Leadership & Karriere Warum Narzisst:innen Gift für die Fehlerkultur in Unternehmen sind

Warum Narzisst:innen Gift für die Fehlerkultur in Unternehmen sind

Wenn sich eine Führungskraft so verhält und dieses Verhalten vorlebt, ist dies für das Team besonders schlimm. Denn qua Position hat eine Führungskraft auch immer eine Vorbildfunktion, an der sich das Team mehr oder weniger ausrichtet. 

Wer eine narzisstische Chef:in hat, kann im ersten Schritt wenig dagegen ausrichten. Der Charakterzug ist wie er ist, eben mal mehr oder mal weniger stark ausgeprägt. Sich selbst korrigieren wird die narzisstische Person kaum, denn der Fehler liegt (ihrem Selbstbild nach) ja nicht bei ihr.

Entsprechend lässt sich von der Personalabteilung nur gezielt das spätere Malheur verhindern, indem diese Menschen nicht angestellt oder in Führungspositionen kommen. Alternativ ließe sich auch ein Setup basierend auf OKR, also Objectives and Key Results, in der Abteilung einführen. Dadurch werden Verantwortungen und Aufgaben klar. Dies fällt jedoch ohne Zustimmung der Führungskraft meist schwierig aus. 

Welche Eigenschaft für eine Fehlerkultur hilfreich ist

Auf welche Eigenschaft kommt es stattdessen für eine gute Fehlerkultur im Unternehmen an? Unsere Forschung an der ESCP Berlin und den Hochschulen meiner Kolleg:innen zeigt: Die Gegenspieler-Eigenschaft zum Narzissmus ist die Demut. Denn demütige Menschen hinterfragen sich eher, sie denken mehr über sich selbst und das eigene Handeln nach.

Sie sind wertschätzend anderen gegenüber. Sie bewerten Fehler auch weniger negativ, da sie sich ihrer eigenen Fehlbarkeit bewusster sind. Und: Demütige Menschen sind bereit aus Fehlern zu lernen. 

Wer also für eine gute Fehlerkultur im Unternehmen sorgen möchte, sollte nach Menschen Ausschau halten, die auch in kritischen Situationen Feedback einfordern, die auch „Ich weiß nicht“ sagen und sich wertschätzend anderen Menschen gegenüber zeigen können. Dass sie dann auch noch offen für Neues sind, rundet das Bild einer Person ab, bei der Demut eine ausgeprägte Eigenschaft ist. 

Und wer weiß: Wenn Narziss demütiger durchs Leben gegangen wäre, wäre ihm das traurige Schicksal der unerfüllten Liebe in sich selbst erspart geblieben. Uns dafür bleibt jedoch eine schöne Geschichte und ein Vorbild dafür, wie Führungskräfte nicht sein sollten.

Narzisst:innen

Christoph Seckler leitet seit 2019 den Lehrstuhl für Entrepreneurial Strategy an der ESCP Business School in Berlin. Er forscht zu Entrepreneurship und speziell zum Lernen aus Fehlern und zu Fehlermanagementkultur. Vor seiner wissenschaftlichen Laufbahn arbeitete er für die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.

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