Life & Style Countdown zur größten Rabattschlacht des Jahres

Countdown zur größten Rabattschlacht des Jahres

Die Black-Friday-Lüge: So verramschen wir unsere Werte!

Wenn wir in Deutschland etwas können, dann ist es Moral, oder? Wenn es nur darum ginge, unsere hohen Ansprüche an die Welt zu verkaufen statt Technologien oder Innovationen: Dann wären wir immer noch Exportweltmeister, keine Frage. Krise? Welche Krise, würden wir sagen, und anderen Ländern und Menschen zwischen zwei bösen Hashtags erklären, was sie alles mal wieder falsch machen. Aber alles hat seinen Preis. Auch bei uns: Nächste Woche kommen Black Friday und Cyber Monday – da werden auch die besten Vorsätze verramscht. Der Countdown zur größten Rabattschlacht des Jahres läuft. Billig, billiger, am billigsten: Für 70 Milliarden Euro werden wir shoppen, bis der Planet platzt. Fair Trade, Nachhaltigkeit – plötzlich alles nur noch nachrangig. Dabei hatten wir uns doch etwas ganz anderes vorgenommen?

Das Schöne an Social Media ist ja, dass alles für immer bleibt. Einmal gepostet, ewig da. Machen wir doch mal das Experiment und scrollen unsere Feeds runter. Ein Jahr, zwei Jahre, gern mal bis in die Covid-Zeit. Und was sehen wir da? Kein Business Summit, kein Marketing-Event, kein LinkedIn-Post ohne ein Sustainability-Brainstorming. Nachhaltigkeit war Zeitgeist und Business-Model gleichermaßen.

Der klassische Latte-Macchiato-Talk in der Covid-Ära:
„Und was machst du beruflich?“
„Was mit Nachhaltigkeit.“
„Oh, super!“

Die größten Fashionmächte der Welt riefen zum großen Umdenken auf. Giorgio Armani, der Meister der Eleganz, schrieb höchstpersönlich einen Brandbrief an die Industrie und an die Kunden: „Luxus darf und kann nicht schnell sein. Es macht keinen Sinn, dass eine meiner Jacken oder Anzüge drei Wochen im Laden liegt, bevor sie obsolet wird und durch neue Waren ersetzt wird, die sich nicht wesentlich unterscheiden. So arbeite ich nicht, und ich finde es unmoralisch, so zu handeln.“

Die Fashionwelt fiel aus allen Nähten. Dass selbst ihre klügsten und wichtigsten Köpfe sie für unmoralisch hielten.

Designer wie Dries van Noten, Michael Kors und Marc Jacobs formulierten ein Manifest, dass wir alle radikal umdenken müssten. Diese Rabattschlachten und das ganze Fast-Fashion-System seien nicht mehr zeitgemäß und vor allem nicht nachhaltig.

Model Naomi Campbell, Cindy Crawford und die legendäre Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour diskutierten in Instagram-Lives und YouTube-Sessions über Systemfehler in der Fashion-Industrie. Ihre Message: „Wir müssen weniger zeigen. Wir müssen mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen. Wir müssen uns mehr Zeit nehmen, anstatt immer nur zu fragen: Was gibt’s Neues? Was kommt als Nächstes?“

Gucci-Guru Alessandro Michele kündigte öffentlich an, dem traditionellen Fashion-Kalender mit den Shows in Mailand, Paris, London und New York nicht mehr folgen zu wollen und nur noch dann Kollektionen zu präsentieren, wenn es Zeit dafür wäre – und nicht, weil sie zu einem bestimmten Datum auf dem Runway erscheinen müssten. Nun gut, jetzt ist Alessandro Michele nicht mehr bei Gucci, und die Welt ist eine andere.

Aber was ist aus all den schönen Vorsätzen und Keynotes geworden? Nichts! Es gibt so viele Fashion-Shows wie immer. Zu Cruise Collections und Special Drops werden Influencer von den Modehäusern immer noch an die entlegensten Orte des Planeten gejettet. An den vier Saisonabschnitten Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter halten alle brav fest. Jede Kollektion geht nach wenigen Wochen in den Sale. Sommer-Schlussverkauf, Winter-Schlussverkauf. Und jetzt kommen Black Friday und Cyber Monday, die Monster-Ramsch-Tage. Alles wie immer und sogar noch schlimmer.

Aus dem Black Friday ist mittlerweile eine ganze Black Week geworden. Firmen ziehen den Shopping-Event immer weiter vor. Ab jetzt alles günstiger.

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