Innovation & Future So hat Mark Constantine die Kosmetikkette Lush zum Weltkonzern aufgebaut

So hat Mark Constantine die Kosmetikkette Lush zum Weltkonzern aufgebaut

Und das für ein Unternehmen, das in der Kosmetikbranche immer weiter nach vorne preschte. „Sie waren das am schnellsten wachsende Kosmetikunternehmen weltweit“, sagt Constantine. Wegen des schnellen Wachstums musste er seinen eigenen Betrieb immer weiter ausbauen. Dabei sind viele seiner Ideen in Produkte eingeflossen, die sich bei The Body Shop seitdem als große Verkaufserfolge erwiesen.

Nächster Versuch

Bis 1992. In diesem Jahr kaufte The Body Shop Constantine alle Rechte ab – für 6 Mio. Pfund. Ein Batzen Geld, mit dem Constantine sich als Versandhändler selbstständig machen konnte, was jedoch schnell endete. 1994 ging sein Unternehmen pleite. Nächster Versuch: 1995 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Margaret dann Lush, die erste Filiale eröffnete in Poole. Et voilà: Dieses Mal startete die Idee durch.

Mit Lush hatte Constantine ein Unternehmen aufgebaut, das anders sein sollte als die restlichen Player in der Kosmetikbranche. Der Erfolg gab ihm recht, wie ein paar von der Website gegriffene Zahlen illustrieren: Lush betreibt heute 928 Shops in 48 Ländern weltweit, sieben Manufakturen, fünf Anchor-Shops und sieben Konzept-Shops. Im Jahr 2018 stellte das Unternehmen 154 Millionen Produkte weltweit her, knapp zwei Millionen feste Shampoo-Riegel 2019 alleine in England. Jährlich werden knapp 30 Millionen Badebomben hergestellt. Mehr als 9 000 Menschen sind angestellt.

Lush will anders sein, indem sie ihre eigenen Nachhaltigkeitsstandards definieren. Der Claim: „fresh handmade cosmetics“. Constantine kommt auf die Gesetzgebung der Kosmetikindustrie zu sprechen: Sie besagt, dass alle Produkte, die verkauft werden, drei Jahre haltbar sein müssen. Und um diese Vorgabe zu erfüllen, müssen Konservierungsstoffe her, für die die menschliche Haut nicht gemacht ist. „Es war also nicht schwer zu erkennen, dass ich weniger Konservierungsmittel sowie frischere Inhaltsstoffe verwenden und Produkte herstellen möchte, die nicht länger als ein paar Wochen haltbar sind“, sagt Constantine.

Er formuliert es so: Während die Industrie also hauptsächlich den Lieferketten oder der Werbeindustrie diene, diene Lush den Bedürfnissen der Menschen. Constantine weiter: „Unser Unternehmen ist das einzige Kosmetikunternehmen, das von den Formulierern selbst geführt wird.“ Zur Erklärung: Formulierer sind die Menschen, die die Gemische selber herstellen – kein BWLer ist hier am Drücker.

Bloß keine Tierversuche

Lush will auch anders sein, indem es ohne tierische Fette auskommt. So bestehen alle Produkte von Lush aus vegetarischen Inhaltsstoffen, 95 Prozent der Produkte sind sogar vegan. Wer wolle schon, dass die Produkte, die man für seinen Körper nutzt, an Hamstern oder Kaninchen getestet wurden, sagt Constantine. Die Tierversuche, die immer noch stattfinden dürfen, ließen den Lush-Gründer nicht unberührt.

Für seine unnachgiebige Einstellung wurde Constantine immer wieder kritisiert, man ordnet ihn gerne einer linken Bubble zu. Vielleicht auch, weil Constantine in der Vergangenheit den Klimaaktivisten von Extinction Rebellion große Summen spendete und sich erst von ihnen distanzierte, als die Aktivisten 2020 Zeitungsdruckereien in Großbritannien blockierten. Ein Feind des Kapitalismus ist Constantine nicht: „Ich mag den Kapitalismus. Aber ich möchte eine Form des Kapitalismus, die nicht ausbeutet.“

„Ich möchte eine Form des Kapitalismus, die nicht ausbeutet.“

Mark constantine

Lush will anders sein, indem sie den Anteil an Plastik stark reduzieren. „Die Kosmetikbranche ist Teil der Plastikbranche“, sagt Constantine. Deshalb nutzt Lush für seine Produkte so wenig Verpackungsmaterial wie möglich. Ein Teil der Produkte ist von recycelbaren Materialien umgeben. Dafür hat Lush 2015 sogar ein eigenes Recyclingzentrum in England eröffnet.

Ein Teil der Produkte ist „naked“, also ganz ohne Verpackung. Daher auch der dominante Geruch, der schon längst zum Markenzeichen von Lush geworden ist. Genau wie die ungewöhnlich großen Seifen, die einem Käselaib ähneln. Oder die Körperbutter, die mehr nach Kuchen als nach Seife aussieht. 2007 startete Lush eine Kampagne, für die sich mehrere Angestellte nackt auszogen und nur noch mit Schürze bekleidet in den Geschäften standen.

Auch Social Entrepreneurship war schon früh ein Thema. Nach eigenen Angaben gehen jedes Jahr zwei Prozent der Gewinne an Wohltätigkeitszwecke. Anerkennung gab es sogar von der jüngst verstorbenen Queen: 2011 wurden er und seine Frau von der britischen Königin in die Ehrenliste aufgenommen und für ihren Einsatz im Dienste der Kosmetikindustrie zu Officers of the Order of the British Empire ernannt.

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