Innovation & Future Von der Weide in die Digitalwelt: Charlotte Rothert revolutioniert das Onboarding für Frontline-Worker

Von der Weide in die Digitalwelt: Charlotte Rothert revolutioniert das Onboarding für Frontline-Worker

Charlotte Rothert ist erfrischend anders in der deutschen Start-up-Bubble. Die gelernte Landwirtin hat den Spirit eines freundlichen Arschtritts und eine wichtige Mission: Hart arbeitenden Arbeiterinnen und Arbeitern ohne Schreibtisch und Laptop ein vernünftiges, digitales Onboarding sowie weiterführende Schulungen zu ermöglichen – sprich: den meisten Arbeitern im Land. Doinstruct heißt ihre Anwendung, die derzeit in immer mehr Industrien gefeiert wird: Lebensmittel, Bau, Gastronomie, Logistik. Mit ihren Partnern pendelt sie zwischen Osnabrück und Berlin. Im nächsten Jahr geht es in die USA.

Doinstruct ermöglicht Schulungen für Mitarbeiter ohne App, Passwort oder E-Mail-Anmeldung. Wie funktioniert das genau, und warum haben Sie sich für diesen Ansatz entschieden?

Ich bin gelernte Landwirtin. Ich mochte die Mischung aus Natur, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Nach meiner Ausbildung und ersten Managementerfahrungen habe ich große Betriebe restrukturiert und hatte immer wieder mit spannenden Leuten zu tun: Leute, die unglaublich wichtige, oft sehr harte Arbeit leisten, aber nie wirklich vernünftig onboardet und geschult wurden – sei es in der Landwirtschaft, der Lebensmittelbranche oder in vielen anderen Industrien. Weil sie nicht so gut Deutsch konnten, man es nicht für wichtig erachtet hat oder es einfach kein vernünftiges Programm gab. Für mich als Führungskraft gab es damals nichts Größeres als das Leuchten in den Augen der Leute zu sehen, wenn sie verstanden haben, warum sie etwas tun. In einem Betrieb war da dieser super Syrer, er konnte kein Deutsch, ich kein Arabisch. Mit Händen und Füßen habe ich ihm seine Aufgabe erklärt. Das hat ganz gut funktioniert, aber ich wollte dennoch eine digitale Lösung, um die ganzen hart arbeitenden Frontline-Worker, wie ich sie nenne, professionell zu schulen.

Man denkt, solche Programme gab es schon.

Denkt man, dachte ich auch, war aber nicht so. Und ist es heute auch noch längst nicht überall. Der allgemeine Standard ist ja, dass man DIN-A4-Schulungszettel zu PDFs gemacht hat. Oder es gibt diese „Cover-your-ass“-Durchklick-Programme, die jeder hasst und die nichts bis wenig bringen. Klick, klick, schnell fertig, so schlau wie vorher. Und eine Sache ist entscheidend: Die meisten Schulungsprogramme sind für Menschen gemacht, die einen Schreibtisch mit Computer haben. Die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben aber keinen Schreibtisch und keinen Computer. Diese ganzen hart arbeitenden Leute, die den Laden zusammenhalten, Frontline-Worker. Die werden halt immer vergessen, vor allem beim digitalen Lernen. Und für sie wollte ich leicht zugängliche, passgenaue, multisprachige Schulungsprogramme machen, die den Leuten ein Leuchten in den Augen bringen und nicht die pure Verzweiflung. Eine Software, die ihnen Wertschätzung und Know-how gibt, das sie brauchen, um ihren Job zu machen. Meine Partner Thorsten und Daniel, die aus der Industrie und der Logistik kommen, hatten ähnliche Erfahrungen, und so starteten wir Doinstruct.

Eure Neukunden kommen mittlerweile schon auf euch zu. Der Bedarf scheint groß.

Absolut. Viel German Mittelstand ist dabei und Manufacturing, Bauunternehmen, große Gastronomieunternehmen, die Lebensmittelbranche oder Freizeitparks. Bald kommt noch Facility Management dazu. Tausende Schichtleiter, Bauleiter, Produktionsleiter und Co. in der Gastro werden natürlich massiv entlastet, wenn ihre Leute endlich besser geschult kommen. Superfleißige Leute aus aller Welt, die vielleicht auch noch nicht fließend Deutsch können. Wir machen möglich, dass sie digital, aber individuell geschult werden können, auf ihren Handys oder einem mobilen Endgerät des Arbeitgebers.

Das heißt, auch Sprachbarrieren fallen weg?

Arrivederci Sprachbarriere! KI hilft uns da natürlich und ist in Verbindung mit Fachübersetzern eine unschlagbare Kraft.

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