Green & Sustainability Plastikflut, Cash-4-Trash und ein Umdenken von unten – Wie Sven Jacobi den Ozean retten will 

Plastikflut, Cash-4-Trash und ein Umdenken von unten – Wie Sven Jacobi den Ozean retten will 

Es gibt zwei Arten, auf die Plastikmüll-Katastrophe in unseren Ozeanen zu reagieren: Man kann schockiert auf einen Strand voller PET-Flaschen starren – oder man kann etwas dagegen tun. Sven Jacobi hat sich für Letzteres entschieden. Nach einem Schlüsselerlebnis auf den Malediven hat er MBRC the ocean gegründet, eine Initiative, die nicht nur Müll aus dem Meer fischt, sondern ganze Küstengemeinden umkrempelt. Sein Ansatz? Community before Technology, wirtschaftliche Anreize für Müllsammler und Bildung, die von unten nach oben wirkt. Inzwischen koordinieren er und sein Team weltweit 10.000 Helfer, bauen Recycling-Strukturen auf und kämpfen dafür, dass Plastik nicht als Abfall, sondern als Wertstoff verstanden wird. Im Interview spricht Jacobi über kulturelle Hürden, warum Schulen der Gamechanger sein könnten – und wieso ihn die Umarmung einer Frau auf Komodo Island nie wieder loslässt.

Was war der entscheidende Moment, der Sie dazu bewegt hat, MBRC the ocean zu gründen? Gab es eine bestimmte Begegnung oder ein Erlebnis am Meer, das Ihnen die Dringlichkeit dieses Problems vor Augen führte? 

MBRC the ocean entstand aus einem bewegenden Erlebnis auf den Malediven. Während einer Bootstour in einer Region, die einst für ihre unberührten Korallenriffe bekannt war, wurde ich mit der harten Realität konfrontiert: Statt lebendiger Meeresbewohner sah ich nur Plastikmüll. Dieser Schockmoment zeigte mir eindringlich, wie dramatisch die Verschmutzung wirklich ist. Es war der Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich nicht länger nur zuschauen wollte.

Wie hat Ihre persönliche Verbindung zum Meer Ihr Leben und Ihre Werte geprägt? 

Das Meer war für mich immer ein Ort der Ruhe und Inspiration. Ich bin am Meer aufgewachsen mit segeln, tauchen, schwimmen und surfen. Diese frühe Verbindung mit dem Wasser hat mir gezeigt, wie schützenswert unsere Natur ist, und sie hat meine Werte in Richtung Nachhaltigkeit und Verantwortung geprägt.

Was wünschen Sie sich, dass die nächste Generation von Ihrer Arbeit mitnimmt – was ist das ultimative Vermächtnis, das Sie hinterlassen möchten? 

Ich wünsche mir, dass die nächste Generation versteht, wie wichtig es ist, Verantwortung für unseren Planeten zu übernehmen. MBRC steht für eine positive Gemeinschaft. Unsere Focus ist „Community before Technology“ – jeder kann mithelfen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie zum Beispiel, dass man die Plastikflasche zum Recycling bringt. Mein Wunsch ist es, dass MBRC einen Großteil der Menschen mit seinen Werten begeistern kann, um das Bewusstsein zum Thema Nachhaltigkeit und Schutz der Meere zu schärfen.

Die Koordination von 10k Abfallsammlern und Freiwilligen weltweit klingt nach einer gewaltigen logistischen Herausforderung. Was sind die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Projekte in so unterschiedlichen Regionen? 

Die größte Herausforderung ist es, die kulturellen Unterschiede und lokalen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Jede Region hat eigene Herausforderungen im Umgang mit Abfall, weshalb es wichtig ist, flexible und lokal angepasste Lösungen zu entwickeln. Ohne unser Netzwerk an motivierten und eigenständigen lokalen Freiwilligen wäre dies nicht möglich. Jeder unser 250 „Cleaning-Hubs“ weltweit wird vorher genau nach Art, Größe, Abfallmengen Recycling Möglichkeiten, Man-power etc. analysiert. Nur so können wir speziell auf die lokale gegeben Situation ideal eingehen. Unser Community Management betreut dann die Cleaning Hubs und kümmert sich um die individuellen Bedürfnisse.

Wie schaffen Sie es, die Motivation in den Gemeinden langfristig aufrechtzuerhalten, insbesondere in Regionen, in denen Recycling oft noch nicht Teil der Alltagskultur ist? 

Wir arbeiten eng mit lokalen Gemeinden zusammen, vermitteln Wissen und zeigen die positiven Auswirkungen auf ihre Umwelt. Ein zentraler Bestandteil ist unser Cash-4-Trash Programm, das es ermöglicht, gesammelten Abfall gegen finanzielle Anreize einzutauschen. Dadurch schaffen wir direkte wirtschaftliche Vorteile für die Menschen vor Ort und vermitteln unterbewusst, dass Plastik kein Abfall, sondern Wertstoff ist. Zusätzlich beziehen wir mit unserer MBRC Academy gezielt Kinder und Jugendliche in unser Education-Programm ein, um ihnen früh die Bedeutung von Umweltschutz zu vermitteln und sie aktiv in die Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft einzubinden. Durch direkte Einbindung und sichtbare Erfolge entsteht so langfristige Motivation.

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