Innovation & Future Hier kocht der Pott 

Hier kocht der Pott 

SalesViewer zelebriert eine Strategie, die gestern noch von Vorgestern war, aber heute möglicherweise die Zukunft ist. Wer weiß das schon. Das nicht mehr ganz junge Startup aus Bochum hat ein Rezept gegen den Blues im Pott. 

Das Ruhrgebiet spielt den Blues. Mal wieder. Ruhr-Ikone ThyssenKrupp, seit langem schon ein Schatten seiner selbst, hat angekündigt, 10 000 Stahlkocher zu entlassen. Der Discounter Kodi aus Oberhausen schickt sich selbst in die Insolvenz, Pumpenhersteller Wilo aus Dortmund, einer dieser deutschen Weltmarktführer, die in der Branche jeder kennt, will Mitarbeiter „proaktiv“ zum Austritt überreden. 

Das ganze Ruhrgebiet? Der ganze Pott? Nein. Um im Text zu bleiben: Ein unbeugsames Unternehmen stemmt sich gegen den Strom. Es nennt sich SalesViewer, sitzt in einem ehemaligen Bunker mit Glasturmaufbau in Bochum und zelebriert eine Strategie, die gestern noch als von vorgestern galt und heute möglicherweise der Stein der Weisen ist: Alle sind täglich im Office, Qualität ist ein Wert an sich, Pünktlichkeit auch, ein einziges Produkt im Portfolio, feste Prozesse und für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Klingt nach old statt new work, ist aber wie Benjamin Zaczek es darstellt, das Geheimnis des Erfolges. Benjamin muss das so schildern, denn er ist hier der Chef. Er sagt Sätze wie: „Wir setzen auf einen gesunden Mix aus new work und klassischen Werten und fokussieren uns vor allem auf nachhaltiges Wachstum.“ 

Was sein 22 Mann-und-Frau-Team so treibt? Ben hatte eine Werbeagentur gegründet, während er Abi machte, digitales Marketing und so. „Viele interessierten sich damals nicht für Klicks, Impressions und so weiter. Bring mir neue Kunden und Aufträge, verlangten die Auftraggeber stattdessen“, erzählt der Gründer. Er rechnete: Seine Auftraggeber gaben 10 000 Euro für Eigenwerbung aus, Dutzende besuchten die Website des Kunden, es meldeten sich fünf, die das Angebot gesehen hatten, daraus wurden drei Aufträge. „Wir haben untersucht, wie wir die generierte Reichweite noch besser für unsere Kunden verwerten können. “, sagt der Gründer und beschreibt damit die Idee von SalesViewer. Die Software, die sein Team entwickelt hat, entschlüsselt die eigenen Website-Besucher und weiß, wer sie sind. Sie wertet das Echo aus, das jeder Marketing-Impuls auslöst und sie erkennt, woher es kommt. Wer SalesViewer benutzt, kann gezielt den Kontakt zu den entschlüsselten Unternehmen aufnehmen. 2011 kam das Produkt auf den Markt, 2017 machte Ben die Werbeagentur dicht, weil seine nebenbei entwickelte Software zur Kundenanalyse einen durchschlagenderen Erfolg hatte als andere. Seit 2017 ist das Wachstum exponential und SalesViewer ist global unterwegs: USA, Kanada, Israel, Italien. 

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