Productivity & New Work Warum trauen wir uns nicht, mehr Fehler zu machen?

Warum trauen wir uns nicht, mehr Fehler zu machen?

Ein Gastbeitrag von Rebecca Everts, Geschäftsführerin der HUK-Autowelt.

Wir leben in einer Zeit, in der uns von Instagram bis LinkedIn überall vorgelebt wird, Perfektion sei der Maßstab für Erfolg. Deshalb versuchen wir in der Schule, am Arbeitsplatz und im Alltag, Fehler um jeden Preis zu vermeiden. Doch was, wenn dieser Ansatz grundlegend falsch ist? Was, wenn Fehler nicht nur akzeptabel sind, sondern sogar zum Erfolg beitragen?

Warum Fehler keine Niederlage bedeuten 

Die Erwartung, immer fehlerlos zu sein, führt oft zu übermäßigem Druck und Stress. Erfolg ist jedoch selten eine gerade Linie. Er ist oft von Umwegen, Herausforderungen und Rückschlägen geprägt. Statt nach Perfektion zu streben, sollten wir realistische Ziele setzen und Schritt für Schritt darauf hinarbeiten. Dabei ist es wichtig, aus unseren Fehlern zu lernen, anstatt uns von ihnen entmutigen zu lassen. 

Für jeden von uns bedeutet Erfolg etwas anderes – und das ist auch wichtig. Wir sollten uns niemals nach den Erwartungen anderer richten. Jeder von uns hat unterschiedliche Fähigkeiten, Ressourcen und Lebensumstände, die unseren individuellen Erfolgsweg prägen. Nur indem wir uns auf unsere persönlichen Ziele konzentrieren und unsere eigenen Fortschritte feiern, können wir ein erfülltes und authentisches Leben führen.

Warum Fehler auch für Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind:

Auch in der Geschäftswelt sind Fehler normal. Und das ist keinesfalls negativ. Tatsächlich können sie oft der Ausgangspunkt für wegweisende Ideen sein. In einer sich schnell verändernden Welt ist die Fähigkeit, sich anzupassen, ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Wenn wir Fehler also als wertvolle Lernchancen betrachten und ihre Lehren in unsere Geschäftspraktiken integrieren, können Unternehmen schneller auf unerwartete Herausforderungen reagieren.

Fehler sind aber nicht gleich Fehler. Schwerwiegende oder wiederholte Fehltaten können die Integrität und Sicherheit eines Unternehmens gefährden. Es ist entscheidend, zwischen konstruktiven Fehlverhalten, das zu Wachstum führt, und problematischem Fehlverhalten, zu unterscheiden. Es ist hilfreich, Strukturen zu schaffen, die Fehler abfangen können, ohne das gesamte Unternehmen zu gefährden. Ähnlich wie beim Bau einer Brücke, wo eine zusätzliche Tragstruktur für Notfälle eingeplant wird. 

Eine positive Fehlerkultur etablieren

Damit Unternehmen aus Misserfolgen lernen können, ist es wichtig, einen offenen und positiven Umgang mit Fehlern zu fördern. Das kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden. Zunächst einmal sollten Vorgesetzte als gutes Beispiel vorangehen. Indem sie die Verantwortung für Fehler übernehmen und offen damit umgehen, zeigen sie sich authentisch und glaubwürdig: Sie legen die gleichen Maßstäbe an sich an wie an ihre Mitarbeitende. Statt diese für ihre Fehler zu bestrafen, sollten gemeinsam Lösungen gefunden werden, um beim nächsten Mal besser zu agieren. Dies stärkt das Vertrauen und die Offenheit im Team. Zudem ist es wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der Feedback frei fließen kann. Dadurch fühlen sich Mitarbeitende ermutigt, sowohl Feedback zu geben als auch anzunehmen. Die offene Kommunikation fördert das Teamwork und das gegenseitige Verständnis untereinander.

Die Kunst, aus Fehlern zu lernen: Ein Schlüssel zum Erfolg

Die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, ist also ein unverzichtbarer Bestandteil sowohl des individuellen Wachstums als auch des langfristigen Erfolgs von Unternehmen. Sich zu Fehlern zu bekennen und sie zuzulassen, kann sich – gerade für Führungskräfte – anfühlen, als würde man Unsicherheit und Schwäche zeigen. Tatsächlich ist diese Haltung ein Zeichen von Souveränität – und unternehmerisch ein echter Gewinn: Eine positive, offene Fehlerkultur hilft, aus Misserfolgen heraus innovative Lösungen zu entwickeln und sich erfolgreich in einer sich ständig wandelnden Welt zu behaupten.

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