Productivity & New Work Warum organisiertes Chaos das Geheimnis für radikale Innovationen ist

Warum organisiertes Chaos das Geheimnis für radikale Innovationen ist

Wie radikale Innovationen entstehen können

Eigentlich klingt es ziemlich simpel: Da Innovationen menschliche Produkte sind, stecken alle Informationen über die Innovation in den Menschen. Die große Unbekannte ist nur, welche Menschen die entscheidenden Gedanken in sich tragen.

Um also Innovationen zu erschaffen, gilt es für Unternehmen, Mitarbeitende unabhängig von ihrem Jobtitel, Erfahrungslevel oder anderen Kategorien zusammenzubringen. Lediglich intrinsische Innovationsbereitschaft und Motivation sollten gegeben sein. Wer noch mehr wagen möchte, kann auch Kund:innen, Lieferant:innen und andere Partner:innen außerhalb des Unternehmens einbeziehen und damit dem Gedanken von Open Innovation noch stärker folgen.

Alles Weitere nach dem Zusammenbringen der unterschiedlichen Menschen sollte maximal offen sein. Organisiertes Chaos eben. 

Statt Teams im Vorfeld festzulegen, sollten diese sich etwa selbst je nach inhaltlichen Präferenzen finden. Statt Must-haves des Produkts zu Beginn festzulegen, sollte nur eine grobe Richtung vorgegeben werden. Statt direkt mit Design Thinking ein Rahmen festzulegen, sollte zu Beginn des Prozess methodische Offenheit herrschen. 

Kurzum: In einem erfolgversprechenden Innovationsprozess gilt es zu moderieren statt zu diktieren. Wer als Unternehmen wahren Innovationen Raum geben möchte, sollte möglichst viel Zufall erlauben und nur das Chaos organisieren.

Das Prinzip hinter diesen Gedanken heißt Effectuation, eine Methode, die sich an der Schnittstelle von Praxis und Wissenschaft entwickelt hat. Sie versteht den Zufall als Komplizen bei der Entwicklung von Innovation, nicht als Gegner. Sie lässt sich dann einsetzen, wenn es für Design Thinking oder gar einen Businessplan noch zu früh ist, wenn es eben um das wirklich Neue, das Radikale geht – und nicht um eine einfache Verbesserung. 

Mit diesem Ansatz, dem organisierten Chaos, kann es gelingen, die Grundlagen für zukünftige radikale Innovationen weit besser zu schaffen, als wir es bisher aus vielen Unternehmen kennen – zumindest, wenn der Zufall mitspielt.

Über den Autor: René Mauer ist Professor für Entrepreneurship und Innovation an der ESCP Business School in Berlin. Sein Spezialgebiet ist die unternehmerische Entscheidungsfindung in Venture- und Corporate-Kontexten. Zudem ist er Mitinhaber eines Familienunternehmens und u. a. am Expertennetzwerk Effectuation Intelligence beteiligt.

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