Innovation & Future Hat Künstliche Intelligenz Gefühle, Herr Microsoft?

Hat Künstliche Intelligenz Gefühle, Herr Microsoft?

Jared Spataro ist Chief Marketing Officer, AI at Work bei Microsoft. Er will Unternehmen davon überzeugen, dass ohne Künstliche Intelligenz bald nicht mehr viel läuft. Ob Microsoft versteht, woran sie gerade arbeiten? Nein, sagt er. Aber er sei immer fasziniert, wenn Menschen etwas bauten, das sie nicht vollständig verstehen. Dafür hat er ein schlagendes Beispiel.

Hi Jared, glaubst Du, dass KI Emotionen hat? Gefühle? Ist das möglich? Jeder zweite Hollywood-Film spielt ja mit dem Gedanken.

Nicht in ihrer jetzigen Form. Ich finde, es ist sehr romantisch, so zu schreiben. Es handelt sich um ein neuronales Netzwerk, das darauf trainiert ist, menschliche Kommunikation und menschliches Verhalten nachzuahmen. Es ahmt also Dinge wie Tonfall, Wortwahl, Stil nach. Es wird also auch Emotionen nachahmen. Daran besteht kein Zweifel. Aber es gibt einen Unterschied zwischen dem Haben von Emotionen und dem Nachahmen von Emotionen.

Aber jeder gute Schauspieler ahmt doch auch nur nach, und kann damit Menschen erschüttern. 

Ja, das stimmt. Das ist richtig.

Glaubst Du, dass Menschen und KI vertrauensvoll zusammenarbeiten können?

Ja. Ja, das glaube ich. 

Hast Du diese Erfahrung persönlich gemacht?

Ja definitiv. Ich benutze KI als eine Art Copiloten, der meine Muster und Gewohnheiten kennt. Selbst bei Routineaufgaben, also bei der Art und Weise, wie ich Nachrichten per E-Mail und SMS und so weiter bearbeite, aber auch bei anspruchsvolleren Dingen, wie ich denke, Ideen entwickle und Probleme löse, ist sie mein Begleiter. Ich persönlich habe meine Arbeitsweise geändert, und ich habe das Gefühl, dass ich ein wenig ein Vorreiter für das bin, was die meisten Menschen in zwei oder drei Jahren erleben werden.

Erst erlebten wir die digitale Revolution und jetzt die KI-Revolution. Wie sollen die Unternehmen, wie sollen die Menschen da mitkommen? 

Die digitale Revolution basiert bisher auf Computern, die nur 0 und 1 verstehen und komplexe Berechnungen ausführen können. Mit den Large-Language-Modellen haben wir jetzt etwas, das dem Denkprozess des Menschen nahekommt und eines ganz sicher liefert:  logisches Denken. Und das ist die große Idee. Ich habe darüber gerade mit 150 CEO’s gesprochen und versucht, ihnen zu verdeutlichen, was das für ihr Unternehmen bedeuten kann.

In welcher Art von Unternehmen ist das wichtiger und wo weniger? 

Ich denke, mit der Zeit wird es für fast jedes Unternehmen wichtig sein, aber am Anfang möchte ich die Muster nennen, die wir sehen: Wir sehen Unternehmen, die eher wissensbasiert, eher sprachbasiert oder eher argumentationsbasiert sind. Diese haben als erste erkannt, dass es zu einer Disruption kommt. Beratungsunternehmen zum Beispiel erkennen: Wow, das verändert wirklich etwas. Bei den vorherigen Generationen der digitalen Technologie ging es eher darum, Informationen zur Hand zu haben. Bei dieser neuen Erfindung geht es darum, Fachwissen zur Hand zu haben. Und das ist eine Abstraktionsebene höher, es ist das, was Beratungsunternehmen bisher verkauft haben. Sie müssen jetzt neu darüber nachdenken, wie sie den Wert ihre Beratungsleistungen weiterentwickeln.

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