OECD-Studie enthüllt: Deutsche Europas Schlusslicht in Sachen Arbeit

Krankmeldungen und Urlaubsfreude

Doch was sind die Gründe für diese vergleichsweise geringe Arbeitszeit? Ein Faktor könnte die hohe Anzahl an Krankmeldungen sein. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation meldeten sich deutsche Arbeitnehmer im Jahr 2022 im Schnitt 25 Tage krank – fünf Tage mehr als während der Corona-Pandemie. Dazu kommen großzügige 31 Urlaubstage. Die NZZ kommentiert dies treffend mit: „Unfassbar. Gut sechs Wochen Ferien und dann noch zwei bis drei Wochen krank – kein Wunder, dass Deutschlands Wirtschaft (…) wieder als der kranke Mann Europas gilt.“

Der Einfluss von Steuern und Abgaben

Der Arbeitsmarkt-Experte Holger Schäfer vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) erklärt, dass es nicht unbedingt Faulheit ist, die die Deutschen von der Arbeit abhält. Vielmehr sei es eine Abwägung zwischen dem Nutzen von Arbeit und dem Verlust von Freizeit. „Es ist bisher für viele einfach nicht attraktiv, mehr zu arbeiten, weil die Belastungen durch Steuern und Sozialabgaben gleichzeitig zunehmen“, so Schäfer. Ein Blick nach Schweden zeigt, dass niedrigere Steuern durchaus ein Anreiz sein können: Dort führte eine Senkung des Steuersatzes für Familien von 52 auf 32 Prozent (Deutschland 41 Prozent) zu einem Anstieg der Vollzeitbeschäftigung. Schäfer malt gegenüber der „Bild“ ein düsteres Szenario: „Wenn die Politik sich nicht schnell ändert, ist unser Wohlstand in Deutschland ernsthaft bedroht!“

Die Zahlen sind alarmierend, und die Konsequenzen könnten weitreichend sein. Wenn die Politik nicht bald gegensteuert, droht Deutschland als der „kranke Mann Europas“ zurückzubleiben. Es braucht keine neuen Gesetze, sondern kluge Anreize, um die Deutschen wieder in die Büros zu locken. Denn eines ist klar: Nur wer arbeitet, kann auch Wohlstand schaffen. Und das ist in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten wichtiger denn je.