Drive & Dreams Digitales Debakel: VW zieht bei Heycar den Stecker

Digitales Debakel: VW zieht bei Heycar den Stecker

Nach acht Jahren gibt VW Financial Services die Gebrauchtwagenplattform Heycar auf. Trotz ambitionierter Pläne scheiterte das Portal an Kostenproblemen und mangelnder Unterstützung durch Autohändler.

Die digitale Aufholjagd gegen die Platzhirsche des Online-Gebrauchtwagenhandels ist gescheitert. Volkswagen Financial Services (VWFS) beendet das Kapitel Heycar und schaltet die Plattform noch im Mai in Deutschland ab. Großbritannien folgt in den kommenden Monaten. Ein weiterer Beweis, dass selbst Konzernriesen im digitalen Wettbewerb straucheln können, wenn Strategie und Markteinschätzung nicht präzise stimmen.

Falsche Prognosen und explodierende Kosten

Die Gründe für das Scheitern liegen in einer Mischung aus Fehleinschätzungen und wirtschaftlichen Realitäten. „Wir haben die Entwicklung des digitalen Kaufverhaltens überschätzt und die Marketingkosten unterschätzt“, erklärt ein Sprecher von VWFS gegenüber der Branchenzeitung „Automobilwoche“. Die harte Konsequenz: „Die Anteilseigner haben entschieden, Heycar nicht weiter mit Finanzmitteln auszustatten.“ Das digitale Wettrüsten gegen etablierte Plattformen wie Mobile.de und Autoscout24 verschlang offenbar mehr Ressourcen als kalkuliert.

Händler blieben auf Distanz

Besonders bitter für die Initiatoren: Die Plattform sollte ursprünglich den Markenhändlern eine attraktive Alternative zu den dominierenden Portalen bieten. Doch genau diese Zielgruppe blieb zurückhaltend. Der VWFS-Sprecher bringt es auf den Punkt: Man hätte sich „ehrlicherweise ein größeres Commitment gewünscht“. Die bewusst markenübergreifende Ausrichtung – auch Renault und zeitweise Mercedes waren beteiligt – konnte die Händlerschaft nicht in ausreichender Zahl überzeugen.

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