Personal Finance Aktienkultur in Deutschland. Was hat es mit dem Hype auf sich? 

Aktienkultur in Deutschland. Was hat es mit dem Hype auf sich? 

Gastbeitrag von Thomas Soltau. 

Deutschland ist traditionell ein Land mit vergleichsweise niedriger Aktienbeteiligung. Historisch hat sich der Staat als soziale Demokratie um vieles gekümmert, so lernte die deutsche Bevölkerung, sich darauf zu verlassen, „dass der Staat das schon regelt.“ Gepaart mit einem starken Sicherheitsbedürfnis führt dies dazu, dass auch heute noch ein signifikanter Teil des Vermögens (die Sparkasse spricht von etwa 3.214 Milliarden Euro) auf Tages-, Festgeld- oder Sparkonten liegt – oder als Bargeld zu Hause. Dabei sorgen diese „sicheren Geldanlagen“ häufig dafür, dass das Geld an Wert verliert: Gerade in Zeiten hoher Inflation können sie diese meist nicht einmal ausgleichen, geschweige denn Gewinne einfahren. 

Im Jahr 2020 ließ der starke Anstieg der Aktionäre hoffen, dass sich das Blatt wendet: Insbesondere junge Menschen entdeckten die Börse für sich; die Anzahl der Aktionärinnen und Aktionäre im Alter von 14 bis 29 Jahren stieg um fast 70 Prozent, wie der jährlich veröffentlichte Bericht des Deutschen Aktieninstituts, kurz DAI, zeigte. Dieser Boom hielt zwei Jahre an – dann der große Schreck: Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Aktiensparenden zwischen 14 und 39 drastisch um etwa 514.000 Personen. War das schon das Ende des „Hypes“? 

Ich sehe die Entwicklung nicht so dramatisch. Der Rückgang ist meiner Meinung nach auf eines zurückzuführen: Meme-Stocks. Viele junge, börsenunerfahrene Menschen haben sich an GameStop und Co. die Finger verbrannt und ihr Vermögen – oder zumindest Teile davon – verzockt. Ich vermute, dass diese Menschen im letzten Jahr eine Pause machten, sich erst mal zurückzogen. Der Trend ist voll intakt – wir sehen, dass immer mehr Menschen in Deutschland sich mit den Aktienmärkten beschäftigen und dort auch investieren wollen. Gerade die Jüngeren sind sehr aktiv, was das ETF-Sparen betrifft – mit Blick auf langfristige Anlagen, beispielsweise für die Altersvorsorge. Und auch das DAI selbst gibt Entwarnung: „2023 übersteigt die Zahl der Aktiensparerinnen und -sparer mit 12,3 Millionen im vierten Jahr in Folge die 12-Millionen-Marke. Der Rückgang von 570.000 im Vergleich zum Vorjahr ändert nichts am langfristigen Trend nach oben“, heißt es im aktuellen Bericht. 

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