Er begab sich als Reporter in Lebensgefahr – jetzt arbeitet Ian Urbina an Soundtracks für Journalismus
Gäbe es eine Möglichkeit, mit der beide Parteien ihr finanzielles Ziel erreichen? Die Musiker:innen mehr Aufmerksamkeit und höhere Streamingzahlen – und Urbina somit ähnliche Erlöse für seine Stiftung? „Eine Option wäre, vielleicht nur gut ein Dutzend Bands mit ins Boot zu holen und diese stärker zu promoten“, schlägt Katongole-Strauch vor. Der Reporter lehnt diesen Weg allerdings ab. Das Projekt sei von Beginn an darauf ausgelegt, mit möglichst vielen Menschen zu arbeiten. Einerseits würden nur so die Streaming-Pennys irgendwann zu größeren Summen, andererseits gehe es bei der Zusammenarbeit auch darum, auf humanitäre Probleme aufmerksam zu machen. Urbina sagt: „Für die Musiker ist es primär eine wohltätige Aktion. Ähnlich wie damals bei den Live-Aid-Konzerten.“
Inwieweit geht der Businessplan des US-Amerikaners tatsächlich auf? Noch habe er die schwarze Null mit dem Musikprojekt nicht erreicht, sei aber nah dran. In etwa einem Jahr, schätzt er, würden die Streamingeinnahmen beginnen, den Journalismus zu finanzieren. Bislang komme das Geld dafür aus Abonnements seines Newsletters sowie von Spenden. Allerdings geht es Urbina in erster Linie um die Frage, wie viele Leute über die Songs zu den Geschichten stoßen. Und das sei, so verraten die Trackingdaten der einzelnen Streamingdienste und Webseiten, laut Urbina bereits millionenfach geschehen.
Der Reporter, der inzwischen zum Unternehmer gereift ist, will das Projekt noch größer machen. In den nächsten 20 Monaten sollen 500 weitere Musiker:innen hinzukommen. „Vor allem aus dem globalen Süden, aus Entwicklungsländern und Küstennationen. Jenen Orten, die von den Problemen, um die es in den Reportagen geht, am unmittelbarsten betroffen sind.“ Da viele dort jedoch nicht die eigenen Produktionskosten decken können, sucht Urbina derzeit nach Unternehmen oder Geldgebern, die das Projekt weiter unterstützen.
In Zukunft hofft Urbina auf größere Erlöse wie etwa Lizensierungen der Outlaw-Ocean-Songs. Auch eine TV-Produktion mit Leonardo DiCaprio läuft an, gemeinsam mit seinem Team entwickelt er Lernspiele, Podcasts, Fernsehserien sowie Animations- und Dokumentarfilme. Noch aber bleibt die Musik-Journalismus-Symbiose vor allem ein künstlerisches und wohltätiges Projekt.
Doch eines sollte Urbina Mut machen: Einfach hatten es Pioniere am Anfang bekanntlich nie.

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