Finance & Freedom Renten-Zoff: Ministerin Reiche bringt längere Lebensarbeitszeit für alle ins Spiel

Renten-Zoff: Ministerin Reiche bringt längere Lebensarbeitszeit für alle ins Spiel

Auch ifo-Präsident Clemens Fuest sieht gegenüber „infranken.de“ keine Alternative zu einem höheren Renteneintrittsalter: „Es ist vollkommen klar, das Rentenzugangsalter wird steigen müssen. Das weiß jeder, der bis drei zählen kann.“ Für Fuest reicht eine Anhebung des Eintrittsalters allein jedoch nicht aus. Er fordert zudem ein langsameres Ansteigen der Renten im Vergleich zu den Löhnen.

Widerstand von Gewerkschaften und SPD

Die Vorschläge stoßen auf erheblichen Widerstand. IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner verweist darauf, dass bereits jetzt 25 Prozent der Beschäftigten Probleme mit dem aktuellen Renteneintrittsalter haben: „Weil sie es körperlich, psychisch nicht mehr können, gehen die aus dem Erwerbsleben raus.“ Auch innerhalb der Koalition zeichnet sich Konfliktpotenzial ab. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) lehnt ein höheres Eintrittsalter ab und fordert stattdessen, Beamte und Selbstständige in die Rentenkasse einzahlen zu lassen.

Fuest hält diesen Ansatz für eine Scheinlösung: „Das löst doch das Problem nicht. Die Menschen bekommen dann auch Ansprüche. Die Rentenkasse wird nicht entlastet durch die Vermehrung der Rentner.“ Auch Grimm sieht darin keinen echten Lösungsansatz, da mit den Einzahlungen entsprechende Leistungsansprüche verbunden wären.

Die Rentendebatte markiert einen Wendepunkt in der deutschen Sozialpolitik. Die demografische Entwicklung zwingt zu Entscheidungen, die keine Regierung mehr aufschieben kann. Die von Union und SPD geplante Rentenkommission könnte zum Schlüsselelement werden – vorausgesetzt, sie entwickelt tatsächlich tragfähige Konzepte jenseits politischer Kompromisse. Für Arbeitnehmer zeichnet sich ab, dass die Lebensarbeitszeit steigen wird, während gleichzeitig die Rentensteigerungen moderater ausfallen dürften.

Die eigentliche Herausforderung besteht darin, ein System zu entwickeln, das sowohl generationengerecht als auch sozial ausgewogen ist und die unterschiedlichen Belastungen verschiedener Berufsgruppen berücksichtigt. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Koalition den Mut zu echten Reformen aufbringt oder ob der Vorstoß von Reiche im politischen Tagesgeschäft untergeht.

Quellen: bild.de, nord24.de, infranken.de

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