Female Entrepreneurship Die Arbeiterführerin: Wer ist Daniela Cavallo?

Die Arbeiterführerin: Wer ist Daniela Cavallo?

Die Tochter italienischer Gastarbeiter ist die mächtigste Betriebsratschefin Deutschlands. Jetzt muss sie bei VW den Kampf anführen. Hat sie mehr zu bieten, als angestammte Pfründe zu verteidigen?

“Kein Mitarbeiter bei Volkswagen kann sich mehr sicher fühlen” – sagte jüngst Daniela Cavallo, die Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats, nachdem sie die Pläne des VW-Managements öffentlich gemacht hatte, mindestens drei deutsche Werke (von zehn) zu schließen und zehntausende Arbeitsplätze bei der wichtigsten Konzernmarke abzubauen. Lohnverzicht stünde ebenfalls an.

Kein Mitarbeiter kann sich mehr sicher fühlen, dieses Statement charakterisiert sowohl die 49jährige Gewerkschafterin Cavallo als auch die herrschenden Verhältnisse bei VW. Dass man sich dort gut aufgehoben fühlte als Arbeitnehmer, dafür standen jahrzehntelang die IG Metall und der von ihr geführte Betriebsrat. Der VW-Haustarifvertrag ist legendär und sichert den Vwlern in Wolfsburg und anderswo “Pfründe”, wie die einen sagen, oder “gerechten Lohn für gute Arbeit”, so die anderen. Angesichts der Turbulenzen bei Volkswagen gerät Daniela Cavallo, seit Frühjahr 2021 in der Top-Position der mächtigen Arbeitnehmervertretung, nicht nur mitten in den herrschenden Sturm der Industrienation Deutschland, sondern natürlich in den Fokus von Politik und Öffentlichkeit.

1975 in Wolfsburg geboren, wuchs die Tochter eines italienischen Gastarbeiters zwischen Deutschland und Italien auf – wobei sie Wolfsburg ihre Heimat nennt. Ihr Vater war 1969 aus Kalabrien ins Land gekommen und hatte bei VW angefangen. Der Tochter empfahl er dringend die Ausbildung bei deutschen Traditionskonzern, das sei eine lebenslange sichere Bank. In der Tat ließ sich Daniela Cavallo zu Kauffrau für Bürokommmunikation ausbilden und absolvierte berufsbegeitend noch ein Wirtschaftsstudium – nicht gerade der bis dahin übliche Werdegang eines Arbeiterführers in der IG Metall. Ihr Vorgänger Bernd Osterloh, dessen Stellvertreterin sie jahrelang war, warnte bei seinem Ausscheiden allerdings davor, Cavallo angesichts ihrer ruhigen Art und Ausstrahlung zu unterschätzen: „Sie ist führungsstark, empathisch und so strategisch denkend, dass sich viele da noch wundern werden“, sagte Osterloh damals. Der kämpferische Gewerkschaftsführer war bekannt für Krawall und beinharte Auseinandersetzungen mit dem Management. Cavallo hingegen zofft sich nicht mit den Unternehmenschefs, jedenfalls nicht öffentlich. Sie ist auch sonst anders; schon als Betriebsrätin nahm sie Elternzeit in Anspruch, damals ungewöhnlich. Cavallo ist verheiratet und hat zwei Töchter. Familienleben ist ihr wichtig und schon von daher reagierte sie zornig, als das Management bei einer Mitarbeiterversammlung angesichts der Kürzungspläne von der “Volkswagen-Familie” sprach: Familienmitglieder lasse man nicht im Stich, so Cavallo. Nun hat sie Gelegenheit, sich als Familienanwältin zu präsentieren. Im Laufe der kommenden Auseinandersetzungen mit diffiziler Problemlage kann sie ihr Meisterstück abliefern und sich in die Linie fast schon legendärer VW-Gewerkschafter einreihen. Dies vermutlich auch dann, wenn angesichts der aktuellen Fülle von Hindernissen und Widrigkeiten irgendeine Art von Triumph einer Seite kaum zu erwarten ist.

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