Business & Beyond Deutsche Exporte trotzen Trump-Zöllen: Der überraschende Frühjahrsaufschwung auf wackligen Beinen

Deutsche Exporte trotzen Trump-Zöllen: Der überraschende Frühjahrsaufschwung auf wackligen Beinen

Auch die Rüstungsindustrie boomt: Rheinmetall steigerte Umsatz und Betriebsergebnis im ersten Quartal um fast 50 Prozent, während die Kieler Werftengruppe Thyssenkrupp Marine Systems ihre Auftragsbücher auf 16 Milliarden Euro ausbauen konnte.

Die Stimmung in den meisten Exportbranchen bleibt jedoch gedämpft. Eine Umfrage des Ifo-Instituts zeigt, dass die Exporterwartungen im verarbeitenden Gewerbe auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren gesunken sind. Besonders pessimistisch sind Automobilhersteller, die chemische Industrie, der Maschinenbau sowie die Metall- und Möbelbranche. Lediglich die Getränkeindustrie rechnet mit steigenden Exportzahlen.

Strategien für die Post-Boom-Phase

Die kurzfristige Exportrally wird unweigerlich in einen Kater münden. „Wie das im Leben nun mal so ist: Auf die rauschende Nacht folgt am nächsten Tag der Kater. In die Gegenwart vorgezogene Käufe fehlen in der Zukunft“, erklärt Scheuerle. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigt diese Einschätzung: „Die Unsicherheit über den weiteren handelspolitischen Kurs der USA drückt sich in deutlich gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen aus.“

Für deutsche Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich breiter aufstellen müssen. „Unternehmen sind gut beraten, sich neue Absatzquellen zu erschließen“, rät Krüger. Der BGA fordert von der neuen Bundesregierung einen Plan für den künftigen Umgang mit den USA sowie den pragmatischen Abschluss neuer Freihandelsabkommen, um mehr Unabhängigkeit zu schaffen.

Nach dem Boom droht die Ernüchterung

Die Exportrally des Frühjahrs 2025 wird sich nicht fortsetzen – darüber sind sich Experten einig. Sobald der Vorzieheffekt ausläuft, dürften die Exportzahlen deutlich zurückgehen. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet bereits mit einer Abschwächung der Industriekonjunktur im weiteren Jahresverlauf.

Die fundamentalen Herausforderungen bleiben bestehen: schwierige Standortbedingungen, geopolitische Unsicherheiten und die unberechenbare US-Handelspolitik. Die wahre Bewährungsprobe für die deutsche Exportwirtschaft steht noch bevor – wenn die Zollaussetzungen auslaufen und die Realität der neuen Handelsbarrieren voll durchschlägt.

Entscheidend wird sein, ob es der EU gelingt, einen konstruktiven Dialog mit den USA zu etablieren und gleichzeitig den eigenen Binnenmarkt weiterzuentwickeln. Nur wenn Deutschland seine Abhängigkeit vom US-Markt reduzieren und seine Wettbewerbsfähigkeit durch Bürokratieabbau, Digitalisierung und Infrastrukturinvestitionen stärken kann, lässt sich der drohende Exporteinbruch abfedern. Die aktuelle Boomphase bietet dafür lediglich ein kurzes Zeitfenster.

Quellen: Welt.de, Zeit.de, merkur.de

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