Leadership & Karriere „The Economist“: Wie ein 179 Jahre altes Magazin zum Social-Media-Champion wird

„The Economist“: Wie ein 179 Jahre altes Magazin zum Social-Media-Champion wird

„The Economist“ gilt als sehr nüchtern. Aber es gibt ja die Versuchung, auf Zuspitzung und Polarisierung zu setzen, um mehr Reichweite zu erzielen.

Wenn wir etwas sagen, das viele Leute provoziert, dann nur mit guten Gründen. Verantwortung ist wichtiger. Kontroverse Positionen erklären wir dann in unseren Artikeln. Kontroverse um der Kontroverse willen, das reicht nicht. Schlagzeilen zu jagen, indem man umstrittene Positionen vertritt, kann sehr gefährlich sein. Denn es gefährdet die Glaubwürdigkeit, wenn Sie die Zeile dann hinterher nicht belegen können.

Gleichzeitig ist Reichweite gerade im Onlinejournalismus umkämpft und die Skandalisierung eine mögliche Strategie.

Ich glaube, für uns ist da ein anderes Beispiel eher typisch. Vor einigen Wochen hatten wir eine Ausgabe zum Klimawandel. Auf dem Cover sind zwei Pinguine zu sehen. Sie sitzen auf einer Couch, die auf dem Ozean treibt. Vor ihnen ein Fernseher, auf dem ein Bericht über die Waldbrände läuft. Damals gab es die furchtbaren Überschwemmungen in Deutschland. Und zugleich eben Brände in anderen Teilen der Welt. Wir wollten sagen: Klimawandel bringt diese Extreme hervor. Und er ist ein Thema, das für uns große Bedeutung hat.

Sie haben mit „The Economist“ knapp 60 Millionen Social-Abos. Ich las, dass es Ihnen aber gar nicht darum gehe, die Zahl immer weiter wachsen zu lassen.

Noch vor vielleicht fünf Jahren waren diese Zahlen der Hauptfokus. Bei der BBC hatten wir fünf, dann zehn Millionen Follower:innen – und waren angetan. Auch der Economist schlägt sich gut. Aber es ist nicht das Ziel, jetzt die 100 Millionen zu erreichen. Wir wollen, dass unsere 60 Millionen sich mit uns auseinandersetzen, Zeit auf unserer Homepage verbringen. Dass sie zu zahlenden Kund:innen werden. Nicht einfach nur durchscrollen. Da ist Instagram ein gutes Beispiel.

Kein einfaches Terrain für eine arrivierte, behäbige Medienmarke.

Wir haben dort an die sechs Millionen Accounts, die uns folgen. Das ist noch recht neu. Zwei Drittel der Follower:innen sind zwischen 18 und 34 Jahren alt. Wir bekommen jetzt bis zu eine Million Klicks pro Monat von Instagram auf unsere Website…

…dabei kann man dort ja nur sehr begrenzt Links setzen, nicht in normalen Feedposts.

Das ist eine phänomenale Zahl. Gerade im Vergleich mit vor zwei Jahren. Damals hatten wir null Traffic, der von Instagram kam.

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