Finance & Freedom Renten-Zoff: Ministerin Reiche bringt längere Lebensarbeitszeit für alle ins Spiel

Renten-Zoff: Ministerin Reiche bringt längere Lebensarbeitszeit für alle ins Spiel

Wirtschaftsministerin Katherina Reiche stellt die Rente mit 67 infrage und plädiert für längere Lebensarbeitszeit. Der Vorstoß könnte für Koalitionskrach sorgen – während Experten bereits weitergehende Reformen fordern.

Die Debatte um das Renteneintrittsalter nimmt Fahrt auf. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat sich für eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ausgesprochen und damit den aktuellen Rentenkonsens infrage gestellt. „Wenn Sie mich fragen, führt kein Weg daran vorbei, länger zu arbeiten“, erklärte die 51-Jährige bei einer Pressekonferenz in Berlin. Ein konkretes neues Rentenalter nannte sie nicht, doch ihre Botschaft ist eindeutig: Die Rente mit 67 steht auf dem Prüfstand.

Koalitionsvertrag kontra Wirtschaftsrealität

Der Vorstoß der Ministerin kollidiert frontal mit dem Koalitionsvertrag. Dort hatten CDU und SPD vereinbart: „Statt einer weiteren Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters wollen wir mehr Flexibilität beim Übergang vom Beruf in die Rente.“ Sogar der abschlagsfreie Renteneintritt nach 45 Beitragsjahren soll bestehen bleiben. Reiche argumentiert jedoch mit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Belastung des Faktors Arbeit durch hohe Sozialabgaben wirke hemmend auf die Wirtschaft.

Tatsächlich liegen die deutschen Sozialbeiträge deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Aktuell fließen 18,6 Prozent des Bruttogehalts in die Rentenkasse – je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen. Prognosen deuten darauf hin, dass dieser Satz bereits in drei Jahren auf 20 Prozent steigen könnte. Gleichzeitig stützt der Bund das Rentensystem in diesem Jahr mit 121,25 Milliarden Euro aus Steuermitteln.

Experten fordern radikalere Schritte

Während die Politik noch diskutiert, gehen Wirtschaftsexperten bereits weiter. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm fordert eine systematische Anpassung des Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung – etwa um ein Jahr pro Dekade. „Das sind unbequeme Maßnahmen, aber letztlich stellen die eben sicher, dass wir da tragfähig aufgestellt sind“, betont Grimm laut „nord24.de“. Zusätzlich plädiert sie für die Abschaffung der Rente mit 63 für all jene, die gesundheitlich bis zum regulären Renteneintrittsalter arbeiten können.

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