Life & Style Nachruf: Das Ende von BlackBerry

Nachruf: Das Ende von BlackBerry

Redaktionsleiter Alexander Langer über das traurige Ableben seines allerliebsten Gadgets – und eine untergegangene Work-Zivilisation.

Diese Nachricht wird nicht mehr viele allzu viele Menschen betrüben, aber gestern war ein schwarzer Tag für die wenigen, die noch immer ihr altes BlackBerry nutzten: Laut der End-of-Life-Page von BlackBerry kann seit dem 4. Januar 2022 nicht mehr gewährleistet werden, dass „wichtige Funktionen“ unterstützt werden.

Dazu zählen unter anderem: Anrufe, SMS, sogar der Notruf. Tja. Dass andere Dienste wie Whatsapp, Instagram oder überhaupt alles seit 2013 erfundene seit Jahren nicht mehr laufen, versteht sich von selbst. Dass die wenigsten sich überhaupt noch an BlackBerry als Hardware-Hersteller erinnern, leider auch.

Für uns, die trotzig dem legendären Gerät die Treue gehalten haben, ist es lediglich der letzte Schlag. Der Tod kam daher auch nicht überraschend. Wir haben den Niedergang ja über Jahre begleiten müssen. Im Ernst: Wir haben schlimme Jahre hinter uns.

BlackBerry
Große Trauerarbeit im Büro

Wir haben mitbekommen, dass 2019 der BlackBerry Messenger abgeschaltet wurde, eine Art iMessage für BB-Nutzer. Der Messenger verströmte anfangs immer das Gefühl von Eingeweihtsein, von Digital-Geplauder unter McKinsey- und Goldman Sachs-Power-Pros. Später dann – auch die Wall Street nutzte irgendwann das iPhone – war es im Messenger deprimierender als auf Zombie-Plattformen wie MySpace oder Facebook.

Kurz darauf schaffte man gleich den ganzen App-Store ab. Auch das war zu verschmerzen. In dem tummelte sich ohnehin nur krudes Zeug. Völlig verständlich: Wer will auch für eine Plattform entwickeln, deren User völlig zufrieden damit sind, mit Telefon, SMS, Email und Kalender alles Notwendige bereits zu haben?

Mich als Fanboy mag das Ende ja traurig machen, aber für das Unternehmen selber folgte alles einem großen Notfallplan: Bereits 2016 hat CEO John Chen verkündet, dass die Wende hin zum reinen Software-Unternehmen vollzogen sei. BlackBerry stellte sich seitdem als Cybersecurity-Unternehmen auf. Uneinholbar war der Vorsprung, den Apple und Android-Geräte dem First-Mover im Hardware-Bereich voraus hatten.

Innovator’s Dilemma hin, Disruption von außen her – Chen hatte das verstanden. Er hat dann Lizenzen an Drittunternehmen herausgegeben, damit die unter dem Namen BlackBerry neue Geräte mit Tastatur bauen, die auf Android liefen. Das Ergebnis waren uninteressante, uninspirierende Dinger, die viel zu große Screens hatten und deren Tastatur sich fast schamhaft verbergen ließ. Igitt.

Aber Chen hatte natürlich den richtigen Riecher, und die solide Geschäftsentwicklung von BlackBerry seitdem belegt das. Er war aber auch eben ein Turnaround-CEO, nicht der größte Fan des Geräts. Die Ehre gebührt Jim Balsillie, Kopf hinter dem Unternehmen RIM, das BlackBerry produzierte und in Spitzenzeiten über 20 Mrd. Dollar jährlich reinholte – im Vergleich zu den jetzigen Umsätzen von Apple natürlich alles Kinderkram. Aber Balsillie schaffte es, BlackBerry früh zum Synonym von Work Anywhere zu machen.

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