Innovation & Future Wir haben uns in der Startup-Szene von Kinshasa umgesehen

Wir haben uns in der Startup-Szene von Kinshasa umgesehen

Deshalb haben der kongolesische Staat, Auslandsvertretungen und Entwicklungsorganisationen aus dem Westen junge Gründer:innen als neue Hoffnung für ein Land ausgemacht, über das auch 62 Jahre nach der Unabhängigkeit oft noch so gesprochen wird, als würde man der DRC eine Krankheit attestieren: Le pays va mal – dem Land geht es schlecht. Zwei Drittel der Bevölkerung leben von weniger als 2 Dollar am Tag. Von den 180 Ländern auf der Korruptionsrangliste von Transparency International schneiden nur elf Länder noch schlechter ab als die DRC.

Und das sind nur die Probleme, die es schon gibt. In einem Artikel über „Africa’s Rising Cities“ zitierte die „Washington Post“ kürzlich Bevölkerungsprognosen, denen zufolge die Metropole Kinshasa, die heute gut 15 Millionen Einwohner zählt, bis Ende des Jahrhunderts auf 60 Millionen anwachsen könnte. Das aktuelle Durchschnittsalter im Land: 19 Jahre. Anders gesagt: Wenn es etwas gibt, was in der DRC und speziell in Kinshasa zu skalieren droht, dann die Probleme.

Einfach über die Runden kommen

Die wirtschaftlichen Eckdaten sind wenig hoffnungsfroh: Formelle Jobs sind im ganzen Land rar. Kupfer und Kobalt stellen über 80 Prozent der Exporte, darauf folgen Diamanten, Öl und Holz, die Gewinne verbleiben oft in einer kleinen Elite, bei den allermeisten Menschen in der DRC kommen die Gewinne aus den Bodenschätzen überhaupt nicht an. Und abgesehen von Bier ist produzierendes Gewerbe nahezu inexistent.

So versuchen die meisten Menschen einfach nur, irgendwie über die Runden zu kommen – als Straßenhändler:innen, in Copyshops, auf Baustellen, Bars und Friseursalons. Wer nichts nach Hause bringt, versucht, sich rechts und links Geld zu leihen, oder wird kriminell, um buchstäblich den Magen zu füllen. Débrouillez-vous! So der Galgenhumor über ein ungeschriebenes Gesetz, an das sich die allermeisten halten müssen, ob sie wollen oder nicht: Schlagt euch durch!

„Deshalb müssen wir an der Arbeitsfähigkeit der jungen Menschen arbeiten“, sagt Raymond Mendy, ein groß gewachsener Mann mit väterlich-wohlwollend sanfter Stimme und unerschütterlichem Optimismus. „Unternehmen müssen gegründet werden, die sie aufnehmen, und Märkte geschaffen werden“, resümiert der Leiter des Silikin Village, der bereits im Senegal einen Inkubator führte. Zuvor war er Gründer eines Webdienstanbieters und hatte bereits im Niger, in Kamerun und in Sierra Leone Managementposten bei großen Telekommunikationsunternehmen inne.

Die demografische Dividende

Im Grunde stehen Kinshasa und die DRC vor einer dramatischen Frage: Gelingt es, das enorme wirtschaftliche Potenzial der Jugend und damit die von Entwicklungsökonomen erhoffte „demografische Dividende“ auszuschöpfen? Oder schlingert das Land durch das Bevölkerungswachstum in eine humanitäre Krise von ungeahntem Ausmaß? Und können Gründer wie Onoya irgendetwas tun, um dafür zu sorgen, dass Kinshasa endlich abhebt und sein ganzes Potenzial nutzt?

Noch dürfte es sich für Onoya und andere Gründer so anfühlen, als würden unsichtbare Mächte sie am Boden halten. Als Makala Bio 2018 damit anfing, im Innenhof eines Mitgründers die ersten Briketts zu pressen und per Trial and Error die richtige Mischung der Materialen und die optimale Form zum Verfeuern zu finden, gaben Onoya und sein Team die ersten Säcke Holzkohle, ohne dabei gleich Cash zu verlangen, im Glauben, dass die Kund:innen ihre Rechnungen später schon noch begleichen würden.

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