Life & Style Joy Denalane: „Allein auf Tour braucht man Schlaf und einen Rhythmus“

Joy Denalane: „Allein auf Tour braucht man Schlaf und einen Rhythmus“

Wie schaffst du es, dir auch auf Tour Zeit für Achtsamkeit zu nehmen?

Die ersten Jahre gab es kein Morgen, kein Mittag und kein Abend. Es war alles so eine Party. Damals war ich immer in einem großen Kollektiv unterwegs. Freundeskreis oder FK Allstars, da gab es sehr viele Front-Personen. Das Abendprogramm war verteilt auf vielen Schultern. Als ich dann allein auf Tour ging, habe ich schnell gemerkt, dass man Schlaf und einen Rhythmus braucht. Da muss ich mir meine Kräfte natürlich einteilen. Dazu gehört neben Schlaf auch Sport machen, meditieren und lesen.

Wie sieht der Entstehungsprozess von einem Album aus? Hilft dir da auch Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist natürlich ein großer Aspekt im Writing. Ich glaube auf eine Art widerspricht sich das, denn Achtsamkeit ist ein wertfreies Wahrnehmen und Songwriting ist ja sehr Selbstreferenziell. Aber ich glaube, dass du am Ende diese neutrale Betrachtung brauchst.

Du erzählst sehr viel aus deiner Perspektive, auch wenn es nicht immer autobiografische Geschichten sind. Du gehst immer in deine Gefühlswelt hinein und bewertest eine Situation, die du konzipierst. Dabei gehe ich sehr sachlich mit meinen Gefühlen um, um darüber zu schreiben.

Ich kann aus mir rausgehen und über emotionale Themen schreiben, aber dabei wie über eine neutrale Sache sprechen. Insbesondere auch, weil ich mit Leuten gemeinsam schreibe. Das ist auf eine Art auch ein wertfreier Umgang.

Lass uns noch einmal über deine Sleepcasts sprechen: Wie war das denn für dich, einen Sleepcast aufzunehmen? Worauf hast du dabei geachtet?

Ich war sehr aufgeregt, weil ich zwar mit meiner Stimme seit Jahrzehnten arbeite, aber als Sängerin. Und das ist ein ganz anderes Genre. Ich hatte Angst, dass ich nicht gut sein könnte. Ich habe aber relativ schnell eine Freude entwickeln können, zu sprechen und war auch sehr erstaunt über meinen Stimmklang.

Sie klingt viel rauer und tiefer. Das ist dann nicht konstruiert, sondern passiert, wenn ich langsam und bewusst vorlese. Zur Vorbereitung habe ich Sleepcasts von anderen Akteur:innen angehört, die ich beeindruckend fand. Ich habe mich vorher mit dem Text beschäftigt und versucht, mich hineinzuversetzen und zu wissen, wovon ich erzähle.

Ich konnte mir nicht vorstellen, ob es überhaupt ankommt. Allerdings wurde ich eingeladen, einen Weiteren zu sprechen und das fand ich Mut machend.

Es ist auch etwas sehr Intimes, der Augenblick vor dem Einschlafen. Früher hat die Mama oder der Papa dir noch eine Geschichte vorgelesen, heute ersetzt man das dann eben mit den Sleepcasts.

Es ist schwer für mich, das bei Leuten aus meinem Umfeld zu testen. Ich kann meinen Kindern das nicht vorspielen. Ich glaube, bei denen gehen so viele andere Dinge los, wenn sie jetzt hören, wie ihre Mutter versucht sie zum Schlafen zu bringen. Oder mein Mann, dem habe ich es gezeigt, der fand’s auch gut, aber natürlich hat er nicht den Abstand.

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