Finance & Freedom Mindestlohn: Steigt er auf 15 Euro? Entscheidung fällt am Freitag

Mindestlohn: Steigt er auf 15 Euro? Entscheidung fällt am Freitag

Die Mindestlohnkommission verkündet am Freitag ihre Entscheidung zur neuen Lohnuntergrenze. SPD hofft auf 15 Euro, doch Experten warnen: Selbst dieser Betrag reicht nicht, um Altersarmut zu verhindern.

Der Countdown läuft. Am kommenden Freitag (27. Juni) um 13 Uhr fällt die Entscheidung, die für Millionen Beschäftigte in Deutschland existenzielle Bedeutung hat: Die Mindestlohnkommission gibt bekannt, wie hoch die gesetzliche Lohnuntergrenze künftig ausfallen wird. Aktuell liegt sie bei 12,82 Euro pro Stunde – doch ob der von der Ampel-Koalition anvisierte Sprung auf 15 Euro gelingt, steht in den Sternen.

Zwischen Wahlversprechen und Realität

Die SPD hatte im Wahlkampf offensiv mit dem 15-Euro-Mindestlohn geworben. Im Koalitionsvertrag findet sich zwar keine konkrete Vorgabe, wohl aber die Zielmarke von 15 Euro bis 2026. SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf signalisierte bereits Kompromissbereitschaft: Die Sozialdemokraten würden sich auch mit einem Wert knapp unter der magischen Grenze zufriedengeben.

Die Mindestlohnkommission, paritätisch besetzt mit Vertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften, entscheidet unabhängig. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert 15,27 Euro je Stunde für 2026 und beruft sich dabei auf EU-Vorgaben, nach denen der Mindestlohn 60 Prozent des mittleren Einkommens eines Landes erreichen sollte.

21 Euro für ein würdevolles Alter

Was auf den ersten Blick nach einer deutlichen Verbesserung klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als unzureichend für eine sichere Altersvorsorge. Die Rechtsanwalts- und Rentenberatungskanzlei rentenbescheid24.de hat laut „merkur.de“ vorgerechnet: Selbst mit 15 Euro Mindestlohn droht vielen Menschen im Alter die Armut.

Die Kalkulation der Experten zeigt ernüchternde Zahlen: Bei 15 Euro Stundenlohn, einer 40-Stunden-Woche und 45 Arbeitsjahren ergibt sich eine monatliche Rente von 1.136 Euro. Dieser Betrag liegt deutlich unter der prognostizierten Armutsgefährdungsgrenze von 1.380 Euro netto im Jahr 2025.

Um tatsächlich vor Altersarmut geschützt zu sein, müsste der Mindestlohn nach den Berechnungen der Kanzlei bei etwa 21 Euro liegen – erst dann würde die Schwelle der Armutsgefährdung knapp überschritten. Eine Erkenntnis, die besonders alarmierend wirkt angesichts der Tatsache, dass die Zahl armutsgefährdeter Rentnerinnen und Rentner in Deutschland 2024 einen Höchststand erreicht hat.

Perspektiven für die Zukunft

Die bevorstehende Entscheidung der Mindestlohnkommission wird vermutlich einen Kompromiss zwischen den Forderungen der Gewerkschaften und den Bedenken der Arbeitgeber darstellen. Während eine Anhebung auf 15 Euro einen wichtigen Schritt für viele Geringverdiener bedeuten würde, zeigen die Berechnungen zur Altersarmut, dass dies nur ein Zwischenschritt sein kann.

Langfristig muss die Politik Antworten finden, wie die wachsende Kluft zwischen Mindestlohn und armutsfester Rente geschlossen werden kann. Ob durch eine weitere Stärkung der gesetzlichen Rente, zusätzliche Förderung privater Vorsorge oder strukturelle Arbeitsmarktreformen – die Zahlen machen deutlich, dass selbst ein Mindestlohn von 15 Euro das Problem der Altersarmut nicht lösen wird.

Die Entscheidung am Freitag ist daher mehr als nur eine Zahl – sie ist ein Gradmesser dafür, wie ernst es der Gesellschaft mit dem Schutz ihrer schwächsten Mitglieder ist.

Quelle: Merkur.de