Life & Style Kann der Tod warten? Papst Franziskus‘ letzter Ostersegen und die Willenskraft über das Sterben

Kann der Tod warten? Papst Franziskus‘ letzter Ostersegen und die Willenskraft über das Sterben

Papst Franziskus spendete trotz Krankheit den Ostersegen und verstarb kurz darauf. Kann der Todeszeitpunkt durch Willenskraft beeinflusst werden?

Ein letztes Mal stand Papst Franziskus auf dem Balkon des Petersdoms, um den Ostersegen zu spenden. Nur einen Tag später, am Ostermontag, verstarb er im Alter von 88 Jahren. Dieses Ereignis wirft die Frage auf, ob der Mensch den Zeitpunkt seines Todes mit Willenskraft beeinflussen kann. Eine Vorstellung, die in der Gesellschaft weit verbreitet ist, aber unter Wissenschaftlern umstritten bleibt.

Der Mythos der Willenskraft

In vielen Kulturen und Religionen gibt es die Vorstellung, dass Menschen den Zeitpunkt ihres Todes hinauszögern können, um wichtige Ereignisse noch zu erleben. Dr. Donn Young und Erinn Hade von der Ohio State University untersuchten, ob sich der Todeszeitpunkt durch den Geist beeinflussen lässt. Ihre Studie analysierte die Daten von 1,2 Millionen Menschen, die zwischen 1989 und 2000 gestorben sind. Besonders im Fokus standen die Zeiträume um Geburtstage und Feiertage. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Es starben nicht weniger Menschen vor diesen Ereignissen als danach.

Zwischen Anekdoten und Daten

Anekdoten wie die von Papst Franziskus oder einer Patientin, die auf die Erlaubnis zum Sterben wartete, faszinieren und bleiben im Gedächtnis. Der Palliativmediziner Sivan Schipper berichtet von einer Patientin, die erst nach seiner „Erlaubnis“ starb, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtet. Doch sein Kollege Christopher Böhlke sieht das skeptisch. Er beobachtet häufig, dass Menschen mit einem starken Todeswunsch nicht sterben können und andere, die leben wollen, dennoch sterben.

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