Leadership & Karriere Warum der Staat ein schlechter Eigentümer ist – oder: Avanti Dilettanti! 

Warum der Staat ein schlechter Eigentümer ist – oder: Avanti Dilettanti! 

Die Commerzbank könnte italienisch werden. Huch, wie konnte das denn passieren, fragt sich der bisherige Großeigentümer, dessen Vertreter in der Ampelregierung sitzen.

Hi Punks, stellt Euch vor, ihr sollt den Deal Eures Lebens einfädeln und als der entscheidende Anruf kommt, seid ihr gerade was futtern oder so – und alles geht schief. So erzählt man es sich gerade in Frankfurt. Dort kämpft die Commerzbank dagegen, von der italienischen Unicredit übernommen zu werden.  

Nur mal zur Erinnerung: Die Commerzbank ist die Bank aus der alten Welt, die noch am tiefsten mit dem verbunden ist, was Deutschland ausmacht – mit den vielen mittelkleinen und mittelgroßen Unternehmen, in denen die meisten von uns ihre Brötchen verdienen. Sie ist die Mittelstandsbank, wie sie sich gerne selbst nennt. Wäre doch irgendwie schade, wenn sie aus Mailand heraus geführt würde, oder? 

Einer von denen, die den schlechten Deal nicht verhindert haben, ist ein beamteter Staatsekretär im Kanzleramt: Jörg Kukies, selbst einmal Investmentbanker hat im entscheidenden Augenblick nicht gehandelt, als sich die Unicredit an die Commerzbank heranschlich, obwohl er tief im Thema steckt und schon früher mit dem Verkauf der Commerzbank-Anteile betraut war. Komisch an sich für einen gelernten Investmentbanker. Und noch ein zweiter hat einen schlechten Job gemacht: Finanzminister Christian Lindner hat nicht rechtzeitig den Alarmknopf gedrückt, als die italienische Konkurrenz zum Angriff überging. Inzwischen kontrolliert sie mehr als 20 Prozent. Wo waren sie nur, diese beiden Vertreter des wichtigsten Eigentümers, fragen sie sich jetzt in den Frankfurter Bürotürmen der gebeutelten Bank. 

Einst in der Finanzkrise hatte sich der Bund bemüht, wenigstens einer zweiten deutschen Privatbank neben der Deutschen Bank die Selbständigkeit zu erhalten. Er stieg ein und bewahrte die Commerzbank davor, übernommen zu werden. Bund und Bank hielten es gut und gern anderthalb Jahrzehnte miteinander aus. Nicht jede Ehe hält so lange. 

In den wenigen Stunden der Aktien-Auktion war es jedoch, als wäre der eine Ehepartner verschwunden. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Jedenfalls ließen es Kukies und Lindner zu, dass sich die Unicredit anschlich und – als wäre es eine poplige Ebay-Auktion – in letzter Sekunde den höchsten Preis geboten hat. Als die Commerzbank am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie einen neuen Großeigentümer, der bisher ihr Konkurrent gewesen war. War das eine bewusste Entscheidung aus Berlin, zu der jetzt niemand stehen will? War es Schlamperei, dass beim Verkaufsprozess eine Begrenzung der einzelnen Kauftranchen vergessen wurde? Oder war es vielleicht doch Absicht? 

Der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch, der ein Berufsleben lang für den Bankenplatz Frankfurt gekämpft hat, kommentiert das so: „Jedes, wirklich jedes Unternehmensmanagement weltweit würde für eine solche Katastrophen-Leistung gefeuert. Aber der Staat ist ja gerade deshalb ein schlechter Unternehmer, weil niemand für Fehlentscheidungen haften muss – mit Ausnahme der Steuerzahler.“ Koch hat seinen Beitrag überschrieben mit „Avanti Dilettanti“. Das trifft es ziemlich genau. Ciao! 

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