Female Entrepreneurship Hierarchien umkehren: Sneaker-Design aus Bangladesch, Herstellung in Europa

Hierarchien umkehren: Sneaker-Design aus Bangladesch, Herstellung in Europa

Rokaiya Ahmed Purna erinnert sich noch genau an den Moment, als ihre Zusammenarbeit mit Ekn begann: „Plötzlich diese Instagram-Nachricht zu bekommen, mich an dem Projekt zu beteiligen, das war mehr als magisch.“ Etwas zu gestalten, das von anderen als wertvoll erkannt wird, das Käufer:innen findet, sei immer ihr Traum gewesen. „Ein wichtiger Schritt nach vorne für die Modeindustrie.“

„Wir brauchen Möglichkeiten, Neues zu entdecken und uns zu entwickeln“, erklärt die Designerin aus Dhaka, Bangladesch. Sie hat die Stereotype satt, mit denen sie in der globalisierten Modeindustrie diskriminiert wird.

„Der verbreitete Irrtum gegenüber den Designer:innen vor Ort ist, dass wir weniger auf die Gestaltung fokussiert sind“, erklärt sie Business Punk per Mail. Designer:innen aus Bangladesch, danach werde nicht mal gesucht. Das Land ist zwar einer der Hotspots im Textilbereich. Aber für die Marken aus dem Westen eben oft vor allem als Ort mit niedrigen Produktionskosten.

Rokaiya Ahmed Purna und das Frankfurter Sneakerlabel Ekn wollen diese Hierarchie umkehren. Der von Ahmed Purna entworfene Schuh heißt কাঁঠাল Kamthala. Das ist das bengalische Wort für die Jackfrucht. Die hat Rokaiya Ahmed Purna nämlich im Desingprozess inspiriert.

Der Sneaker ist als Unisex-Modell konzipiert. Er kostet 200 Euro und alle Einnahmen sollen Ekn zufolge wieder in Projekte in Bangladesch fließen.

Made in Portugal

Das ist zwar ein Preis, der deutlich über dem Niveau typischer Fast-Fashion-Produkte liegt. Aber dafür ist der Schuh auch in einem Werk in Portugal produziert. Dort gelten zum einen die hohen europäischen Standards für Arbeitsschutz und zum anderen sind die Transportwege kürzer.

„Wir produzieren in denselben portugiesischen Betrieben wie die Luxusmarken“, sagt Noel Klein-Reesink, der Gründer von Ekn. „Es soll aber kein reines Luxusprodukt sein.“

Klein-Reesink arbeitete in der Vergangenheit für bekannte Marken wie New Balance, Adidas und Hess Natur. Ekn gründete er im Jahr 2013. Joy Denalane und Max Herre sind Fans der Marke. Zuletzt konzentrierte sich Klein-Reesink auf die internationale Expansion, etwa nach Japan und in die USA.

„Mehr als magisch“

Wie es zu der Idee mit dem কাঁঠাল Kamthala kam? „Von Apple kennen wir ja dieses Designed in California, made in China. Das ist der ganze Widerspruch“, sagt Klein-Reesink. „Wir beuten die Länder des globalen Südens massiv aus. Ich habe mich gefragt: Können wir ihnen nicht auch auf Augenhöge begegnen?“

Für Designerin Ahmed Purna steht noch viel auf der Agenda. Ein Modemuseum will sie aufbauen, außerdem eine Stiftung für Designer:innen aus Bangladesch. Es fehle nämlich an Plattformen für fairere Zusammenarbeit. „Wir sind so ein großes Exportland für Kleidung, das ist jetzt eine Notwendigkeit.“

Luxus entkolonialiseren

Was für Ahmed Purna Luxus bedeutet, hat mit Menschlichkeit zu tun: „Frauen zu empowern und Erfahrungen mit der neuen Generation von Designer:innen zu teilen, sie zu motivieren und ihnen Kraft zu geben.“

Es geht dabei nicht darum, die Mode zu entglobaliseren. „Wir sind stolz auf das Label Made in Bagladesh“, erklärt sie. Aber eben nicht nur als Herstellende, die Ideen aus reicheren Ländern umsetzen. Sondern als Ausdruck von Kreativität. Und als Zeichen für Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

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