besser ausgebildet als der ausschließlich studierte MBA? Nach den Gesprächen mit Berlemann und Arntzen werfen wir den Blick auf die Anzeigetafel – und Tatsache: eins zu null für den Athleten.

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