Productivity & New Work Deutschlands härtester Investoren-Job

Deutschlands härtester Investoren-Job

Ein Gastbeitrag von Maximilian Block, Geschäftsführer und Mitgründer von ESB Invest.

Startup-Hochburgen? Klar, da denken alle sofort an Berlin, München oder Hamburg. Aber Mecklenburg-Vorpommern? Eher nicht. Und das aus gutem Grund. Das Katapult-Magazin nannte es mal den „Blinddarm unter den Bundesländern“. Die Zahlen scheinen dieses harte Urteil zu untermauern: Mit nur 0,7 % der deutschen Startups ist MV das absolute Schlusslicht, wie der Startup Monitor 2024 zeigt. Die Region hat 1,6 Millionen Einwohner, aber fast so viele Kühe (450.000). Klingt nicht gerade wie das nächste Silicon Valley, oder?

Doch es wäre zu einfach, Mecklenburg-Vorpommern als hoffnungslosen Fall abzutun. Wer hier investiert, muss anders denken – aber das Potenzial ist da. Ein Beweis? Sawayo, ein Rostocker Startup, das gerade den ersten Exit der ESB Invest hingelegt hat. Sawayo, ein Compliance-Tool für Unternehmen, wurde vor Kurzem von der Infoniqa Gruppe übernommen. Dieser Erfolg ist nicht nur ein Meilenstein für das Startup selbst, sondern auch für die gesamte Region. Doch der Weg dahin? Alles andere als leicht. Willkommen im härtesten VC-Job Deutschlands.

Warum der Job als Investor in MV so anspruchsvoll ist

Im Vergleich zu Metropolen wie Berlin, wo Startups auf fruchtbarem Boden gedeihen, sieht die Lage in Mecklenburg-Vorpommern anders aus. Die wirtschaftlichen Strukturen sind weniger auf Innovation ausgerichtet, und die Bevölkerungsdichte sowie die Nähe zu potenziellen Investoren ist deutlich geringer. Um die Situation noch deutlicher zu machen: 1.384 Startups wurden 2024 in Deutschland gegründet. Davon 8 in MV. Ja, richtig gelesen – acht.

In den Metropolen ist das Startup-Ökosystem dynamisch, die Märkte sind gewachsen, und es gibt eine hohe Dichte an Talenten, Gründern und Kapitalgebern. Der Aufbau eines Startup-Ökosystems in ländlich geprägten Regionen ist dagegen deutlich schwerer. Hier zählen Qualität und Durchhaltevermögen. Klasse statt Masse. 

Hier gibt es keine Hunderte von Startups, in die man investieren kann, sondern nur eine Handvoll. Als Investor musst du also genau hinschauen, um gezielt in die richtigen Geschäftsideen zu investieren, die langfristig Erfolg haben können. Individuelle Betreuung der Investments ist hier das A und O. Das hilft aber auch dabei, kostspielige Fehler zu vermeiden und somit die Erfolgsaussichten zu maximieren.

Dabei hilft auch die Gründungswerft. Als erster Anlaufpunkt für alle, die das Gründen wagen wollen, bietet der Verein alles, was das Gründerherz begehrt: Von Vorgründungs-Coachings über Coworking-Spaces bis hin zu Tech-Zugang. Hier wird angepackt!

Das bereits erwähnte Rostocker Startup Sawayo ist ein Paradebeispiel dafür, wie dieser Ansatz funktionieren kann. Der Exit wurde mit einer gezielten Wachstumsstrategie und einer maßgeschneiderten Unterstützung in die Wege geleitet. Er zeigt, dass es auch abseits der großen Städte möglich ist, innovative Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu machen.

Mecklenburg-Vorpommern – der Hidden Champion unter den Bundesländern 

Auch wenn die Ausgangslage in MV schwierig ist, ist es der Hidden Champion unter den Bundesländern, denn die Region bietet einige Vorteile. Die Lebenshaltungskosten sind hier viel niedriger als in den großen Städten. Mieten sind erschwinglich, die Gehälter vergleichsweise günstig – perfekt für Startups, die ohnehin oft knapp bei Kasse sind. Das macht es leichter, gute Talente – beispielsweise an der Hochschule Greifswald – zu finden und zu halten, ohne sofort riesige Summen in Gehälter pumpen zu müssen.

Zudem ist die Vernetzung von Investoren in Mecklenburg-Vorpommern viel besser als anderswo. Es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen Kapitalgebern und lokalen Institutionen wie der Sparkasse Vorpommern, die durch ihre Beteiligungen über die ESB Invest an Unternehmen wie Sawayo eine entscheidende Rolle im Aufbau der Startup-Szene spielt. Kein Wunder, dass MV aktuell auch für das Bundesprogramm Startup-Factory nominiert ist – eine Initiative, die es Gründern ermöglichen soll, noch schneller durchzustarten.

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