Finance & Freedom EZB vor Zinssenkung: Was bedeutet das für mein Geld?

EZB vor Zinssenkung: Was bedeutet das für mein Geld?

Die Europäische Zentralbank steht vor ihrer siebten Zinssenkung seit Juni 2024 – während Trumps neue Handelspolitik die Notenbanker vor ein komplexes Dilemma stellt.

Die Würfel sind gefallen: Die Europäische Zentralbank wird heute mit hoher Wahrscheinlichkeit den Leitzins erneut senken. Während Experten einen Rückgang um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent erwarten, richtet sich der Fokus längst auf die größere Frage: Wie reagiert Europa auf Donald Trumps aggressive Zollpolitik und welche geldpolitischen Konsequenzen zieht EZB-Präsidentin Christine Lagarde aus dem drohenden Handelskrieg?

Zwischen Zöllen und starkem Euro

Die geopolitische Lage hat sich dramatisch verändert. Trumps willkürliche Zollpolitik und sein unberechenbares Auftreten haben das Vertrauen in den Dollar erschüttert. Anleger ziehen Kapital aus US-Staatsanleihen ab, der Euro wertet auf. Diese Entwicklung wirkt auf den ersten Blick inflationsdämpfend für Europa, da Importe – besonders Energie – günstiger werden.

Gleichzeitig bergen die US-Zölle ein Inflationsrisiko. Sie schotten Märkte gegen günstigere Produkte ab und verteuern sowohl Importe als auch die heimische Produktion. Die Hamburg Commercial Bank schätzt, dass „etwa 70 Prozent der Ratsmitglieder eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Euroraum befürworten“, während etwa 15 Prozent für eine Zinspause plädieren dürften.

Handelskrieg als Konjunkturbremse

Die drohende Eskalation des Handelskonflikts belastet die Weltwirtschaft massiv. Fed-Chef Jerome Powell warnte bereits am Mittwoch, dass die Zölle in den USA zu höherer Inflation, weniger Wachstum und mehr Arbeitslosen führen würden. Die schwächere Konjunktur könnte den Preisdruck mindern – ein Effekt, der sich bereits im Rückgang der Energiepreise widerspiegelt.

Die EZB steht vor einem Balanceakt: Einerseits nähert sich die Inflation mit 2,2 Prozent in der Eurozone dem Zielwert von 2 Prozent. Andererseits muss sie die Auswirkungen milliardenschwerer Ausgabenprogramme für Verteidigung und Infrastruktur berücksichtigen, die die Nachfrage und potenziell auch die Preise antreiben.

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