Finance & Freedom Mütterrente 3.0: Merz‘ Milliardenplan für 9,8 Millionen Rentnerinnen

Mütterrente 3.0: Merz‘ Milliardenplan für 9,8 Millionen Rentnerinnen

Die Merz-Regierung plant eine Rentenreform mit Fokus auf Gleichstellung bei der Mütterrente. Künftig sollen alle Mütter drei Rentenpunkte pro Kind erhalten – unabhängig vom Geburtsjahr. Die Finanzierung sorgt für Kontroversen.

Die schwarz-rote Koalition unter Friedrich Merz packt ein heißes Eisen an: Die Mütterrente soll revolutioniert werden. Während das Rentenniveau bei 48 Prozent festgeschrieben und das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren gedeckelt bleibt, zielt die Reform vor allem auf eine Gleichbehandlung aller Mütter ab. Die Maßnahme könnte fast 10 Millionen Rentnerinnen betreffen – und den Bundeshaushalt jährlich mit 4,45 Milliarden Euro belasten.

Gleiches Geld für alle Mütter

Der Kern der Reform: Die bisherige Ungleichbehandlung von Müttern, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, soll ein Ende haben. Statt wie bisher 2,5 Rentenpunkte sollen künftig alle Mütter einheitlich drei Entgeltpunkte pro Kind erhalten. Die Deutsche Rentenversicherung rechnet mit erheblichen finanziellen Auswirkungen. Ihre Präsidentin Gundula Roßbach stellte gegenüber der „Rheinischen Post“ klar, dass eine Finanzierung aus Beiträgen sozial ungerecht wäre. Die Mehrkosten sollen daher vollständig aus Steuermitteln fließen.

Koalitionspartner im Finanzierungsstreit

Während die CSU auf schnelle Umsetzung drängt, tritt die SPD auf die Kostenbremse. SPD-Chef Lars Klingbeil machte deutlich, dass eine solide Gegenfinanzierung Voraussetzung für die Zustimmung des Finanzministeriums sei. Scharfe Kritik kommt vom CDU-Wirtschaftsrat. Dessen Generalsekretär Wolfgang Steiger bezeichnete das Vorhaben in der „Augsburger Allgemeinen“ als „überteuertes Sozialgeschenk“ und forderte stattdessen Fokus auf Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit.

107 Euro mehr für Millionen Rentnerinnen

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut Deutschem Institut für Wirtschaft würden rund 9,8 Millionen Rentnerinnen von der Reform profitieren. Ohne diese Maßnahme müssten fast neun Millionen Frauen auf durchschnittlich 107 Euro monatlich verzichten. Aktuell beziehen etwa 87 Prozent aller Frauen über 65 Jahre die Mütterrente in irgendeiner Form.

Der Sozialverband VdK begrüßt die geplante Reform als „längst überfällige Anerkennung der jahrzehntelangen unbezahlten Sorgearbeit von mehreren Müttergenerationen“. Die Maßnahme könnte besonders für ältere Frauen mit niedrigen Renten eine spürbare finanzielle Verbesserung bedeuten.

Demografischer Wandel fordert weitere Rentenreformen

Die Mütterrenten-Reform markiert nur den Anfang einer notwendigen Neugestaltung des Rentensystems. Der demografische Wandel wird in den kommenden Jahrzehnten den Druck auf die Rentenkasse weiter erhöhen. Experten fordern bereits jetzt ein Umdenken bei der langfristigen Finanzierung. Während die aktuelle Reform auf Steuermittel setzt, werden künftige Anpassungen kaum ohne strukturelle Veränderungen auskommen.

Die Herausforderung für die Merz-Regierung liegt nun darin, die Balance zwischen sozialer Gerechtigkeit und finanzieller Nachhaltigkeit zu finden. Die Mütterrente könnte dabei zum Präzedenzfall werden, wie künftige Rentenreformen finanziert werden. Entscheidend wird sein, ob die Koalition es schafft, die Mehrkosten ohne neue Schulden zu stemmen und gleichzeitig das Vertrauen der Bürger in die Stabilität des Rentensystems zu stärken.

Quelle: Frankfurter Rundschau