Leadership & Karriere 48 Stunden aus der kommunikativen und politischen Hölle

48 Stunden aus der kommunikativen und politischen Hölle

Gastbeitrag von Sven Wedig

Aber von vorne und ganz ehrlich: Wer hat denn wirklich und ernsthaft gedacht, dass Donald Trump nicht erneut Präsident wird?

Aber gewählt ist gewählt. Und so sehr mich die Polemik auf der anderen Seite des Atlantiks irritiert, der politische Weichspülgang in unserem Land nervt genauso. Es ist Zeit über Authentizität zu sprechen. Ein Thema, das es zu definieren und zu verstehen gilt, was es mit Menschen macht, mit Politik macht und warum auch wir die Spiele so spielen sollten.

Schreiben wir also einen Crashkurs für alle Politikerinnen und politischen Kommunikatorinnen aus den ersten Reihen, die immer noch glauben, dass sie mit ruhiger Hand, mäßiger Stimme und großer Komplexität Dinge lösen oder bewegen könnten.

Dabei ist es Authentizität, nach der sich Leute sehnen wie noch nie zuvor; ich liebe nicht ohne Grund Lukas Podolski. Und, Quizfrage, wer ist der authentischste Politiker der Welt aktuell? Oh, ja, richtig, wahrscheinlich dieser Donald Trump. Der, der es authentisch mit Hunden und Katzen zum Wahlerfolg bringt.

Tatsächlich kann man Trump so einiges vorhalten. Mangelnde Authentizität ist es aber nicht. Der Mann ist sich einfach immer treu geblieben, auch im Wiedergeben der immer wieder selben „alternativen Fakten“. Und selbst die Nummer an der Fastfood-Fritteuse oder auf dem Müllwagen sahen zumindest danach aus, als hätte er Spaß. Die Leute wussten genau, wen sie da wählen und ganz offensichtlich wollten sie einen Mann an der Spitze ihres Landes, der zwar umstritten ist, aber eben unumstritten echt.

Bevor jetzt der deutsche Durchschnitts-Hater rummeckert – toll finde ich das auch nicht, aber bei Authentizität geht es im Innen- und Außenverhältnis eigentlich nur um folgende Dinge:

  1. Konsequente, klare und einfache Sprache. Wenn Reden Silber ist und Schweigen Gold, ist LAUTES Reden sowas wie Platin oder eine stabile Krypto-Währung. Viralität entsteht über Lautstärke, Einfachheit und temporäre Grenzüberschreitungen, weich gespült ist noch nichts viral gegangen. Die Tatsache, dass Trump seine Gegenkandidatin Harris gleich mehrfach als „geistig behindert“ bezeichnet hat, ist moralisch total fragwürdig. Geschadet hat es ihm hingegen nicht. Findest du schlimm, ja, ich auch, aber so wird faktisch kommuniziert und das ändern wir wohl nicht mehr, jedenfalls nicht in den USA und auch nicht auf der politischen Ebene.
  2. Griffige Assoziation auf 1-3 übergeordnete Themen (bei Trump glasklar), DT steht für:
    • Reichtum (Frauen und Geld gehen immer im Internet. Nicht wenige Männer würden ihre eigenen Probleme wahnsinnig gerne gegen die von Donald Trump tauschen. Auch wenn es Sympathiepunkte kosten würde. Habe ich Recht? Ich glaube schon.)
    • Kompromisslosigkeit: Kompromisslos uninformiert. Kompromisslos beim Sprung ins nächste Fettnäpfchen. Kompromisslos drüber. Kompromisslos beleidigt (klarer Weg, klare Linie, ja klar eine fiese Linie, aber es ist eine konsequente Linie). Wenn man das zu Ende denkt und mit positiven Inhalten kombiniert – Wahnsinn, was möglich wäre!
    • Herz auf der Zunge: Zugegebenermaßen eine sehr diplomatische Formulierung für „Musst du wirklich ALLES laut aussprechen, was dir durch den Kopf geht?“ Wirklich noch nett formuliert, aber er steht dafür wie vielleicht kein anderer.

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