Leadership & Karriere Der Held fällt: Selenskyj verliert das Vertrauen der eigenen Partei

Der Held fällt: Selenskyj verliert das Vertrauen der eigenen Partei

Der Rückhalt für den ukrainischen Präsidenten im eigenen Land bröckelt. Vertraute kündigen ihm die Gefolgschaft. Vorwürfe aus den Pandora-Papers, die ihn als mutmaßlichen Nutznießer von Korruption benennen, sind immer noch nicht ausgeräumt.

Die Nachricht, die zeigt, wie sehr der Stern des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gerade im Sinkflug ist, wurde in der Ukraine achselzuckend zur Kenntnis genommen, in Westeuropa fiel sie beinahe ganz unter den Tisch: Vor genau drei Jahren hatte Russland seinen Angriff auf die Ukraine begonnen. Zu diesem Anlass wollte das ukrainische Parlament zu Beginn dieser Woche eine Resolution zur Unterstützung seines Präsidenten verabschieden. Doch das Vorhaben scheiterte – auch an der mangelnden Bereitschaft von Selenskyjs eigenen Parteifreunden, hier mitzumachen.

Der Fall zeigt: Seither die USA nicht mehr ins gleiche Horn stoßen wie Westeuropa und Selenskyj einmütig zum Helden stilisieren, der sich einer imperialistischen Großmacht namens Russland entgegenstellt, ist der Lack ab. Die ersten graben wieder tiefer und entdecken von neuem, dass der Kriegsheld seine dunkleren Seiten hat.

Das passiert zuallererst in der Ukraine selbst. Noch im vergangenen Frühjahr, als die reguläre Amtszeit Selenskyjs als Präsident abgelaufen war, er aber wegen des verhängten Kriegsrechts keine Wahlen abhalten durfte, ergaben Umfragen, dass rund zwei Drittel der Ukrainer hinter ihrem Präsidenten standen. Genau das sollte die jetzt durchgefallene Resolution erneut zum Ausdruck bringen. In dem Papier heißt es, dass Selenskyjs Mandat vom ukrainischen „Volk und der obersten Rada nicht in Zweifel gezogen“ werde. Und der Präsident in „freien Wahlen gewählt wurde“. Die Rada ist das gesetzgebende Organ im Einkammersystem der Ukraine.

Doch der Satz und damit die Resolution fielen knapp durch. 218 der 450 Abgeordneten stimmten zu. 226 Stimmen wären notwendig gewesen. Selbst von Selenskyjs Partei „Diener des Volkes“ beteiligten sich 38 Mitglieder nicht an der Abstimmung. Das Ganze geschah, vor den Augen der EU-Kommission, die zu der Abstimmung eigens eine Abordnung entsandt hatte, war den Eklat perfekt machte.

Verdrängte Erinnerungen werden seither wach: Als im Jahr 2021 die „Pandora Papers“ Kleptokraten in aller Welt demaskierten, stand die Ukraine auf dem ersten Platz bei der Zahl korrupter Amtsträger. Einer von ihnen war Selenskyj mit Konten in Belize, Zypern und auf den Britischen Jungferninseln. 41 Millionen Dollar soll er bekommen haben, überwiesen von dem Oligarchen Ihor Kolomojskyj.

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